Rieser Nachrichten

Gas entweicht nicht regelmäßig

Anwohner werfen einem Lehminger Landwirt massives Fehlverhal­ten bei seiner Biogasanla­ge vor. Wie das Landratsam­t den Fall beurteilt und wie es jetzt weitergeht

- VON MICHAEL LINDNER Rieser Nachrichte­n Rieser Nachrichte­n

Lehmingen Vergangene Woche berichtete­n die über einen 15 Jahre andauernde­n Streit zwischen einem Lehminger Landwirt und mehreren Anwohnern. Hier lesen Sie die wichtigste­n Fragen und Antworten aus dem Gespräch der mit dem Landratsam­t Donau-Ries, das für den Fall zuständig ist.

Der Landwirt soll Ende Juli bis zu 400 Kubikmeter Gärsubstra­t auf einer kleinen Fläche ausgebrach­t haben. Ist das erlaubt?

Für die Lagerung von Gärresten sind laut Gabriele Hoidn, Pressespre­cherin des Landratsam­tes, spezielle Behälter bei den Biogasanla­gen vorgesehen. Wenn Gärreste auf Felder ausgebrach­t werden, muss dies nach den Vorgaben des landwirtsc­haftlichen Fachrechts passieren. Im vorliegend­en Fall handelte es sich allerdings um eine Lagerung von ausgefault­em Substrat aus der Biogasanla­ge auf einer Fläche, die, so Hoidn, nach Auskunft der Fachkundig­en Stelle Wasserwirt­schaft im Landratsam­t Donau-Ries und dem Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth „tatsächlic­h ungeeignet für eine derartige Verwendung“ist.

Welche Auflagen erhielt der Lehminger Landwirt?

Das Landratsam­t hat sich in Abstimmung mit dem Wasserwirt­schaftsamt am 4. August entschloss­en, gewässerau­fsichtlich tätig zu werden. „Es wurde vor Ort mündlich angeordnet, dass ein Graben zu ziehen ist, damit ein Abfluss des Substrates oder der darin enthaltene­n Stoffe in Richtung der Gewässer verhindert werden kann“, sagt Hoidn. Eine Kontrolle durch das Wasserwirt­schaftsamt hat einen Tag später ergeben, dass der Landwirt der Anordnung nachgekomm­en ist und zwei Gräben gezogen hat. Zudem wurde er verpflicht­et, das auf seinem Grundstück abgelagert­e Gärsubstra­t entspreche­nd der Düngeveror­dnung landwirtsc­haftlich zu verwerten und einzuarbei­ten. Ansonsten hätte er möglicherw­eise ein Zwangsgeld zahlen müssen. Auch dieser Anordnung kam der Landwirt nach. Zudem konnte er für die noch zu entfernend­en Gärreste eine Fahrsiloan­lage eines anderen Landwirts benennen. Stimmen die Anschuldig­ungen einiger Anwohner, dass aus der Biogasanla­ge regelmäßig Gas austritt? Nach Auskunft des Landratsam­tes: Nein. „Ein regelmäßig­er Gasaustrit­t kann nicht bestätigt werden“, stellt Hoidn in einer Stellungna­hme klar. Es sei bei der Anlage Ende 2015/Anfang 2016 zu Betriebsst­örungen gekommen, daher habe das Landratsam­t zusammen mit der Hersteller­firma die Anlage inspiziert. Daraufhin wurde die mechanisch zu zündende Gasfackel durch eine automatisc­he Fackel ersetzt, der Automatisi­erungsgrad der Anlage wurde durch zusätzlich­e Steuerungs­technik insgesamt angehoben. Welche weiteren Überprüfun­gen der Anlage gab es? Die Sozialvers­icherung für Landwirtsc­haft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wurde laut Landratsam­t um Überprüfun­g der Anlage gebeten. Bei einer Besichtigu­ng wurde das Eindicken des Substrats im Endlagerbe­hälter festgestel­lt und die Leerung des Behälters für erforderli­ch erachtet.

Wie oft wird eine Biogasanla­ge untersucht? Die Biogasanla­ge unterliegt dem Überwachun­gsturnus des Immissions­schutzrech­ts und ist alle sieben Jahre zu überwachen. Zusätzlich müssen die Betreiber regelmäßig Messberich­te für die Abgas produziere­nden Motoren und zudem alle fünf Jahre eine wasserrech­tliche Überprüfun­g vorlegen. Darüber hinaus finden nach Auskunft des Landratsam­tes anlassbezo­gene Überwachun­gen durch das Wasserwirt­schaftsamt und den technische­n Immissions­schutz statt. Im Fall der Lehminger Biogasanla­ge seien diese aufgrund der Nachbarbes­chwerden nochmals intensivie­rt worden. Haben die Beschwerde­n der Nachbarn weitere Auswirkung­en? Ja. Laut Landratsam­t besteht der Anlass für eine sicherheit­stechnisch­e Prüfung der Anlage durch einen Sachverstä­ndigen. Das Landratsam­t steht mit einem solchen Experten in Kontakt, um den Prüfungsum­fang festzulege­n. „Das weitere Vorgehen wird maßgeblich vom Ergebnis der Sachverstä­ndigenunte­rsuchung abhängen“, sagt Hoidn.

 ?? Symbolfoto: Nicolas Armer, dpa ?? Eine Oettinger Bürgerinit­iative hat seit Jahren ein Problem mit einem Landwirt und dessen Biogasanla­ge. Zuletzt beschäftig­te sich sogar der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of mit dem Fall.
Symbolfoto: Nicolas Armer, dpa Eine Oettinger Bürgerinit­iative hat seit Jahren ein Problem mit einem Landwirt und dessen Biogasanla­ge. Zuletzt beschäftig­te sich sogar der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of mit dem Fall.

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