Eltern attackieren Krampus nach Klaps
Georg Loidl gibt seit 26 Jahren den gruseligen Gesellen. Nun hat er zum ersten Mal eine massive Beschwerde erhalten. Doch er denkt gar nicht daran, sich zu entschuldigen
Georg Loidl versteht die Welt nicht mehr. 15 Zeilen, vier kleine Absätze, gedruckt auf weißem Büropapier, haben Loidl am Neujahrstag die Sprache verschlagen. „Als der Brief ankam, hat mich fast der Schlag getroffen“, sagt er. Loidl spricht schnell, laut, energisch. Man merkt ihm an, dass ihn die ganze Sache ziemlich aufregt.
Es geht um seinen Auftritt bei der Weihnachtsfeier der Spielvereinigung Höhenkirchen (Kreis München) Anfang Dezember. Es gibt Geschenke für die Fußballjuniorinnen, der Nikolaus liest aus seinem goldenen Buch vor. Loidl gibt an diesem Tag den Krampus, rasselt mürrisch mit der Kette, verteilt gelegentlich einen kleinen Klaps mit seiner Rute. So, wie es Krampusse im Advent tun. „Brauchtum eben“, sagt Loidl.
Doch genau daran stören sich die Eltern eines Mädchens, das bei der Feier dabei war und einen Klaps mit der Rute bekommen hatte. Vier Wochen nach der Feier schreiben sie einen Brief und fordern eine Ent- „Wir möchten Sie hiermit darauf hinweisen, dass es in Deutschland gesetzlich verboten ist, ein Kind zu schlagen oder ihm auch nur einen Klaps zu geben“, steht in dem Schreiben nebst einem Verweis auf das Bürgerliche Gesetzbuch und das Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung. „Wir erwarten, dass der Krampus sich diesbezüglich bei uns meldet, sich entschuldigt und versichert, dass er von solchen gesetzeswidrigen Maßnahmen künftig Abstand nimmt“, heißt es weiter. Der Brief wurde an den Burschenverein geschickt, der den Auftritt organisiert hat. Und der leitete ihn an Loidl weiter.
Der kann die ganze Aufregung um seinen Krampus-Auftritt nicht verstehen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Es ist ja praktisch gar nichts passiert“, sagt er. Die Kinder waren alle zwischen neun und zehn Jahre alt. Er ist sich sicher, dass keines der Mädchen vor ihm Angst hatte. Seit 26 Jahren tritt Loidl im Ad- vent als Krampus auf. Eine Beschwerde, dass er zu grob oder zu gruselig sei, habe es in all den Jahren nie gegeben.
Vieles habe sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert, sagt er. „Früher hat man die Kinder in den Sack gesteckt und die Eltern haben gelacht.“Heute hätten viele Mütter und Väter Angst, ihre Kinder könnten den Auftritt des finsteren Gesellen psychisch nicht verkraften. „Damals waren wir drei Krampusse. Heute wird schon bei einem gesagt, er soll lieber draußen vor der Tür bleiben.“
Dass sich die Eltern so sehr um ihre Kinder sorgen, sei nicht das Einzige, was sich im Vergleich zu damals verändert hat. „Viele kleine Kinder fürchten sich heute mehr vor dem Auftritt des Krampus. Aber die Größeren haben den Respekt verloren“, sagt Loidl.
Der ganze Fußballverein halte in der Angelegenheit zu ihm. Der Trainer der jungen Fußballerinnen wollte sich gegenüber unserer Zeitung aber nicht äußern. Die Eltern des Mädchens waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Georg Loidl steht zu seinem Aufschuldigung. tritt als Krampus und hat sich entschieden, mit der ganzen Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Entschuldigen will er sich bei den Eltern, die den Brief verfasst haben, nicht. „Ich lasse mich nicht unterkriegen“, sagt er. Deswegen will er auch weiterhin im Advent als Krampus auftreten.
Der Brief beruft sich auf das Bürgerliche Gesetzbuch