Auf ein Weizen
Das arme Stadtkind liegt gar nicht so weit daneben: „Das klingt wie Honig-Smacks, die in der Milch aufgehen.“Fürwahr: Es knistert. Fast wie ein feines Perlen, nur mit einer knackigeren Note. Doch weit und breit keine Pappschachtel mit in Honig geröstetem WeizenPuff. Und es ist auch keine Schüssel Milch in der Nähe.
Wir stehen am Rand eines Getreidefeldes. Der Weizen reckt hier seine prallen Ähren noch immer der Sonne entgegen. Wir wissen nicht, ob man wirklich Gras wachsen hört – Weizen aber schon. Er sagt uns, es sei Zeit für seine Ernte. Im Herbst vergangenen Jahres hat ihn der Bauer ausgesät. Im Boden harrte er bei Dunkelheit und Frost aus, bis die Erde warm und feucht wurde. Darum sagt man Winterweizen zu dem, was jetzt im Sommer geerntet wird.
Erst reckt er sich wie Gras ans Licht, später schieben sich im Frühjahr Ähren hervor. Mit der Zeit und je nach Sonneneinfall ändert sich die Farbe. Grün, braun, gräulich, beige – so wiegt er je nach Wachstumsphase im Wind. Und jetzt nimmt er an wolkenfreien Sommertagen noch seinen goldenen Glanz an.
Wie ein guter Teppich aus seiner ursprünglichen Heimat im Orient bietet er unseren Sinnen ein weiteres sinnliches Erlebnis: Je nach Blickwinkel zur Sonne schillert er im Feld mal dunkler, mal heller.
Eigentlich schade, ihn zu ernten – wäre er nicht auch als Weißbier oder als Scheibe frischen Brotes solch ein Genuss.