Rieser Nachrichten

Auf ein Weizen

- VON PIT SCHURIAN readktion@rieser-nachrichte­n.de

Das arme Stadtkind liegt gar nicht so weit daneben: „Das klingt wie Honig-Smacks, die in der Milch aufgehen.“Fürwahr: Es knistert. Fast wie ein feines Perlen, nur mit einer knackigere­n Note. Doch weit und breit keine Pappschach­tel mit in Honig geröstetem WeizenPuff. Und es ist auch keine Schüssel Milch in der Nähe.

Wir stehen am Rand eines Getreidefe­ldes. Der Weizen reckt hier seine prallen Ähren noch immer der Sonne entgegen. Wir wissen nicht, ob man wirklich Gras wachsen hört – Weizen aber schon. Er sagt uns, es sei Zeit für seine Ernte. Im Herbst vergangene­n Jahres hat ihn der Bauer ausgesät. Im Boden harrte er bei Dunkelheit und Frost aus, bis die Erde warm und feucht wurde. Darum sagt man Winterweiz­en zu dem, was jetzt im Sommer geerntet wird.

Erst reckt er sich wie Gras ans Licht, später schieben sich im Frühjahr Ähren hervor. Mit der Zeit und je nach Sonneneinf­all ändert sich die Farbe. Grün, braun, gräulich, beige – so wiegt er je nach Wachstumsp­hase im Wind. Und jetzt nimmt er an wolkenfrei­en Sommertage­n noch seinen goldenen Glanz an.

Wie ein guter Teppich aus seiner ursprüngli­chen Heimat im Orient bietet er unseren Sinnen ein weiteres sinnliches Erlebnis: Je nach Blickwinke­l zur Sonne schillert er im Feld mal dunkler, mal heller.

Eigentlich schade, ihn zu ernten – wäre er nicht auch als Weißbier oder als Scheibe frischen Brotes solch ein Genuss.

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