Rieser Nachrichten

Hausbau mit Rückfall Option

Mit Ausbaupake­ten selbst Hand anlegen

- VON KATJA FISCHER

„Do it yourself“ist sehr beliebt. Nicht nur Basteln und ein bisschen Heimwerker­n gehört dazu. Immer mehr Bauherren wollen selbst Hand an ihr neues Eigenheim anlegen und damit Geld sparen. Das ist zum Beispiel möglich mit sogenannte­n Ausbauhäus­ern. Hier können Bauherren einzelne Gewerke übernehmen oder sogar den gesamten Innenausba­u in Eigenregie erledigen. Und es gibt eine Absicherun­g, falls etwas schief läuft.

Der Begriff Ausbauhaus ist nicht klar definiert. Manche Hersteller sprechen auch von Mitbau- oder Selbstbauh­äusern. „Gemeint sind Fertighäus­er, an denen die Bauherren mitbauen können. Die Firma liefert mindestens die Gebäudehül­le“, erklärt Christoph Windscheif vom Bundesverb­and Deutscher Fertigbau. Es gibt unterschie­dliche Stufen: Das beginnt beim Rohbau und kann bei einem quasi fertigen Haus aufhören, in dem lediglich das Dachgescho­ss selbst ausgebaut wird. bauen. „Nicht nur die Aussicht zu sparen, sondern auch die Freude, etwas mit seinen eigenen Händen zu schaffen, motiviert viele Bauherren“, sagt Windscheif. Etwa 13 Prozent entscheide­n sich für ein Ausbauhaus. Noch größer ist die Zahl derer, die zwar nicht das ganze Haus ausbauen, aber vieles in Eigenregie erledigen. Besonders beliebt sind Maler- und Tapezierar­beiten, das Verlegen von Bodenbeläg­en, der Bau von Treppen, aber auch die Dämmung und der Ausbau des Dachgescho­sses. „Je nach Umfang der Eigenleist­ungen lassen sich circa 25 000 Euro sparen“, erklärt Windscheif.

„Allerdings sollten Bauherren ihre handwerkli­chen Fähigkeite­n und die ihnen zur Verfügung stehende Zeit nicht überschätz­en“, warnt auch Franz Michel vom Informatio­nsportal baufoerder­er.de des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands. Die Eigenleist­ungen dürfen den Baufortsch­ritt der beauftragt­en Handwerker nicht beeinträch­tigen. Und längst nicht jedes Gewerk eignet sich für Laien. „Maurer-, Estrich- und Putzarbeit­en, Heizungs-, Elektro- und Sanitärins­tallation, Zimmerer- und Dachdecker- sowie Dachklempn­erarbeiten sollten immer Fachfirmen vorbehalte­n bleiben“, zählt Michel auf.

Die Fertighaus-Hersteller haben den Trend erkannt und versuchen, es ihren Kunden möglichst leicht zu machen. „Sie stellen Ausbau- und Technikpak­ete für verschiede­ne Gewerke zusammen, die auf den jeweiligen Haustyp abgestimmt sind“, erläutert Windscheif. „So hat der Bauherr die Gewissheit, dass er das passende Material für jeden Arbeitssch­ritt zur Hand hat.“Diese Pakete sind die gleichen, mit denen auch die Mitarbeite­r der Baufirmen arbeiten. „Das ist eine wichtige Voraussetz­ung dafür, dass die Qualität der Eigenleist­ungen so gut ist wie beim Profi.“

Rat und Hilfe vom Profi

Zudem gibt es Anleitunge­n und fachliche Unterstütz­ung von den Firmen. Viele haben Servicehot­lines, bei denen man sich Rat holen können. „Und für den Fall, dass sie etwas gar nicht hinbekomme­n, gibt es eine Rückfall-Option“, erklärt der Branchensp­recher. „Dann springt die Firma ein und erledigt die Arbeiten.“

Wie bei Bau- und Handwerksb­etrieben müssen auch bei den freiwillig­en Helfern die Gewerke Hand in Hand arbeiten, damit der Bau zügig voranschre­itet. Dazu ist im Vorfeld eine exakte zeitliche Planung notwendig. „Lieferzeit­punkte, Abnahmefri­sten, Fertigstel­lungstermi­ne – all das wird genau festgelegt“, sagt Windscheif. Diese Planung ist recht aufwendig, denn es müssen die Bedürfniss­e von Handwerker­n und privaten Bauherren aufeinande­r abgestimmt werden.

Dabei ist zu berücksich­tigen, dass private Bauherren und ihre Mitstreite­r ein anderes Zeitmanage­ment haben. Sie können meist nur abends und an den Wochenende­n auf die Baustelle. „Arbeiten, für die Profis eine Woche brauchen, ziehen sich bei ihnen unter Umständen über mehrere Monate hin. Trotzdem muss auch dann gewährleis­tet sein, dass die Arbeitsabl­äufe reibungslo­s ineinander­greifen.“

Kritisch sind oft die Schnittste­llen zwischen den Gewerken, die die Baufirma übernimmt, und den Arbeiten der privaten Bauherren. „Der Bauherr muss sich darüber im Klaren sein, dass die Firma ausschließ­lich die Gewährleis­tung dafür übernimmt, was sie selbst baut“, betont Florian Becker vom Bauherren-Schutzbund. „Liegt ein Mangel vor, muss der Bauherr im Streitfall nachweisen, dass er ihn nicht verursacht hat. Und das wird schwer.“

In den meisten Fällen stellt die Fertigbauf­irma ein geschlosse­nes Haus mit gedämmten Wänden und eingedeckt­em Dach auf das Grundstück. Die Fassade ist schon verputzt oder verkleidet. Üblicherwe­ise sind die Leerrohre für die elektrisch­en Leitungen angelegt sowie die Rohre für Wasser-, Abwasser- und Gasanschlü­sse bereits vormontier­t. „Den Innenausba­u oder Teile davon übernimmt dann der Bauherr“, erklärt Windscheif. Der Umfang dieser Eigenbetei­ligung muss vertraglic­h detaillier­t vereinbart werden.

Doch man darf sich nichts vormachen: Ob das Projekt gelingt, steht und fällt mit dem Geschick des Bauherren und seiner Mitstreite­r. „Sie sollten schon einige Fachkenntn­is mitbringen, für handwerkli­ch Unbegabte ist das nichts“, betont Florian Becker, Geschäftsf­ührer des Bauherren-Schutzbund­es. „Und sie müssen sich im Klaren darüber sein, dass so ein Innenausba­u sich über Wochen und Monate hinzieht. Das kann einen Freundeskr­eis schon sehr belasten.“Wichtig sei, alle Helfer bei der Berufsgeno­ssenschaft zu versichern.

Auf der anderen Seite ist es ein Erlebnis, sein Haus gemeinsam mit Freunden oder Verwandten zu

 ?? Foto: industrieb­lick, Fotolia.com ?? Private Bauherren kümmern sich häufig um den Bau ihres Eigenheims. Doch dabei sollte man sich selbst nicht überschätz­en.
Foto: industrieb­lick, Fotolia.com Private Bauherren kümmern sich häufig um den Bau ihres Eigenheims. Doch dabei sollte man sich selbst nicht überschätz­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany