Vorsicht bei Vergleichsportalen
Zum Jahresbeginn haben zahlreiche Stromanbieter ihre Preise erhöht. Kunden können viel Geld sparen, wenn sie wechseln. Worauf Sie dabei achten müssen
Im Tarifdschungel der Stromanbieter den Durchblick zu behalten, ist nicht einfach. Nachdem zum Jahresbeginn einige Versorgungsunternehmen die Preise erhöht haben, machen sich viele Menschen Gedanken. Lohnt sich ein Wechsel des Stromanbieters? Und wenn ja, wo findet sich die beste Alternative? Josef Leberle, Energieberater im Auftrag des Landratsamts Donau-Ries, verrät, worauf man achten muss.
Sich einen neuen Stromanbieter zu suchen, ist mit Arbeit verbunden. Tarife vergleichen, Verbrauch überprüfen, Zählerstände ablesen. Auch deshalb scheuen sich viele Menschen vor einem Anbieterwechsel, sagt Leberle. Vergleichsportale im Internet nehmen zumindest den aufwendigsten Teil der Arbeit ab: das Sondieren der verschiedenen Anbieter. Online-Portale wie „Check24“oder „Verivox“bieten nach Eingabe einiger Informationen einen schnellen Überblick über die günstigsten Tarife. Doch Josef Leberle rät zur Vorsicht. „Nicht immer ist das billigste Angebot hier auch wirklich empfehlenswert“, findet der Energieberater. Denn viele der gezeigten Tarife seien nur dank besonderer Bonuszahlungen im ersten Jahr günstiger als die von regionalen Versorgungsunternehmen. Ab dem zweiten Jahr zahle man für eine Kilowattstunde dann genau so viel wie vorher, unter Umständen sogar mehr. Hier ist der Kunde gefordert und muss sich mit den Vertragsinhalten genau auseinander setzen. Wem es nichts ausmacht, jährlich den Stromanbieter zu wechseln, kann so mehr als hundert Euro im Jahr sparen. Denn zu verschiedenen Boni, die auf den Jahresverbrauch angerechnet werden, gibt es oft noch satte Neukundenprämien dazu. Wer häufig wechseln will, muss allerdings auf die Kündigungsfristen und Mindestvertragslaufzeiten achten, die stark variieren.
Teils verlangen besonders günstige Anbieter auch die Zahlung der Stromrechnung für ein ganzes Jahr im Voraus. Davon rät Leberle dringend ab. In der Vergangenheit habe es schon diverse Fälle gegeben, in denen ein Stromlieferant dann pleite gegangen wäre und die Leute ihr Geld nie mehr gesehen hätten.
Acht geben sollten Kunden deshalb auch auf die Bewertungen des jeweiligen Stromanbieters, gerade wenn er ihnen nicht bekannt ist. Die meisten Vergleichsportale verfügen über ein eigenes Bewertungssystem.
Für alle Kunden, die schon seit Jahren bei ihrem Anbieter sind, hat Josef Leberle noch einen weiteren Tipp: „Es lohnt sich, erst einmal bei seinem Grundversorger nach einem besseren Tarif zu fragen, bevor man wechselt“, rät der Energieberater. Denn wer mit einem günstigen Angebot eines Konkurrenzunternehmens zu seinem aktuellen Stromlieferanten gehe, habe immer die Chance, dass dieser seinem Stammkunden mit einem Rabatt oder Bonus entgegenkommt.
Dabei wäre nicht nur von Vorteil, dass man sich als Kunde den mühsamen Wechsel erspare. „Viele günstige Stromanbieter, die im OnlineVergleichsportal ganz oben stehen, sparen am Service“, erklärt Leberle. Wenn es zu einem Problem komme, könne man dort schließlich nur anrufen und hänge dann lange in der Warteschleife. „Bei einem regionalen Anbieter kann ich auch persönlich nachfragen, habe feste Ansprechpartner, die mir helfen können“, sagt Leberle. Und wenn es vor Ort einmal Probleme gebe, sei es schwierig, von den Unternehmen, die in Berlin oder Frankfurt sitzen, einen Kundendienst zu organisieren.