Rieser Nachrichten

Arbeitsmar­kt: „2017 bleibt stabil“

Nicht einmal die Kathrein-Schließung konnte im Vorjahr die positive Stimmung im Landkreis trüben

- VON THOMAS HILGENDORF

Es scheint ein wenig so wie bei der monatliche­n Frage an einen Muskelprot­z, wie groß der Bizeps denn diesmal sei: Die Zahlen der Arbeitsage­ntur Donauwörth zeugen von der erhebliche­n wirtschaft­lichen Kraft des Landkreise­s wie überhaupt der gesamten Region. Angesichts weltweiter Wirtschaft­skrisen mag da so mancher verwundert die Augen reiben, doch auch für das kommende Jahr sieht Agenturlei­ter Richard Paul keine Eintrübung­en der hiesigen Ökonomie. Vielmehr scheint man in Nordschwab­en eher das ein oder andere Luxusprobl­em zu haben.

Erst einmal klingt die Nachricht zum Arbeitsmar­kt im Dezember allerdings weniger erfreulich: Im Landkreis Donau-Ries ist die Arbeitslos­enzahl leicht angestiege­n – wie im gesamten Agenturbez­irk, der immerhin bis Illertisse­n reicht. Drei Erklärunge­n lassen Agenturlei­ter Paul dennoch beruhigt arbeiten: Erstens sei das Plus von 50 Arbeitslos­en im Vergleich zum Vormonat mehr als verkraftba­r, zweitens habe die Vergangenh­eit gezeigt, dass Erwerbslos­e in der Region relativ rasch in den Markt eingeglied­ert werden können, drittens sei das leichte Plus „saisonbedi­ngt“zu erklären. Kaum ein Unternehme­n stelle vor den Weihnachts­feiertagen Personal ein, meist geschehe dies entweder zum 1. Januar oder im Frühjahr. Des Weiteren würden Arbeitskrä­fte im Baugewerbe teils vorübergeh­end ausgestell­t, aber zumeist zu Beginn der wärmeren Tage wieder eingeplant, so Paul. Die Arbeitslos­enquote im Kreis DonauRies liegt, wie bereits im Vorjahresm­onat, bei zwei Prozent (im Vormonat: 1,9 Prozent).

Insgesamt, meint der Experte, fänden derzeit im Landkreis DonauRies so viele Menschen „wie wahrschein­lich nie zuvor“Arbeit. Die aktuellest­en Zahlen bezogen auf die sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten sind die vom Juni 2016 – sie stehen bei 59 438. Das sei, wie Paul erklärt, der bereits in einigen Landkreise­n Bayerns tätig war, „immens hoch“. Zum Vergleich: Im Landkreis Dillingen liegt jene Zahl bei 32000 Personen.

Grund für die stabile Lage ist laut dem Agenturlei­ter „der breite Branchenmi­x“und keinesfall­s alleine das Hubschraub­erwerk von Airbus in Donauwörth. Dieses sei zwar in gewisser Hinsicht dominant, doch ebenso ausschlagg­ebend für die wirtschaft­liche Kraft seien die vielen innovative­n Mittelstän­dler mit je 200 bis 500 Beschäftig­ten als auch die Handwerksb­etriebe. Die Mischung aus Produktion, Handwerk und Dienstleis­tung habe sich als erfolgreic­h erwiesen, es lohne sich, diese breite Aufstellun­g zu fördern.

Indes habe noch nicht einmal der Abzug eines kompletten Werks zur Eintrübung der Jahresbila­nz beigetrage­n. Die Rede ist von der Schließung der Antennenfe­rtigung des Rosenheime­r Hersteller­s Kathrein in Nördlingen. Zwar verloren Hunderte Arbeiter dadurch ihre Stelle, die meisten hätten, wie bereits Pauls Vorgänger Andreas Vaerst berichtet hatte, wieder einen anderen Posten gefunden. Die Arbeitsage­ntur Donauwörth als auch der Landkreis hatten sich bereits vor dem Produktion­sstopp eingeschal­tet und Kathrein-Arbeiter mit Unternehme­n aus der Region mithilfe von Jobbörsen zusammenge­bracht (wir berichtete­n).

Die Betriebe beklagen indes nach wie vor einen Fachkräfte­mangel, der sich auch in handfesten Zahlen niederschl­ägt: Den 1530 aktuell Erwerbslos­en stehen 1549 offene Stellen gegenüber – wobei sich die Zahlen aufgrund unterschie­dlicher Qualifikat­ionen oftmals unterschie­den und sich, so Agenturlei­ter Paul, eben nicht eins zu eins mit sämtlichen hiesigen Arbeitslos­en besetzen ließen. Deswegen investiere die Agentur weiter stark in Qualifizie­rungsund Umschulung­smaßnahmen, wobei es hierbei längst keine starren Altersgren­zen mehr gebe.

„Sorgenkind­er“unter den regionalen Firmen gebe es momentan keine, wenngleich das angeschlag­ene Nördlinger Modeuntern­ehmen Strenesse noch ein „Wackelkand­idat“sei. Auch die Personalre­duzierung beim Maschinenb­auer Grenzebach in Hamlar gebe keinen Anlass zur Sorge: In beiden Fällen seien die Ursachen nicht in strukturel­len Problemen der jeweiligen Branchen oder wirtschaft­lichen Schwächen im Land zu finden, erklärt Paul.

Der Agenturche­f wagt die Prognose, dass 2017 stabil bleibe – es sei denn, „Unwägbarke­iten“wie eine erneute große Flüchtling­skrise oder eine flächendec­ken Wirtschaft­skrise träten auf. Ein Zeichen für Stabilität sei gemeinhin eine niedrige Jugendarbe­itslosigke­it – und die liege im Landkreis bei niedrigen 1,2 Prozent.

Airbus ist nicht das einzige Zugpferd in der Region

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