Abschiebungen scheitern oft an Gegenwehr
Behörden registrieren hunderte Fälle
Berlin Über 34000 Menschen wurden zwischen Anfang 2015 und Ende Juni dieses Jahres aus Deutschland abgeschoben – die übergroße Mehrzahl per Flugzeug. Rund 600 Abschiebungen mussten allerdings im letzten Moment abgebrochen werden, unter anderem, weil die Betroffenen sich heftig wehrten oder die Fluglinien sich weigerten. Das geht aus Antworten der Bundesregierung auf zwei Anfragen der Linken im Bundestag hervor. Die häufigsten Gründe für den Abbruch von Abschiebeversuchen waren demnach „Widerstandshandlungen“der Betroffenen.
Deswegen wurde eine Abschiebung im vergangenen Jahr 211-mal abgebrochen und im ersten Halbjahr dieses Jahres 121-mal. In insgesamt 160 Fällen scheiterten den Angaben des Bundesinnenministeriums zufolge die Abschiebungen, weil die Fluglinien oder Piloten den Transport verweigerten. 108 Abschiebungen wurden gestoppt, weil die Betroffenen kurz vor dem Einstieg in das Flugzeug erkrankten. An der Weigerung der Zielländer, die Abgeschobenen aufzunehmen, scheiterten in dem Zeitraum von eineinhalb Jahren 37 Abschiebungen.
Am häufigsten stoppten den Angaben zufolge Migranten aus den afrikanischen Ländern Eritrea und Gambia durch Widerstand ihre bereits laufenden Abschiebungen (34 bzw. 33 Fälle). Es folgten Somalia, Irak, Pakistan und Kamerun (18 bis 23). Unter den weiteren Staaten waren Syrien (13) und Afghanistan.
In Brüssel wurden diese Woche zwei Deutsche wegen eines spontanen Aufstands gegen die Abschiebung eines schreienden Migranten nach Kamerun aus einem Flugzeug geworfen. Auch drei Franzosen und ein Kameruner mussten aussteigen. Ebenso wurde der Flüchtling aus der Maschine gebracht, soll aber noch diese Woche mit einem anderen Flug nach Kamerun abgeschoben werden.