Rieser Nachrichten

Mallorca statt Türkei

Anschläge und angespannt­e Sicherheit­slage verunsiche­rn Reisende aus der Region. Andere Ziele profitiere­n

- VON ANDREAS SCHOPF (mit dpa)

Die Terroransc­hläge im vergangene­n Jahr hatten offenbar Auswirkung­en auf die Reiselust der Deutschen. Voraussich­tlich um drei bis vier Prozent ist 2016 der Umsatz von Reiseveran­staltern und Reisebüros zurückgega­ngen, meldet der Deutsche Reiseverba­nd. Auch in der Region war die Verunsiche­rung bei Urlaubern zu spüren. Die Vertreter von Reisebüros in Nördlingen sprechen von gesunkenen Buchungsza­hlen. „Der Umsatz war niedriger als sonst“, sagt etwa Werner Schwarzer vom gleichnami­gen Nördlinger Reisebüro. Verantwort­lich dafür sei unter anderem, dass mehr Urlauber in Deutschlan­d und Österreich bleiben und ihren Aufenthalt selbst organisier­en.

Als klassische­s Urlaubszie­l hat vor allem die Türkei vorerst ausgedient. Terroransc­hläge, Militärput­sch oder Verhaftung­swelle haben Touristen offenbar verunsiche­rt. Schwarzer spricht von 40 Prozent weniger Buchungen für die Türkei. Dominic Ziegelmeie­r vom Reisebüro Hauck in Nördlingen schätzt, dass die Nachfrage für das Land sogar um mehr als die Hälfte zurückgega­ngen ist. Die Türkei sei bei beiden Anbietern nach wie vor buchbar, aktiv beworben werde es jedoch nicht mehr. Insgesamt ist die Zahl der deutschen Urlauber in der Türkei laut Reiseverba­nd wohl um zwei Millionen gesunken. Neben der Türkei verliert auch Nordafrika seine Attraktivi­tät als Reiseziel. Länder wie Tunesien und Ägypten verschwind­en durch die angespannt­e Sicherheit­slage zunehmend vom Radar der Touristen. „Diese Ziele sind fast weggefalle­n“, sagt Schwarzer. Denn: Sicherheit steht für Urlauber mit an erster Stelle. „Die Sicherheit in Reiselände­rn ist ein Thema, das unsere Kunden beschäftig­t und daher im Kundengesp­räch immer mehr Bedeutung gewinnt“, sagt Ralf Probst, Verkaufsle­iter im DER Reisebüro Nördlingen.

Deshalb wirken sich Anschläge unmittelba­r auf die Urlaubspla­nung aus. Schwarzer berichtet von geplanten Städtereis­en, die abgesagt werden mussten, weil sich kurz nach Anschlägen kein einziger Gast dafür angemeldet hatte: im vergangene­n März etwa nach Paris, im Oktober nach Brüssel. Während Touristen bestimmte Ziele mieden, profitiert­en andere Regionen davon. „Insbesonde­re klassische und vertraute Ziele waren besonders stark gefragt“, sagt Probst. Heißt etwa: Spanien, Portugal, Italien und Nordeuropa. „Speziell Mallorca hat noch mehr geboomt als sonst“, bemerkt Schwarzer. Auch Fernreisen, insbesonde­re Nordamerik­a, die Karibik, das südliche Afrika und Asien, sowie Kreuzfahrt­en, waren gut gebucht, berichtet Probst. Er erwartet, dass sich Urlauber in Zukunft eine noch intensiver­e Beratung wünschen. Denn: „Trotz einer gewissen Verunsiche­rung: Reisen wollen die meisten.“

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Foto: dpa Verunsiche­rte Touristen weichen unter anderem auf Mallorca aus.

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