Sieben Jahrzehnte „Spiegel“
Jubiläum Das Nachrichtenmagazin löste einst eine Regierungskrise aus. Der Chefredakteur sagt: Heute ist Recherche wichtiger denn je
Hamburg Das Nachrichtenmagazin
Der Spiegel feiert seinen 70. Geburtstag. Vor sieben Jahrzehnten brachte der damalige Chefredakteur Rudolf Augstein (1923-2002) die erste Ausgabe des politischen Magazins heraus, das sich zu einem Leitmedium entwickelte.
Der amtierende Chefredakteur Klaus Brinkbäumer, 49, fordert angesichts von Terrorismus und Rechtspopulismus die deutschen Medien auf, sich für Pressefreiheit und Demokratie einzusetzen. „Medien können und müssen nach wie vor recherchieren, was stimmt, und sagen, was ist“, fordert Brinkbäumer jetzt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. In Anlehnung an das Image des Nachrichtenmagazins, das unter Augsteins Ägide als „Sturmgeschütz der Demokratie“galt, sagt Brinkbäumer: „Das Wort ,Sturmgeschütz’ ist mir zu militaristisch. Damit ist aber gemeint, Verteidiger der Demokratie zu sein.“Dies müssten Journalisten in Zeiten wie diesen, in denen Demokratie ernsthaft in Frage gestellt werde, noch viel mehr sein. „Lügner müssen Lügner genannt werden, und Rassisten sind als das zu beschreiben, was sie sind.“
Mit zwei Jubiläumsausgaben will das Nachrichtenmagazin auf sieben Jahrzehnte zurückblicken. Die erste Ausgabe ist bereits erschienen, die zweite kommt am Samstag, 7. Januar, auf den Markt. Das Nachrichtenportal Spiegel Online startete gestern eine Sonderseite.
Das wichtigste Ereignis für das Blatt selbst war die Spiegel-Affäre 1962. In der Fehde zwischen Augstein und Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) über einen kritischen Artikel zur Nato-Übung „Fallex 62“durchsuchten Kriminalbeamte die Redaktionsräume in Hamburg, Augstein kam vorübergehend in Untersuchungshaft. Eine Regierungskrise war die Folge.
Durch den Strukturwandel in der Medienbranche hat auch das Nachrichtenmagazin über Jahre an Auflage eingebüßt und verkaufte zuletzt 789 062 Exemplare (3. Quartal). Das Heft erreicht zusammen mit Spiegel
Online wöchentlich mehr als 13 Millionen Menschen. Die Mediengruppe, zu der auch Spiegel TV, das Manager Magazin und Harvard Business Manager gehören, setzte 2015 rund 285 Millionen Euro um. Sie beschäftigte zuletzt noch 1129 Mitarbeiter. Durch ein Sparprogramm, das auch einen Stellenabbau umfasst, sollen von 2018 an dauerhaft 15 Millionen Euro gespart werden.