Die CSU fordert neue Baugebiete
Fraktionsvorsitzender Thomas Knie kann sich nicht nur einen zweiten Drogeriemarkt für Nördlingen vorstellen. Er ist auch Fan eines anderen Bürgerwunsches
Herr Knie, Nördlingen muss 2017 zwei große Bauprojekte stemmen – die Sanierung des Wemdinger Tunnels und den Umbau des Bahnhofs. Blicken Sie angesichts dieser Mammutprojekte eher pessimistisch oder optimistisch auf das Jahr?
Knie: Ich bin optimistisch. Seit 1989 laufe und fahre ich durch diesen Tunnel. Seit mehr als 50 Jahren hat jeder Bürgermeister in seinem Wahlprogramm versprochen, dass der Wemdinger Tunnel saniert wird. Jetzt wird es gemacht und ich freue mich darauf. Wir haben so lange an diesem Bauprojekt gearbeitet, alles durchgerechnet und durchexerziert. Und jetzt gehen wir es an und haben in eineinhalb Jahren eine gute Einfahrt nach Nördlingen, einen riesen Brocken geschafft.
Das zweite Projekt, der Bahnhof, wurde gerade von ihrer Fraktion vehement gefordert. Und es wird immer teurer …
Knie: Ich bin auch erschrocken darüber, dass die Sanierung immer mehr kostet. Aber das war bei anderen Projekten in der Altstadt auch so, denken Sie an die Spitalmühle. Und die Summe, die am Anfang genannt wurde, deckte ja nur den ersten Bauabschnitt ab. Jetzt wird fast das komplette Gebäude saniert. Und wenn man die Kosten für den zweiten Bauabschnitt herausrechnet, dann wird das Projekt nur noch rund 50000 Euro teurer, das ist bei solchen Projekten normal. Ich finde die Entscheidung für den Bahnhof nach wie vor richtig. Ulrich Lange hat es geschafft, mit dem Landratsamt einen guten, solventen und langfristigen Mieter an Land zu ziehen.
Es gibt aber Stimmen, die munkeln, in Sachen Kosten wäre bei diesem Sanierungsobjekt das Ende der Fahnenstange nicht erreicht.
Knie: Da bin ich auch wieder Optimist. Wir haben das alles durchgerechnet, auch mit der Tatsache, dass die Bahn ihre Container bekommt. Ich denke nicht, dass es noch teurer wird.
Ein anderes Thema: Viele Nördlinger wünschen sich einen zweiten Drogeriemarkt. Wie stehen Sie und die Christsozialen dazu?
Knie: Ich kann mir schon vorstellen, dass Nördlingen einen zweiten Drogeriemarkt verträgt, gerade wenn man das mit anderen Städten in der gleichen Größe vergleicht. Jetzt müssen wir aber erst einmal das Einzelhandelsgutachten abwarten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat. Was wir von der CSU nicht wollen, ist, uns vorschreiben zu lassen, wo der Drogeriemarkt angesiedelt wird.
Der Besitzer des EGM-Centers, Simon Schenavsky, hat da klare Vorstellungen. Er hat sogar eine Befragung gestartet. Fühlen Sie sich davon unter Druck gesetzt?
Knie: Herr Schenavsky ist ein Geschäftsmann. Ich würde es auch so machen und die Kunden befragen, das ist legitim. Wie gesagt, wir warten jetzt auf das Gutachten. Ich den- ke, wir müssen in unsere Überlegungen auch das Wemdinger Viertel miteinbeziehen und auch dem Internet Rechnung tragen. Es ist wichtig, dass die Kunden in der Stadt bleiben, aber wir müssen auch schauen, was die Bürger wollen.
Genau das wird dem Stadtrat von einigen Nördlingern derzeit vorgeworfen – dass er eben nicht tut, was die Bürger wollen. Manchem scheint es sogar, als ob sich das Gremium hinter dem Einzelhandelsgutachten versteckt.
Knie: Wir machen mit diesem Gutachten eine Bedarfsermittlung und die ist notwendig. Es hat sich ja auch vieles verändert: Früher waren zum Beispiel Schuhe nur in der Altstadt zugelassen, zudem gibt es viele Geschäfte nicht mehr, stattdessen wurden sie in Wohnungen umgewandelt. Man darf die Innenstadt nicht „totschützen“. Aber wir wollen eine lebendige Stadt – und deshalb müssen wir uns genau überlegen, was wir tun. Es gibt genügend alte Städte, die tot sind.
Nicht nur in Sachen Drogeriemarkt handelt der Stadtrat nicht so, wie es die Bürger gerne hätten. Auch beim Thema Hallenbad wurden die Nördlinger enttäuscht.
Knie: In meinem Freundeskreis wollen viele einen Drogeriemarkt, vor allem einen dm-Markt. Aber denen sage ich auch, dass wir froh sein können, dass sich der Müller-Markt in der Altstadt angesiedelt hat – auf diese Fläche wollte keine andere Drogeriemarkt-Kette. Von einem neuen Hallenbad bin ich selbst ein Fan. Dass es derzeit nicht realisiert werden kann, ist den hohen Kosten geschuldet. Dennoch sollten wir das Bad nicht total aus den Augen verlieren. Das wollen die Leute.
Über kaum ein Thema wurde in der Stadt im vergangenen Jahr wohl so vehement debattiert, wie über die Parkgebühren. Die CSU hat sie abgelehnt. Gibt es aus Ihrer Sicht überhaupt ein Parkproblem in der Nördlinger Altstadt?
Knie: Ich bekomme jedes Mal einen Parkplatz, wenn ich in die Stadt fahre. Jetzt wieder, vor der Reinigung in der Deininger Straße. Ich habe das schon öfters gesagt – da haben mir die Leute vorgeworfen, ich würde immer bei meinem Bruder vor dem Gasthaus parken. Das mache ich jetzt extra nicht mehr – und finde immer noch einen Stellplatz für mein Auto. Ich denke, wenn man um 12 Uhr oder um 9 Uhr nach einem Platz sucht, kann es ein Problem geben, aber ansonsten verteilt es sich doch.
Ihre Fraktion hat dennoch einige Vorschläge gemacht, wie man das mögliche Parkproblem in den Griff bekommen könnte. Unter anderem wollte die CSU die Parkzeit von 90 auf 60 Minuten reduzieren.
Knie: Ja, das stimmt. Wir haben unsere Vorschläge gemacht, wirklich weiter gekommen sind wir im Stadtrat aber in Sachen Parken nicht. Jetzt will die Stadtverwaltung für 50000 Euro untersuchen, ob vor dem Löpsinger Tor ein Parkhaus gebaut werden kann. Da habe ich ehrlich gesagt schon geschluckt. Schließlich ist das Parkhaus am Bahnhof noch nicht einmal immer voll. Ich denke, man muss erst einmal eine Prioritätenliste erstellen, wo es Parkplätze vor der Stadt braucht.
Für was wollen sich die Christsozialen 2017 besonders einsetzen?
Knie: Uns ist wichtig, dass in Nördlingen ein neues Baugebiet entsteht, wir könnten es uns unweit des Freibades vorstellen. Außerdem sollten am Saubrunnen weitere Plätze entstehen. Und in Nähermemmingen und in Baldingen gibt es ja auch kaum Flächen für Bauherren mehr. Uns ist es auch wichtig, dass man die Größen für die Bauplätze nicht zu klein ansetzt – so wie die Grünen/ Frauenliste neulich gefordert haben. 300 bis 400 Quadratmeter halten wir schlicht für zu klein, es sollte schon noch ein Rasen für die Kinder dabei sein.