Arbeitsmarkt: „2017 bleibt stabil“
Nicht einmal die Kathrein-Schließung konnte im Vorjahr die positive Stimmung im Landkreis trüben
Es scheint ein wenig so wie bei der monatlichen Frage an einen Muskelprotz, wie groß der Bizeps denn diesmal sei: Die Zahlen der Arbeitsagentur Donauwörth zeugen von der erheblichen wirtschaftlichen Kraft des Landkreises wie überhaupt der gesamten Region. Angesichts weltweiter Wirtschaftskrisen mag da so mancher verwundert die Augen reiben, doch auch für das kommende Jahr sieht Agenturleiter Richard Paul keine Eintrübungen der hiesigen Ökonomie. Vielmehr scheint man in Nordschwaben eher das ein oder andere Luxusproblem zu haben.
Erst einmal klingt die Nachricht zum Arbeitsmarkt im Dezember allerdings weniger erfreulich: Im Landkreis Donau-Ries ist die Arbeitslosenzahl leicht angestiegen – wie im gesamten Agenturbezirk, der immerhin bis Illertissen reicht. Drei Erklärungen lassen Agenturleiter Paul dennoch beruhigt arbeiten: Erstens sei das Plus von 50 Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat mehr als verkraftbar, zweitens habe die Vergangenheit gezeigt, dass Erwerbslose in der Region relativ rasch in den Markt eingegliedert werden können, drittens sei das leichte Plus „saisonbedingt“zu erklären. Kaum ein Unternehmen stelle vor den Weihnachtsfeiertagen Personal ein, meist geschehe dies entweder zum 1. Januar oder im Frühjahr. Des Weiteren würden Arbeitskräfte im Baugewerbe teils vorübergehend ausgestellt, aber zumeist zu Beginn der wärmeren Tage wieder eingeplant, so Paul. Die Arbeitslosenquote im Kreis DonauRies liegt, wie bereits im Vorjahresmonat, bei zwei Prozent (im Vormonat: 1,9 Prozent).
Insgesamt, meint der Experte, fänden derzeit im Landkreis DonauRies so viele Menschen „wie wahrscheinlich nie zuvor“Arbeit. Die aktuellesten Zahlen bezogen auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind die vom Juni 2016 – sie stehen bei 59 438. Das sei, wie Paul erklärt, der bereits in einigen Landkreisen Bayerns tätig war, „immens hoch“. Zum Vergleich: Im Landkreis Dillingen liegt jene Zahl bei 32000 Personen.
Grund für die stabile Lage ist laut dem Agenturleiter „der breite Branchenmix“und keinesfalls alleine das Hubschrauberwerk von Airbus in Donauwörth. Dieses sei zwar in gewisser Hinsicht dominant, doch ebenso ausschlaggebend für die wirtschaftliche Kraft seien die vielen innovativen Mittelständler mit je 200 bis 500 Beschäftigten als auch die Handwerksbetriebe. Die Mischung aus Produktion, Handwerk und Dienstleistung habe sich als erfolgreich erwiesen, es lohne sich, diese breite Aufstellung zu fördern.
Indes habe noch nicht einmal der Abzug eines kompletten Werks zur Eintrübung der Jahresbilanz beigetragen. Die Rede ist von der Schließung der Antennenfertigung des Rosenheimer Herstellers Kathrein in Nördlingen. Zwar verloren Hunderte Arbeiter dadurch ihre Stelle, die meisten hätten, wie bereits Pauls Vorgänger Andreas Vaerst berichtet hatte, wieder einen anderen Posten gefunden. Die Arbeitsagentur Donauwörth als auch der Landkreis hatten sich bereits vor dem Produktionsstopp eingeschaltet und Kathrein-Arbeiter mit Unternehmen aus der Region mithilfe von Jobbörsen zusammengebracht (wir berichteten).
Die Betriebe beklagen indes nach wie vor einen Fachkräftemangel, der sich auch in handfesten Zahlen niederschlägt: Den 1530 aktuell Erwerbslosen stehen 1549 offene Stellen gegenüber – wobei sich die Zahlen aufgrund unterschiedlicher Qualifikationen oftmals unterschieden und sich, so Agenturleiter Paul, eben nicht eins zu eins mit sämtlichen hiesigen Arbeitslosen besetzen ließen. Deswegen investiere die Agentur weiter stark in Qualifizierungsund Umschulungsmaßnahmen, wobei es hierbei längst keine starren Altersgrenzen mehr gebe.
„Sorgenkinder“unter den regionalen Firmen gebe es momentan keine, wenngleich das angeschlagene Nördlinger Modeunternehmen Strenesse noch ein „Wackelkandidat“sei. Auch die Personalreduzierung beim Maschinenbauer Grenzebach in Hamlar gebe keinen Anlass zur Sorge: In beiden Fällen seien die Ursachen nicht in strukturellen Problemen der jeweiligen Branchen oder wirtschaftlichen Schwächen im Land zu finden, erklärt Paul.
Der Agenturchef wagt die Prognose, dass 2017 stabil bleibe – es sei denn, „Unwägbarkeiten“wie eine erneute große Flüchtlingskrise oder eine flächendecken Wirtschaftskrise träten auf. Ein Zeichen für Stabilität sei gemeinhin eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit – und die liege im Landkreis bei niedrigen 1,2 Prozent.
Airbus ist nicht das einzige Zugpferd in der Region