Parkausweise für Anwohner einziehen
Wie der Fraktionsvorsitzende der PWG, Helmut Beyschlag, die Parkplatznot in Nördlingen lösen will und was er von einem zweiten Drogeriemarkt hält
Herr Beyschlag, Nördlingen steht 2017 vor großen Herausforderungen. Der Neubau des Wemdinger Tunnels hat begonnen, ein Projekt, das jahrzehntelang immer wieder verschoben wurde. Die Finanzlage der Stadt ist angespannt. Blicken Sie sorgenvoll auf dieses neue Jahr?
Beyschlag: Grundsätzlich bin ich optimistisch, dennoch sollten wir unsere Finanzen im Blick haben. Mit dem Umbau des Wemdinger Tunnels verbessern wir die Sicherheit an dieser Stelle. Und die hohen Zuschüsse dafür hat es eben nur jetzt gegeben, wir mussten diese Situation also am Schopf packen. Tatsächlich wird der neue Tunnel nach derzeitigen Berechnungen zumindest für die Stadt relativ günstig. Von den knapp 20 Millionen Euro Gesamtkosten muss Nördlingen voraussichtlich nur 4,675 Millionen Euro bezahlen.
Beyschlag: Naja, die restliche Summe wird ja auch teilweise von Steuermitteln bezahlt – also vom Geld der Bürger. Aber letztendlich sind es die hohen Zuschüsse, die das Projekt für Nördlingen möglich machen. Sicher ist es für die Verkehrsteilnehmer nicht angenehm, dass sie für eine gewisse Zeit Umleitungen in Kauf nehmen müssen. Aber da muss Nördlingen durch, es gibt keine andere Möglichkeit. Nun ist der Bahnhof rein von den Kosten her nicht mehr weit weg vom Tunnel. Aktuell kostet die Sanierung die Stadt circa 4,253 Millionen Euro. Und das Ende der Fahnenstange könnte auch noch nicht erreicht sein.
Beyschlag: Bei allen großen Projekten sind wir vor Kostensteigerungen nicht gefeit. Und wenn es um so ein altes Gebäude geht, kann es immer Überraschungen geben. Ärgern Sie sich darüber, dass die Stadt den Bahnhof gekauft hat? Beyschlag: Ich will alle Kritiker daran erinnern, wie dieser Bereich der Stadt noch vor zehn, 15 Jahren ausgesehen hat. Gerade der Bereich Bürgermeister-Reiger-Straße, Bahnhof und Parkhaus hat sich steil nach oben entwickelt. Früher standen da noch die alten Güterabfertigungshallen. Und welche Alternative hätte es denn beim Bahnhof geben, wer hätte aus ihm eine ordentliche Visitenkarte für die Stadt gemacht? Man darf das Gebäude nicht nur als Mietobjekt sehen, denn natürlich ist es nicht rentabel. Es bestand die Gefahr, dass der Bahnhof weiter verkommt und damit ein echter Schandfleck geblieben wäre. Ein anderes Thema: Viele Nördlinger wünschen sich einen zweiten Drogeriemarkt, konkret einen Dm. Wie steht die PWG-Fraktion im Stadtrat dazu? Beyschlag: Grundsätzlich müssen wir jetzt erst einmal das Einzelhandelsgutachten abwarten. Doch auf der anderen Seite kann sich der Stadtrat auch nicht hinter diesem Gutachten verschanzen. Ich denke, der Grundsatz „innen vor außen“hat sich bewährt. Schauen Sie einmal andere Städte unserer Größe an, was die für Sorgen und Nöte haben. Nördlingen dagegen ist immer noch eine attraktive Stadt. Und wenn man alles laufen lässt, gefährdet man diesen Status vielleicht. Naja, aber wenn sich die Bürger den Drogeriemarkt nun einmal wünschen? Hat der Stadtrat da nicht die Aufgabe, diesen Wunsch zu realisieren? Beyschlag: Wir haben mit dem Drogeriemarkt Müller einen hochattraktiven Zentralpunkt in Nördlingen, das ist das hervorragende Ergebnis des Verhandlungsgeschicks der Stadtverwaltung. Und ich denke, es geht jetzt auch um die Frage der Verlässlichkeit. Selbstverständlich gibt es keine Zusagen an Müller, dass es keinen weiteren Drogeriemarkt in Nördlingen geben wird. Aber wir sind bislang zu unserem Grundsatz „innen vor außen“gestanden, darauf verlassen sich auch unsere Partner. Zumal man doch in jedem Kaufhaus und Supermarkt Drogerieartikel kaufen kann, mir leuchtet nicht ein, warum es gerade einen Dm braucht. Dazu kommt, dass Förderungen für die Stadt in Gefahr sind, wenn wir die Innenstadt in Bedrängnis bringen. Besteht nicht die Gefahr, dass der Stadtrat sich gerade von jungen Leuten entfernt, wenn er ihre Wünsche nicht auch respektiert und erfüllt? Beim Thema Hallenbad wurden
schließlich schon viele Nördlinger enttäuscht.
Beyschlag: Es geht eben nicht nur um eine Einzelfrage – Dm ja oder nein –, man muss das Thema ganzheitlich betrachten. Ich würde mich freuen, wenn sich gerade die Jungen breit interessieren würden. In Sachen Hallenbad bedauere ich ganz klar, dass diese Wahlkampfzusage aufgrund der Gegebenheiten nicht möglich ist. Das Bad darf nicht in Vergessenheit geraten, speziell wenn Nördlingen Oberzentrum wird. Unser derzeitiges Hallenbad ist nur eine kurz- bis mittelfristige Übergangslösung. Was sind für Sie die wichtigsten Themen für das kommende Jahr?
Beyschlag: Da wäre zum einen das Thema Schulbau, zum anderen die Parksituation in der Stadt. Wir müssen da eine Lösung finden. Ich halte den Vorschlag, die Parkzeit auf 60 Minuten zu reduzieren, für völlig inakzeptabel und sowohl einzelhandelsals auch dienstleisterfeindlich. Ein absolutes No-Go sind für mich die Insellösungen. Damit erhöht sich doch nur der Parkdruck auf den kostenfreien Flächen und es werden noch mehr Autofahrer in der Stadt einen Platz suchen, die sonst vor den Toren geparkt hätten. Sie hatten sich für Parkgebühren ein-
gesetzt, die wurden jedoch abgelehnt. Haben Sie einen neuen Vorschlag?
Beyschlag: Ja. Wir werden einen Antrag stellen, dass die Anwohnerparkscheine eingezogen und neu ausgegeben werden. Es sind einfach viele unberechtigt im Besitz einer solchen Karte. Glauben Sie, dass das Thema Gebühren 2017 noch einmal hochkocht? Gemunkelt wird es ja immer wieder …
Beyschlag: Nun, ich weiß ganz sicher, dass die Situation verbessert werden muss, sowohl vor den Toren als auch in der Stadt. Wenn das Döderlein-Gelände bebaut wird und der Parkplatz damit wegfällt, brauchen wir 1:1 einen Ersatz, so stadtnah wie möglich. Zudem wird das Wohnen in der Altstadt immer attraktiver, der Parkdruck wird steigen. Wir brauchen nicht nur dringend einen weiteren Lebensmittelhändler, sondern auch Parkplätze. Wie schätzen Sie derzeit die Stimmung im Stadtrat ein?
Beyschlag: Mir fällt auf, dass immer mehr von Wahlen zu Wahlen gearbeitet wird, auch hinsichtlich der Bundestags- und der Landtagswahlen. Wir sollten unsere Arbeit nicht unter solchem taktischen Kalkül machen, das ist mir ein Dorn im Auge. Interview: Martina Bachmann