Bankfilialen auf dem Land sterben aus
Im neuen Jahr stehen viele Banken in unserer Region leer. Wie die Einwohner darauf reagieren und wo künftig zumindest noch Geldautomaten stehen werden
Im neuen Jahr stehen viele Bankfilialen in unserer Region leer. Wie die Einwohner darauf reagieren, lesen Sie auf
Er ist wohl Fluch und Segen zugleich. Einerseits bietet der digitale Wandel große Vorzüge, weil er uns Menschen immer mehr Arbeit abnimmt. Andererseits wird der Alltag durch ihn auch zunehmend unpersönlicher. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist das Schließen der Schalter vieler Geschäftsstellen der Raiffeisen-Volksbank (RVB) sowie der Sparkasse Donauwörth (wir berichteten).
In einigen der insgesamt 15 betroffenen Filialen werden künftig nur noch Geldautomaten für die Kunden stehen, andere der kleinen Geschäftsstellen auf dem Land schließen komplett. In Genderkingen hat die Sparkasse die Schalter bereits im September geschlossen. Zum Jahreswechsel trifft dies auch die Zweigstellen in Maihingen, Fünfstetten, Huisheim, Hainsfarth, Megesheim und Wechingen. Dort sollen für die Kunden weiterhin Automaten zum Geldabheben bereitstehen. Die Filiale der Sparkasse am Donauwörther Bahnhof wird dicht gemacht, sobald ein Selbstbedienungsbereich im neuen Einkaufszentrum in der Dillinger Straße verwirklicht ist.
Die RVB Donauwörth schließt zum Jahresende den Geschäftsbetrieb in Daiting, Wörnitzstein, Blindheim und Lutzingen (beide Landkreis Dillingen). In Mauren, Mündling und Zirgesheim ist am 28. Februar Schluss. Einzig im Donauwörther Stadtteil Berg möchte die Bank weiterhin einen sogenannten Selbstbedienungs-Service mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker erhalten. „Wir haben lange überlegt und eigentlich bis zum letzten Augenblick gewartet“, sagt Vorstand Michael Kruck. Letztlich bleibe der RVB Donauwörth, wie auch den anderen Genossenschaftsbanken und Sparkassen der Region, aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten keine andere Wahl, als künftig auf einige Geschäftsstellen zu verzichten.
„Man hört es ja überall“, sagt eine 75-jährige Huisheimerin. Nach und nach würden immer mehr kleine Geschäftsstellen der Banken auf dem Land verschwinden. Überrascht sei sie deshalb nicht, dass es nun eben auch die kleine Sparkasse in Huisheim treffe. Ein letztes Mal war sie in dieser Woche in der Geschäftsstelle um Geld am Schalter abzuheben, um ein paar Überweisungen in Auftrag zu geben und um ein nettes Gespräch mit den beiden Mitarbeitern zu führen – man kennt sich hier.
In Zukunft müsse sie sich eben mit dem Automaten unterhalten, scherzt die 75-Jährige. Persönlich habe sie aber kein Problem damit, ihr Geld aus einer Maschine zu lassen. „Mein Sohn hat mir das alles erklärt“, sagt sie. „Es gibt aber auch ältere Leute, die mit den Automaten nicht zurecht kommen“.
Insgesamt aber nehme die Zahl der Leute, welche die Möglichkeiten der Selbstbedienung, des Tele- fons, des Online-Bankings und des Internets nutzen, deutlich zu, betont Johann Natzer, Vorstand der Sparkasse Donauwörth. „Gründe, eine Geschäftsstelle aufzusuchen, nehmen damit ab und damit auch die Anzahl der Besuche von Kunden“, sagt er. Gleichzeitig wachse
Einige haben noch nie Geld am Automaten geholt
die Erwartung an eine gute, fundierte und passende Beratung: „Dieses Beratungsangebot kann in größeren Geschäftsstellen besser als in kleineren, angeboten werden.“
Einer, der sein Geld tatsächlich noch nie an einem Automaten abgehoben hat, ist der 83-jährige Ulrich Riedelsheimer aus Daiting. „Ich hole mein Geld einfach lieber am Schalter“, sagt er. Einen Geldautomaten hat er noch nie bedient. Doch nun muss auch er sich umgewöhnen. Künftig wird er mit dem Auto ins immerhin über sechs Kilometer entfernte Buchdorf zur nächsten RVB– Geschäftsstelle fahren müssen. Für den 79-jährigen Daitinger Gebhard Häckel, ist das ein echtes Problem. „Ich kann selbst nicht mehr mit dem Auto fahren“, erklärt er. Auch er habe sein Geld bisher stets am Schalter in der Filiale neben dem kleinen Dorfladen geholt.
Nun habe er sein Konto so einrichten müssen, dass eine Verwandte für ihn abheben kann. In Härtefällen zeigen sich jedoch sowohl die Raiffeisen-Volksbank, als auch die Sparkasse entgegenkommend. Für Kunden, die weder selbst, noch über bevollmächtigte Andere an ihr Geld kommen, bieten die Institute Serviceleistungen. „Wir werden diesen Kunden im Einzelfall das Geld vorbeibringen“, versichert Vorstand Johann Natzer.