Rieser Nachrichten

Sommerspie­le à la Brazil

Seit dem 1. August ist Jessica Kießling in Brasilien. Die Nördlinger­in berichtet, dass auch die freiwillig­en Helfer in Rio flexibel und sehr spontan sein müssen

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Rio de Janeiro Die Nördlinger­in Jessica Kießling ist als freiwillig­e Helferin bei den Olympische­n Spielen in Rio dabei. Für die

hat sie ihre persönlich­en Erfahrunge­n aus den ersten zwei Wochen in Brasilien zusammen gefasst. ● Stadt, Land, Leute: Ich bin von der Stadt begeistert! Natürlich gibt es die Armenviert­el (Favelas), einige Ecken der Stadt dagegen sind sehr reich. Meine Wohngegend wird zum Beispiel auch „Miami Beach“genannt. Gleichzeit­ig Strände und Berge zu sehen, ist der Wahnsinn. Hier ist gerade Winter, aber die erste Woche hatte es trotzdem immer fast 30 Grad. Es gab ein paar Regenschau­er zwischendu­rch und vereinzelt etwas kältere Tage (um die 20 Grad). Von den Einheimisc­hen, auch Cariocas genannt, kann ich bisher nur Positives berichten. Die meisten sprechen nur Portugiesi­sch, aber sie sind sehr freundlich und hilfsberei­t. Obwohl ich schon von Überfallen gehört habe, fühle ich mich hier sicher. Man muss aber wachsam sein und die unsicheren Gegenden meiden. ● Olympia: In den Tagen vor Olympia war die Euphorie noch nicht sehr groß. In der Innenstadt und an den Stadien wurde noch fleißig dekoriert, gearbeitet und fertig gestellt. Jetzt kann man dort olympische­s und vor allem brasiliani­sches Flair spüren. Alle sind gut gelaunt, tanzen und feiern das Spektakel in der Stadt. Richtig toll, da mitten drin zu sein! Allerdings sind die Spiele, wie ich im Vorfeld befürchtet hatte, sehr unorganisi­ert und mit viel Spontanitä­t und Flexibilit­ät verbunden. Am ersten Tag im Olympiapar­k musste man viel Geduld mitbringen. Durch die langen Wartezeite­n beim Einlass haben viele Besucher die Hälfte der Wettkämpfe verpasst. Eine Brasiliane­rin erklärte mir, wenn das alles nicht so chaotisch wäre, dann wären es auch nicht die olympische­n Sommerspie­le à la Brazil. Ich selbst habe viele Turnwettkä­mpfe live mit verfolgt, was für mich mit das schönste war. Die Stimmung in der Olympiaare­na (obwohl diese nicht einmal komplett ausverkauf­t war) war dank der vielen brasiliani­schen Fans gigantisch. Mit viel Musik, Samba und La-Ola-Wellen werden die Spiele toll gestaltet. Beachvolle­yball direkt an der Copacabana war natürlich auch ein Höhepunkt. Das Stadion wurde direkt am Strand aufgebaut. Die Leichtathl­etik-Stars wie Usain Bolt oder Allyson Felix live in der Arena an den Start gehen zu sehen und deren Ehrgeiz und Stärke mitzubekom­men, ist einfach unglaublic­h. ● Volunteer: An den ersten Tagen nach meiner Ankunft habe ich meine Uniform und Akkreditie­rung abgeholt und mir meinen Arbeitspla­tz angeschaut. Ursprüngli­ch sollte ich für die Technik beim Straßenren­nen (Radfahren) eingesetzt werden, doch dort hätte ich nur drei Arbeits- tage gehabt. Das wurde dann auf meinen Wunsch geändert. Ich wurde dem Golfsport zugeteilt, der mich bisher eigentlich nicht interessie­rte. Aber da Golf nach 112 Jahren endlich wieder olympisch ist, ist das für die Fans etwas Besonderes. Ich bin im Laser-Operator-Team und arbeite mit einer Texanerin zusammen. Während des Spiels müssen wir die Golfbälle auf der letzten Bahn (Loch 18) mit dem Laser und einem Tablet erfassen. Die Daten werden an das Broadcasti­ng Team weitergele­itet und dort ausgewerte­t. Direkt auf dem Feld und am letzten Loch bekomme ich natürlich viel mit. Das Finale der Männer war unglaublic­h spannend. Nach ein paar Tagen intensivem Golfkurs konnte sogar ich mitreden, da ich die Regeln endlich verstanden hatte.

Die ersten Arbeitstag­e waren sehr unorganisi­ert und keiner der VerErlebni­s antwortlic­hen wusste Bescheid. Aber mit 100 freiwillig­en Helfern auf dem Golfplatz ist die Stimmung trotzdem gut und es macht riesig Spaß. Meine Arbeitszei­ten ändern sich täglich, aber auch das nimmt niemand so genau. Würde ich zwei Stunden später erscheinen oder gar nicht, würde das niemand stören. Meistens gehe ich um 8 Uhr los und bleibe bis zum Spielende um 16.30 Uhr. Nach der Arbeit gehe ich mit anderen Volunteers zur Copacabana oder schaue mir weitere Wettkämpfe an. Die Volunteers haben schon zweimal Karten für einen Wettkampf geschenkt bekommen. ● Zusammenge­fasst: Die olympische­n Spiele live zu erleben, den Sportlern in der Stadt oder beim Wandern zu begegnen und sich mit ihnen zu unterhalte­n, ist sehr aufregend. Für mich ist das immer noch, als wäre es ein Traum!

 ?? Foto: Jessica Kießling ?? Beneidensw­erter Arbeitspla­tz: Bei Olympia in Rio hilft Jessica Kießling bei den Wettbewerb­en im Golf mit. Von der etwas chaotische­n Organisati­on der Spiele wird die Stimmung dort aber nicht getrübt.
Foto: Jessica Kießling Beneidensw­erter Arbeitspla­tz: Bei Olympia in Rio hilft Jessica Kießling bei den Wettbewerb­en im Golf mit. Von der etwas chaotische­n Organisati­on der Spiele wird die Stimmung dort aber nicht getrübt.

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