Bankräuber hält Kundin Messer an den Hals
Ein Unbekannter überfällt eine Raiffeisen-Volksbank-Filiale in Donauwörth. Der Täter verliert auf seiner Flucht einen Teil der Beute und hinterlässt einige Spuren
Donauwörth Es ist ein sonniger Vormittag in der Donauwörther Parkstadt. Auf dem zentralen Platz im Bereich der Andreas-Mayr-Straße sind recht viele Menschen unterwegs, um im Supermarkt und den umliegenden Geschäften ihre Einkäufe zu erledigen. Die Filiale der Raiffeisen-Volksbank nebenan hat gut eine Viertelstunde geöffnet, da betritt gegen 9.20 Uhr ein mit dunkelblauem T-Shirt und Jeanshose bekleideter Mann den Schalterraum. Über seinen Kopf hat der Unbekannte eine Plastiktüte gezogen, in die er Löcher geschnitten hat. In diesem Moment wird klar, dass er Böses vorhat. Er packt von hinten eine Kundin, 77, hält ihr ein Messer an den Hals und fordert Geld.
Eine Angestellte, die am Tresen steht, händigt dem Bankräuber eine niedrige fünfstellige Summe aus. Er flüchtet und kann trotz einer umfangreichen Fahndung entkommen. Dennoch haben die Ermittler die Hoffnung, den Täter zu erwischen. Denn er hat viele Spuren hinterlassen. Die Gesetzeshüter sind inner- kurzer Zeit am Tatort. Erst am Tag zuvor hat die Filiale eine neue Telefonanlage und damit auch eine verbesserte Alarmschaltung erhalten. „Mit der geht ein Alarm wesentlich schneller raus“, erklärt Franz Miller, Vorstand der Raiffeisen-Volksbank (RVB) Donauwörth, der ebenfalls rasch vor Ort ist – und sich erleichtert zeigt, dass bei dem Überfall niemand verletzt wurde. Sowohl die betagte Kundin als auch die Beschäftigte am Schalter hätten das dramatische Geschehen dem ersten Anschein nach gut weggesteckt. Zwei andere Mitarbeiter hielten sich zum Zeitpunkt der Tat jeweils mit einem Kunden in Nebenräumen auf. Das betroffene Personal werde psychologisch betreut, so Miller.
Der Räuber rennt nach dem Überfall über einen Fußweg in Richtung Sebastian-Frank-Schule davon. Kurz bevor er diese erreicht, wirft er einige Gegenstände – darunter das Küchenmesser, seine Handschuhe und zwei Tüten – neben einem Mülleimer ins Gebüsch. Und der Flüchtende verliert bei dieser Gelegenheit etwa 50 Meter von der Filiale entfernt einen Teil der Beute. Insgesamt schätzungsweise 50 Fünfund Zehn-Euro-Scheine flattern auf den Boden. Der Täter lässt sie liegen und läuft anscheinend in Richtung Norden weiter.
Durch Zufall findet in Donauwörth an diesem Tag ein Training von fünf Polizeihundeführern aus ganz Bayern statt. Sie eilen in die Parkstadt und die Tiere nehmen die Fährte des Räubers auf. Die Spur verliert sich nach Auskunft von Einsatzleiter Gerhard Bißwanger jedoch im Umfeld des Schießplatzes, am Rand des Stadtwalds. Obwohl ein Großaufgebot der Polizei – es sind Beamte bis aus Nördlingen und Gersthofen sowie ein Hubschrauber beteiligt – auf dem Schellenberg und im Forst nach dem Unbekannten sucht, kann dieser entkommen. Am Nachmittag wird die gezielte Fahndung in diesem Gebiet abgebrochen. Derweil sichern die Gesetzeshüter am Tatort und dessen Umgebung zahlreiche Spuren – und hoffen, dass deren Auswertung wertvolle Hinweise liefert. Die Polizei verfügt auch über Bilder der Überwachungskameras. Allerdings ist dahalb rauf das Gesicht des etwa 1,70 bis 1,75 Meter großen Mannes mit normaler Statur und offenbar kurzen, dunkelblonden Haaren nicht zu erkennen.
Bemerkenswert: Der Banküberfall in der Parkstadt ist die erste Tat dieser Art seit über neun Jahren im Raum Donauwörth. Zuletzt erbeutete eine Bande im Mai 2007 in der RVB-Filiale in Mertingen fast 100 000 Euro. Vier der fünf Bandenmitglieder wurden dingfest gemacht und vor Gericht gestellt.
Auch die RVB-Filiale in der Donauwörther Parkstadt war schon einmal das Ziel eines Bankräubers. Vor gut 13 Jahren, am 20. Juni 2003, kam ein 37-Jähriger in die Bank, sprang über den Tresen und bedrohte eine Angestellte mit einem Messer. Über die Beute von rund 16000 Euro konnte sich der Täter aber nicht lange freuen. Fünf Tage später fasste ihn die Polizei in Rostock. Er wurde zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. O
Hinweise zum Banküberfall in der Parkstadt nimmt die Kripo Dillingen entgegen. Telefon: 09071/56-0.