Unverhoffter Schlagerstar
Karriere Der Nördlinger Schauspieler Gerhard Jilka gibt in den Werbespots des Versandhauses Otto einen selbstverliebten und etwas abgehalfterten Sänger. Das kommt so gut an, dass Jilka in der Rolle nun möglicherweise auf Tour geht
Castings sind für Schauspieler tägliches Brot. Man wird eingeladen, geht hin, wartet, spricht für irgendeine Rolle vor. Dann beginnt das große Warten, Wochen vergehen, bis man genommen wird – oder eben nicht. Außer man erlebt eine Sternstunde, so wie sie dem Nördlinger Schauspieler Gerhard Jilka passiert ist: Er sprach vor, bekam am nächsten Tag einen Anruf mit dem Hinweis, dass sein Ticket schon am Flughafen hinterlegt sei und morgen gedreht würde.
Freilich „nur“für einen Werbespot des Hamburger Versandhauses Otto. Doch auch so ein Werbespot kann – wie man heute weiß – eine Sternstunde werden, wenn es, wie in Jilkas Rolle, um einen dieser selte- Werbungen geht, die zum Selbstläufer werden. Jilka verkörpert einen mehr oder weniger abgehalfterten Schlagerfuzzy, der nur noch in und von seinem einstigen Erfolg lebt. Er heißt Ricardo und singt den vordergründig unsäglichen Schlager „Weißer Stern von Alcunar“. So war es von den Machern des Spots vorgesehen. Nicht mehr und nicht weniger. Doch dann schlug diese Werbung so ein, dass bis jetzt fast zwei Millionen Klicks im Internet ein „mehr davon“fordern und Gerhard Jilka drauf und dran ist, zum Schlagerstar zu werden. Jedenfalls kann sich seine vor Anfragen kaum retten und es wird, aller Voraussicht nach, eine Tour mit Ricardo geben.
Zweifellos ist der Werbespot gut und mit witzigen Klischees überladen. Doch planen kann man so einen durchschlagenden Erfolg nicht. Man braucht einfach Glück. Und dieses Glück weiß Jilka zu schätzen. „Ich bin Schauspieler und werde auch die Rolle des Ricardo genießen, was will ich denn mehr?“
Recht hat er, der gebürtige Nördlinger, der schon 1976 zum ersten mal als „Tatterich“auf der BasteiBühne stand und von da an wusste, was er werden wollte. Er studierte in München Schauspiel, übernahm dort schon während des Studiums Synchronsprecher-Rollen und ging anschließend gleich mal mit Toni Berger und dessen „Brandner Kasnen per“auf große Tournee, bevor er sich in der freien Szene etablierte, unter anderem am Bayerischen Staatsschauspiel und am Münchener Prinzregententheater. Heute ist Gerhard Jilka einer der wenigen Schauspieler, die von dem Beruf leben können, was beileibe nicht selbstverständlich ist. Sein HauptBroterwerb ist aber nach wie vor das Synchronsprechen (Herr der Ringe, Ratatouille, Harry Potter), er ist häufig im Fernsehen (unter anderem Soko 5113, Rosenheim Cops, Hubert & Staller, München 7) zu sehen und spielt oft und gerne Theater: Neue Bühne Bruck, BlutenAgentur burg-Theater und auch in der Alten Bastei, zuletzt als Emanuel Schikaneder.
Obwohl er mittlerweile in der Nähe von München wohnt, freut er sich immer wieder, wenn er nach Nördlingen kommen kann „Da geht mir ab Harburg immer das Herz auf“. Er will auch unbedingt wieder in der Alten Bastei spielen – und in der Schlussszene des Stadtmauerfestes ist er ohnehin fest eingeplant. Und natürlich verfolgt er mit großem Interesse, was sein Neffe Nico mit seiner Schauspielmanufaktur aufführt.
Er findet es gut und wichtig, was da passiert. Gut zu wissen auch, dass Nördlingen ein guter Boden für Kulturschaffende zu sein scheint. Es muss ja nicht unbedingt nur „Ricardo“sein.
Der Song heißt „Weißer Stern von Alcunar“ Mit Nördlingen verbindet Jilka immer noch viel