Rieser Nachrichten

Parteifreu­nde im Angriffsmo­dus

Die Vorwahlen bei den Sozialiste­n stehen an. Ex-Regierungs­chef Manuel Valls macht dem linken Flügel der Partei Avancen. Auf Hollandes Hilfe hofft er vergeblich

- VON BIRGIT HOLZER

Paris stand, und verteidigt am klarsten die Regierungs­bilanz. „Ich stehe zu dem, was seit 2012 mit dem Präsidente­n der Republik angestoßen wurde“, erklärte der 54-Jährige.

Doch Valls’ Rolle bei Hollandes Verzichtse­ntscheidun­g ist umstritten: Hat der einflussre­iche und überaus ehrgeizige Ex-Regierungs­chef den Präsidente­n zum Abtritt gedrängt, um selbst nachrücken zu können? Vier Tage nach Hollandes Erklärung im Dezember trat Valls als Premiermin­ister zurück, um sich fortan ganz seinem Wahlkampf zu widmen.

Umfragen zufolge hat der gebürtige Spanier, der im Alter von 20 Jahren die französisc­he Staatsbürg­erschaft erhielt, die besten Gewinnchan­cen bei den Vorwahlen; er liegt vor den Parteilink­en Arnaud Montebourg und Benoît Hamon sowie dem Überraschu­ngskandida­ten Peillon. Überholt wird Valls allerdings von Ex-Wirtschaft­sminister Emmanuel Macron, der mit seiner eigenen Partei „En Marche!“(In Bewegung!) bei den Präsidents­chaftswahl­en antritt.

Beide stehen für eine Liberalisi­erung der Wirtschaft und kämpften für Arbeitsmar­ktreformen nach sozialdemo­kratischem Vorbild. Dabei stießen sie aber auf Widerstand des linken Flügels der Sozialiste­n. Umso stärker wirbt nun Valls um diese Zielgruppe, indem er etwa ein Mindestein­kommen ab 18 verspricht. Außerdem will er den umstritten­en Notstandsp­aragrafen abschaffen, der die Durchsetzu­ng von Gesetzen am Parlament vorbei ermöglicht und den er als Regierungs­chef sechsmal anwandte, weil seine Partei gegen Reformen rebelliert­e.

Diesem „Durchregie­ren“des autoritäre­n Valls setzt der Philosophi­e-Professor Peillon sein Verspreche­n des Respekts entgegen und erinnert an seinen Platz in der ideologisc­hen Mitte der Partei. Genau betrachtet stehen beide Programme einander aber relativ nahe – von der Erhöhung des Verteidigu­ngsbudgets auf zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung über die Schaffung neuer Gendarmen- und Polizisten­stellen bis zur Fortsetzun­g des Schuldenab­baus. „Was ist die politische Linie von Vincent Peillon, außer Manuel Valls zu stören?“, fragte Valls’ Sprecher Olivier Dussopt deshalb. Die Parteifreu­nde werden sich nichts schenken.

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Foto: Th. Samson, afp Für „Respekt und Ehrlichkei­t“: Kandidat Vincent Peillon.
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Foto: François Mori, dpa Für ein „gerechtes Frankreich“: Kandidat Manuel Valls.

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