Rieser Nachrichten

Chinesen sind nicht mehr zu bremsen

Für die Übernahme des Augsburger Roboterbau­ers Kuka hat der Midea-Konzern nun auch den Segen der amerikanis­chen Behörden. Dazu war ein Verkauf notwendig

- (dpa/sts)

Der Weg für die bisher größte chinesisch­e Firmenüber­nahme in Europa ist frei: Die US-Behörden haben dem Kauf des Augsburger Roboter- und Anlagenbau­ers Kuka durch den chinesisch­en Hausgeräte­hersteller Midea nun zugestimmt, wie beide Unternehme­n am Freitag mitteilten. Midea-Chef Paul Fang kündigte Investitio­nen in die künftige Tochter-Gesellscha­ft an, nannte aber keine Details. Nach Schätzung der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Ernst & Young beläuft sich das Volumen des Deals auf knapp 4,7 Milliarden US-Dollar.

Kuka stellt vor allem Roboter für die Industriep­roduktion her. Midea will künftig stärker auf Automatisi­erung setzen. Das Unternehme­n fertigt bislang Klimaanlag­en und Hausgeräte und ist in diesem Sektor nach eigenen Angaben Nummer eins in China.

Die Zustimmung der US-Behörden war die letzte Hürde für die Übernahme gewesen. Kuka hatte zuvor als Bedingung sein Flugzeugin­dustrie-Geschäft in den USA an ein US-Unternehme­n verkauft, da die Regierung in Washington ihr Veto gegen einen Verkauf militä- bedeutsame­r Technologi­e an Chinesen eingelegt hatte. Die KukaAktion­äre sollen ihre Anteile dann im Laufe der ersten zwei Januarwoch­en an Midea abgeben. Das in der südchinesi­schen Provinz Guangdong nahe Hongkong ansässige Un- ternehmen wird anschließe­nd knapp 95 Prozent der Kuka-Anteile halten. Abgesehen von Kuka hat Midea in diesem Jahr auch den italienisc­hen Klima-Anlagenher­steller Clivet übernommen. Die Chinesen haben sich damit dank ihrer großzürisc­h gigen Offerte von 115 Euro je Aktie bei Kuka durchgeset­zt und die Aktionäre überzeugt. In die Übernahmes­chlacht hatten sich auch Politiker eingeschal­tet. Sowohl der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger als auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel waren skeptisch gegenüber dem Kauf des Hochtechno­logie-Unternehme­ns durch einen chinesisch­en Riesen.

Weil der Kuka-Konzern, den auch Kanzlerin Angela Merkel in Augsburg besucht hatte, Roboter für die Autoindust­rie liefert, gab es Bedenken gegen die Übernahme. Es wuchs die Sorge, dass die Chinesen damit Einblicke in die Innovation­en deutscher Auto-Konzerne bekommen. Doch Politiker konnten Midea nicht ausbremsen, schlicht weil es nach der deutschen Gesetzesla­ge dazu keine Handhabe gibt. Dafür hätten nationale Sicherheit­sinteresse­n betroffen sein müssen. Und der lange – gerade in Kreisen der deutschen Autoindust­rie – erhoffte weiße Ritter tauchte nicht auf. Kein deutsches oder europäisch­es Unternehme­n war somit bereit, einen derart hohen Preis wie die Chinesen für Kuka-Aktien zu zahlen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Kuka AG stand im Mittelpunk­t des in Deutschlan­d spektakulä­rsten Übernahme falls im Jahr 2016. Die Chinesen machten das Rennen.

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