Wemdinger Tunnel: Bald steht das erste Brückenteil
Der Rückbau des alten Bauwerks in Nördlingen wird knapp zwei Jahre dauern und 18 Millionen kosten
1900/1901 baute die Stadt zusammen mit der Reichsbahn den Wemdinger Tunnel; für damals ein Fortschritt, denn er stellte eine Abkürzung zwischen Wemdinger Viertel und Kernstadt dar.
5000 Reichsmark musste die Stadt damals bezahlen. Längst ist die „Angströhre“nicht mehr zeitgemäß; gestern erfolgte der Spatenstich zum Rückbau auf zwei Eisenbahnbrücken. Er wird 18 Millionen Euro kosten. Oberbürgermeister Hermann Faul erinnerte daran, dass schon seit gut 50 Jahren um das Projekt gekämpft wird. 1999 war es fast schon unterschriftsreif und die Baufirma bereits beauftragt – und doch wurde wegen der Privatisierung der Bahn wieder nichts daraus.
Kurz nach seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister im Jahr 2006 eröffnete Faul „die Initiativen der neuen Zeit“, sprach mit der Regierung von Schwaben und es kam zu ersten Vorentwürfen. Ein Schub kam ins Projekt, als Ulrich Lange 2009 in den Bundestag gewählt wurde und seine Verbindungen einsetzte. „Es ist dein Kind“, sagte Faul unter Applaus an Lange gerichtet. „Ich nehme die Lorbeeren dankend an“, erwiderte dieser, „aber es war ein Gemeinschaftsprojekt Vieler über viele Jahre hinweg.“Und das auf allen Ebenen von Kommune bis Bund, vom Nördlinger Tiefbauamt und Augsburger Straßenbauamt bis zur Bahn AG, dem Eisenbahnbundesamt bis zum Münchener Finanzministerium. Ein wesentlicher Schlüssel sei das Gespräch mit Georg Brunnhuber gewesen, der 2010 zum Bahn-Berater geworden war. Im Juli 2015 schließlich konnte der Nördlinger Stadtrat beschließen, das Projekt umzusetzen.
Der Bahnverkehr wird jeweils nur für eine Woche unterbrochen
Jan Petrat, Leiter der Produktionsdurchführung bei der DB Netz AG, umriss, was ab Mitte Februar zum Teil parallel entstehen wird: Das Bauwerk wird mit einer Grundwasserwanne unterfangen; die beiden Brückenbauwerke errichtet man neben der Baustelle und schiebt sie dann ein. Der erste Einschub erfolgt bereits im März, der zweite ist für August geplant. Durch die Einschub-Technik wird der Bahnverkehr nur jeweils für eine Woche unterbrochen statt zwei bis drei Monate bei konventionellem Einbau. Petrat wies mehrfach darauf hin, dass man aktiv in Kontakt mit den Anwohnern treten und die Lärmbelästigung so gering wie möglich halten werde. Auch werde man Beweissicherungsverfahren durchführen, sprich, den Bauzustand der Häuser dokumentieren, falls später Schäden moniert werden, wie vielleicht nach dem Einrammen der Spundwände.
Nach den knapp zweijährigen Baumaßnahmen, die aus heutiger Sicht 18 Millionen Euro kosten, wird die 90 Meter lange Röhre durch zwei 37 und 15 Meter breite Brücken ersetzt, zwischen denen ein breiter Lichthof liegt. Die Durchfahrtshöhe wird von 3,20 Metern im Bogen und 2,70 Metern an den Seiten auf 4,50 Meter erhöht, Fahrbahn mit Rad- und Fußgängerwege auf 2,50 Meter deutlich verbreitert.