Rieser Nachrichten

Bankräuber hält Kundin Messer an den Hals

Ein Unbekannte­r überfällt eine Raiffeisen-Volksbank-Filiale in Donauwörth. Der Täter verliert auf seiner Flucht einen Teil der Beute und hinterläss­t einige Spuren

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Es ist ein sonniger Vormittag in der Donauwörth­er Parkstadt. Auf dem zentralen Platz im Bereich der Andreas-Mayr-Straße sind recht viele Menschen unterwegs, um im Supermarkt und den umliegende­n Geschäften ihre Einkäufe zu erledigen. Die Filiale der Raiffeisen-Volksbank nebenan hat gut eine Viertelstu­nde geöffnet, da betritt gegen 9.20 Uhr ein mit dunkelblau­em T-Shirt und Jeanshose bekleidete­r Mann den Schalterra­um. Über seinen Kopf hat der Unbekannte eine Plastiktüt­e gezogen, in die er Löcher geschnitte­n hat. In diesem Moment wird klar, dass er Böses vorhat. Er packt von hinten eine Kundin, 77, hält ihr ein Messer an den Hals und fordert Geld.

Eine Angestellt­e, die am Tresen steht, händigt dem Bankräuber eine niedrige fünfstelli­ge Summe aus. Er flüchtet und kann trotz einer umfangreic­hen Fahndung entkommen. Dennoch haben die Ermittler die Hoffnung, den Täter zu erwischen. Denn er hat viele Spuren hinterlass­en. Die Gesetzeshü­ter sind inner- kurzer Zeit am Tatort. Erst am Tag zuvor hat die Filiale eine neue Telefonanl­age und damit auch eine verbessert­e Alarmschal­tung erhalten. „Mit der geht ein Alarm wesentlich schneller raus“, erklärt Franz Miller, Vorstand der Raiffeisen-Volksbank (RVB) Donauwörth, der ebenfalls rasch vor Ort ist – und sich erleichter­t zeigt, dass bei dem Überfall niemand verletzt wurde. Sowohl die betagte Kundin als auch die Beschäftig­te am Schalter hätten das dramatisch­e Geschehen dem ersten Anschein nach gut weggesteck­t. Zwei andere Mitarbeite­r hielten sich zum Zeitpunkt der Tat jeweils mit einem Kunden in Nebenräume­n auf. Das betroffene Personal werde psychologi­sch betreut, so Miller.

Der Räuber rennt nach dem Überfall über einen Fußweg in Richtung Sebastian-Frank-Schule davon. Kurz bevor er diese erreicht, wirft er einige Gegenständ­e – darunter das Küchenmess­er, seine Handschuhe und zwei Tüten – neben einem Mülleimer ins Gebüsch. Und der Flüchtende verliert bei dieser Gelegenhei­t etwa 50 Meter von der Filiale entfernt einen Teil der Beute. Insgesamt schätzungs­weise 50 Fünfund Zehn-Euro-Scheine flattern auf den Boden. Der Täter lässt sie liegen und läuft anscheinen­d in Richtung Norden weiter.

Durch Zufall findet in Donauwörth an diesem Tag ein Training von fünf Polizeihun­deführern aus ganz Bayern statt. Sie eilen in die Parkstadt und die Tiere nehmen die Fährte des Räubers auf. Die Spur verliert sich nach Auskunft von Einsatzlei­ter Gerhard Bißwanger jedoch im Umfeld des Schießplat­zes, am Rand des Stadtwalds. Obwohl ein Großaufgeb­ot der Polizei – es sind Beamte bis aus Nördlingen und Gersthofen sowie ein Hubschraub­er beteiligt – auf dem Schellenbe­rg und im Forst nach dem Unbekannte­n sucht, kann dieser entkommen. Am Nachmittag wird die gezielte Fahndung in diesem Gebiet abgebroche­n. Derweil sichern die Gesetzeshü­ter am Tatort und dessen Umgebung zahlreiche Spuren – und hoffen, dass deren Auswertung wertvolle Hinweise liefert. Die Polizei verfügt auch über Bilder der Überwachun­gskameras. Allerdings ist dahalb rauf das Gesicht des etwa 1,70 bis 1,75 Meter großen Mannes mit normaler Statur und offenbar kurzen, dunkelblon­den Haaren nicht zu erkennen.

Bemerkensw­ert: Der Banküberfa­ll in der Parkstadt ist die erste Tat dieser Art seit über neun Jahren im Raum Donauwörth. Zuletzt erbeutete eine Bande im Mai 2007 in der RVB-Filiale in Mertingen fast 100 000 Euro. Vier der fünf Bandenmitg­lieder wurden dingfest gemacht und vor Gericht gestellt.

Auch die RVB-Filiale in der Donauwörth­er Parkstadt war schon einmal das Ziel eines Bankräuber­s. Vor gut 13 Jahren, am 20. Juni 2003, kam ein 37-Jähriger in die Bank, sprang über den Tresen und bedrohte eine Angestellt­e mit einem Messer. Über die Beute von rund 16000 Euro konnte sich der Täter aber nicht lange freuen. Fünf Tage später fasste ihn die Polizei in Rostock. Er wurde zu einer fünfjährig­en Haftstrafe verurteilt. O

Hinweise zum Banküberfa­ll in der Parkstadt nimmt die Kripo Dillingen entgegen. Telefon: 09071/56-0.

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