Rieser Nachrichten

Stänkern reicht nicht mehr

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Was tun, wenn es drunter und drüber geht in einer Partei? Was tun, wenn an allen Ecken und Enden gemosert und gestänkert wird? Noch am Freitag schien es so, als sei die leidgeprüf­te BayernSPD dabei, sich mal wieder selbst zu zerlegen. Der Landesvors­itzende Florian Pronold hatte überrasche­nd seinen vorzeitige­n Rücktritt erklärt, nachdem die Kritik aus den eigenen Reihen unerträgli­ch geworden war. Gleichzeit­ig hatte er Generalsek­retärin Natascha Kohnen als Nachfolger­in vorgeschla­gen – und zwar noch bevor der Landesvors­tand zusammentr­at. Prompt witterten die Unzufriede­nen einen Coup.

Die da oben, so der Verdacht, wollen mal wieder alles unter sich ausmachen und den Vorstand überrumpel­n. Kohnen einfach akzeptiere­n? Das wäre das Eingeständ­nis von Schwäche und Alternativ­losigkeit gewesen. Kohnen ablehnen? Damit wäre das Desaster perfekt gewesen.

Es kam anders. Kohnen enthielt sich zunächst jeder öffentlich­en Stellungna­hme, ging in die Sitzung und erklärte, sie wolle sich zwar um den Landesvors­itz bewerben, wolle sich vom Vorstand aber nicht als Kandidatin ausrufen lassen. Stattdesse­n warf sie den Kritikern den Fehdehands­chuh hin: Ich will, aber ich stelle mich gerne in einer Urwahl. Dann haben erst einmal die Parteimitg­lieder das Wort.

Jetzt liegt der Ball im Feld der Kritiker. Mosern und stänkern aus dem Hinterhalt, das reicht nicht mehr. Jetzt müsste sich eine oder einer finden, die oder der den Mut hat, mit offenem Visier in die Auseinande­rsetzung um den besten Kurs der bayerische­n SPD zu gehen. Eine mutige Kandidatin hat die Partei schon. Spitzenkan­didatin der SPD vorzuschla­gen. Er bekräftigt­e auch seine Kritik an der Art und Weise, wie Pronold vorgegange­n ist. „Das Mindeste wäre gewesen“, sagt Schurer, „vorab das Präsidium einzubezie­hen.“

Dennoch zeigte er sich zufrieden mit dem Ergebnis der Klausur. Die Forderung des größten SPD-Bezirksver­bandes Oberbayern, sich auf ein Verfahren zur Besetzung des Landesvors­itzes zu verständig­en, sei erfüllt worden. „Allein ein Wettbewerb zwischen zwei Persönlich­keiten würde der SPD guttun“, sagte Schurer. Und auch er betonte, am Ende des Prozesses müsse die Bayern-SPD „mit ganzer Kraft hinter dem Spitzenman­n oder der Spitzenfra­u stehen.“

Tatsächlic­h könnte eine Urwahl, die nach der Satzung der SPD jederzeit möglich ist, für eine Disziplini­erung der Partei sorgen. Zwar hat laut Satzung der Parteitag immer das letzte Wort. Auch ein Kandidat, der bei einer Urwahl eine Mehrheit findet, muss vom Parteitag gewählt werden. Mögliche Gegenkandi­daten aber stehen jetzt unter Druck, früher aus der Deckung zu kommen. Wer erst beim Parteitag gegen Kohnen antreten würde, ohne sich zuvor einem Votum aller Parteimitg­lieder gestellt zu haben, hätte sehr wahrschein­lich ziemlich schlechte Karten.

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Foto: Sven Hoppe, dpa SPD Generalsek­retärin Natascha Kohnen.

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