Herbstmeister bei Eis und Schnee
Es ist im Moment nicht einfach, sich auf die Bundesliga-Rückkehr umzustellen. Draußen glitzert der Schnee, die Öffentlich-Rechtlichen senden rund um die Uhr Biathlon und frühmorgens drohen Frostbeulen an den Füßen.
Wenigstens beschert der 17. Spieltag heute Abend einen Start in Freiburg, wo es bekanntlich immer einige Grade wärmer ist als in der übrigen Republik. Den Rest wird dann hoffentlich die Rasenheizung schaffen. Die Breisgauer empfangen den FC Bayern – und wer sich nach dem Wirbel um RB Leipzig nicht mehr ganz sicher sein sollte: die Münchner sind Tabellenführer.
Man darf das erwähnen, nachdem der Fußball-Fan gegen Ende 2016 durcheinanderkam, weil nach Freitagsspielen oft Leipzig dort stand, wo nach Münchner Verständnis nur der FC Bayern stehen darf. Inzwischen sind die Verhältnisse wieder klarer, nachdem der Rekordmeister den aufmüpfigen Red-Bull-Ableger im ersten direkten Duell zurechtgewiesen hat. Inzwischen traut die Mehrzahl der BundesligaTrainer den Roten wieder die Meisterschaft zu. Das ist insofern bemerkenswert, als kein vernünftiger Mensch vor kurzem noch – und das bis weit ins nächste Jahrhundert hinein – daran gezweifelt hätte.
Heute Abend ein Remis in Freiburg – und die Münchner haben auch die Statistik auf ihrer Seite. Sie wären dann zum 22. Mal HalbzeitMeister. In 36 der bislang 53 Spielzeiten gewann der Herbstmeister am Ende auch den Titel.
Dabei hat es nie eine Rolle gespielt, dass der Herbst lange vorbei ist, und in diesem Jahr die Weihnachtsbäume schon geschreddert sind, wenn die Bundesliga ihren Herbstmeister ermittelt. Kein Herbst, kein Meister, kein Rathausbalkon, keine Trophäe. Nicht einmal Schampus. Der Herbstmeister ist ein sprachliches Erbstück, das seinen Platz zwischen Leder und Manndecker behalten hat. Auf Dauer angelegt, wie alles im Fußball. Das Neue hat es hier schwer. Gut so! Den weltumspannenden Erfolg des Spiels sichern seine einfachen alten Regeln. Fifa-Direktor Marco van Basten sollte es lassen, daran herumzudoktern. Zeitstrafen, Shootout – braucht kein Mensch. Die Abseitsregel abschaffen? Vor 50 Jahren vielleicht. Jetzt, nachdem sie der Letzte verstanden hat, wäre es böswillig, sie zu kippen. Deshalb darf auch der Herbstmeister bleiben.