City Outlet: Dinkelsbühl holt sich Hilfe
Die Stadt hat eine Aalener Firma mit einem Entwicklungskonzept beauftragt und hofft auf positive Ergebnisse. Eine Gegeninitiative bedient sich derweil in Nördlingen mit Ideen
Im besten Fall verschafft das Altstadt-Outlet der Stadt Dinkelsbühl volle Läden, glückliche Touristen und zufriedene Bewohner. Negative Folgen sind allerdings nicht ausgeschlossen. Die zusätzliche Belastung durch Autos könnte die Luft verschlechtern. Ganz zu schweigen von der Parkplatzsituation. Im schlimmsten Fall floppt das Projekt und die Anwohner sind genervt von den vielen zusätzlichen Konsum-Touristen, die in die attraktive Innenstadt pilgern.
Der Stadtrat will im Sommer beschließen, ob das Altstadt-Outlet tatsächlich Realität wird. Wie sich das Mammut-Einzelhandels-Projekt auswirken könnte, untersucht deshalb zur Zeit die Aalener Akademie Imakomm. Im Zuge des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts Isek soll auch ermittelt werden, ob es andere Alternativen als das Outlet gibt. Dinkelsbühls Bauverwaltungsleiter Peter Koller hofft, dass die Ergebnisse den Stadträten bei ihren Entscheidungen dann helfen könnten, für das Outlet zu stimmen und somit den Leerstand in der Innenstadt zu beseitigen. Das wäre jedenfalls der Wunsch der Stadt. Das Isek sei gut, um die Möglichkeiten der Stadt zu überprüfen. „Isek ist allumfassend. Es bezieht nicht nur den Einzelhandel mit ein, sondern auch den Verkehr, Kultur, Wohnen und gewerbliche Entwicklungen“, sagt Koller weiter.
Das Projekt wird stark kritisiert. Nicht nur Räte zeigen Widerstand, auch die Dinkelsbühler Initiative Pro Altstadt hat eine unverkennbare Haltung: „’S Outlet brauchts ned!“, heißt es auf der dazugehörigen Homepage. Dort wird weiter geschimpft. „Ein Konsum-Disneyland für billige Schnäppchenjäger ist kein Konzept für unsere Stadt.“Pro-Altstadt-Initiator Georg Koch sagt: „Das ist völliger Unsinn für Dinkelsbühl“und nennt weitere Argumente. „Boom-Tage“mit zu vielen Konsumenten könnten den Anwohnern zu viel Trubel bereiten. Außerdem würde die Stadt zunehmend mit Müll verschmutzt werden. Eine fremdbestimmte Architektur, mit der der Charme von Dinkelsbühl laut Koch verloren gehen soll, wäre eine andere Folge. Außerdem glauben die rund 40 Pro-Altstadt-Aktiven, dass die Stadt somit wirtschaftlich und politisch abhängig wird. Und: Der Verkehr könnte ihrer Ansicht nach dazu führen, dass in der Luft mehr Schadstoffe umherschwirren. Die Liste hört an dieser Stelle noch nicht auf. Sie stützen sich inzwischen auf ein Ranking, das die Vorbildstadt Bad Münstereifel mit seinem Outlet schlecht aussehen lässt. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt, landete das City-Outlet bei der Bewertung aus Sicht der Markenhersteller auf dem letzten Platz.
Pro-Altstadt-Initiator Georg Kopf relativiert diese Tatsache, auch wenn sie seine Haltung verstärkt. In Bad Münstereifel stünden die Macher am Anfang. Und so ein Altstadt-Outlet könne ja auch positive Auswirkungen haben. Nämlich dann, wenn es tatsächlich die leer stehenden Gebäude mit Leben bedient und Arbeitsplätze schafft.
Pro Altstadt will einen anderen Weg gehen, um den Einzelhandel weiterzuentwickeln. Vorbild ist dahingehend die Stadt Nördlingen. Die Initiative ist überzeugt, dass ein fairer und regionaler Handel der Stadt besser stehen würde, als Klamotten-Läden von möglicherweise zweitklassigen Ketten. Weitere Ideen, die sich Pro Altstadt auch für Dinkelsbühl vorstellen kann, sind die Bonuskarte „NöCard“, das Città-Slow-Festival sowie das Tastethe-best-Fest“.
Nicht nur in Dinkelsbühl war in den vergangenen Monaten die Rede von einem Outlet. Auch in Feuchtwangen und Oettingen wurde solch ein Projekt diskutiert. Beide scheiterten. In Oettingen war nach einer Studie klar, dass das Touristenaufkommen für eine „Romantic Outlet City“zu gering ist. In Feuchtwangen ließ Investor Jan Dieter Leuze die Stadt mit dem Auftrag sitzen.
Einen Investor gibt es für das Dinkelsbühler Altstadt-Outlet bislang nicht. Die finanzielle Umsetzung soll nach einem möglichen Beschluss im Sommer gelöst werden.