Die Meere des Mondes
Der Erdtrabant ist ein beliebtes Beobachtungsobjekt. Und das aus gutem Grund
Der Mond unseres Planeten ist ein dankbares Beobachtungsobjekt für Liebhaber der Astronomie. Gerade der Einsteiger in die Himmelskunde, der nur über ein Fernglas oder ein kleines Teleskop verfügt, kann auf der Oberfläche des Erdtrabanten eine Menge interessanter Formationen ausmachen.
Auch die mittlerweile fast überall auftretende Lichtverschmutzung stört bei der Mondbeobachtung kaum. Noch kann sich der Mond gegenüber den irdischen Lichtquellen durchsetzen. Derjenige , der auch in einer Stadt lebt, kann weitgehend die Mondbeobachtung noch ohne Probleme durchführen.
Schon mit bloßem Auge fallen dunkle Flecken auf dem sonst recht hellen Mond auf. Deutlich unterscheidet sich der zunehmende vom abnehmenden Halbmond. Der zunehmende Halbmond erscheint heller, der abnehmende zeigt einen hellen Rand, die Innenfläche ist vergleichsweise dunkel. Man vergleiche selbst mal beide Halbmondphasen, den zunehmenden Halbmond am Abendhimmel und 14 Tage später den abnehmenden Halbmond am Morgenhimmel.
Bei Vollmond bilden die dunklen Regionen das berühmte „Mondgesicht“, dass etwas ernst oder gar traurig dahin guckt: Der Fantasie sind hierbei natürlich keine Grenzen gesetzt. Ähnlich wie bei den Sternbildern die Einbildungskraft Figuren und Gestalten erkennen ließen, so sehen Beobachter mal einen Mann im Mond, andere eine Frauengestalt oder einen Hasen. Wer mit einem Fernglas den Vollmond betrachtet, für den verschwinden diese Fantasiegebilde augenblicklich. Die ersten Teleskop-Beobachter meinten, in den dunklen Regionen auf dem Mond Meere zu sehen.
Die Vorstellung von den Mondmeeren übernahm auch der Jesuit und Professor für Astronomie aus Bologna, Giovanni Battista Riccioli (1598 bis 1671). Er und ein Kollege fertigten eine umfangreiche Mondkarte an, die 1651 erschien. Wie damals üblich, verwendete man für wissenschaftliche Bezeichnungen die lateinische Sprache. Meer heißt lateinisch „mare“. Auf dem Mond gibt es weder freie Wasserflächen noch eine Lufthülle. Unser Trabant ist eine sterile und tote Welt, sehr ungemütlich. Die „Mondmeere“sind mit erstarrter, dunkler Lava gefüllte, riesige Tiefebenen.
Die beiden größten „Mondmeere“sind in der Osthälfte des Mondes („links“von der Nordhalbkugel der Erde betrachtet) zu erkennen, nämlich der Oceanus Procellarum und das Mare Imbrium im Nordosten („oben links“).
Mit Begriffen wie links und rechts muss man freilich aufpassen, denn da kommt es darauf an, von wo aus auf der Erdoberfläche wir was beobachten auf dem guten alten Mond. Dann kommt es auch noch darauf an, in was für eine Optik wir blicken. Da wird gleich mal rechts mit links vertauscht. Bei Ost und West muss man ebenfalls aufpassen. Nach der modernen Bezeichnung ist auf dem Mond Osten dort, wo für einen Astronaut auf dem Mond die Sonne aufgeht.
Der Ausdruck „Libration“ stammt auch aus dem lateinischen „librare“, was „schwanken“heißt. Der Mond weist eine gebundene Rotation auf, das heißt, eine Eigenrotation entspricht der Länge eines Umlaufs um die Erde. Somit ist uns immer die gleiche Mondhälfte zugekehrt. Die Mondrückseite kennen wir nur von Bildern, die uns Raumsonden übermittelt haben. Natürlich auch die Apollo Missionen. Dennoch sehen wir mehr als 50 Prozent der Mondoberfläche: Infolge dieser Schwankung sind 60 Prozent von der Erde aus sichtbar. Mal sehen wir ein wenig mehr vom westlichen, dann wieder vom östlichen Rand.
Hat man sich einmal die wichtigsten Mondmeere eingeprägt, beginnen die besonders reizvollen Detailbeobachtungen. Diese nimmt man nicht bei Vollmond vor, sondern wenn die Lichtgrenze (Terminator) nach und nach über die Mondoberfläche zieht. Denn in der Nähe des Terminators wirken alle Geländedetails und Erhebungen richtig plastisch. Bei tief stehender Sonne werfen nämlich alle Berge lange, scharf begrenzte Schatten. Am Terminator selbst treten sogar kleine Bodenwellen deutlich hervor. Besonders reizvoll ist es, einen Ringwall oder Zentralberg in einem Krater beim Auftauchen aus der Schwärze der Mondnacht zu verfolgen. Weitere Infos unter www.rieser sternfreunde.de