Zwist um den Beinbruch Patienten
Orthopädie Das Ärzteteam an der Unfallklinik ist wieder komplett. Dort operierte Patienten müssen zur Nachbetreuung zum niedergelassenen Arzt. Landrat Rößle will schlichten
Gut drei Monate nach dem freiwilligen Abgang des langjährigen Chirurgen Dr. Roland Koch aus der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth (wir berichteten), hat das gemeinsame Kommunalunternehmen (gKU) mit Dr. Wolfram Korsch einen Nachfolger gefunden.
Der 46-jährige Mediziner ist Facharzt für Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie sowie Kinderorthopädie. Er kommt von der Kreisklinik Günzburg, wo er von 2012 bis 2016 als leitender Oberarzt tätig war. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Dass er jetzt in Donauwörth gelandet ist, hat der Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulentherapie, Professor Dr. Alexander Wild, eingefädelt. Die Frage, ob er von Professor Wild abgeworben worden sei, verneinte Korsch nicht.
„Ich bin froh, dass wir einen ausgewiesenen Unfallchirurgen gewinnen konnten, der die von Dr. Koch hinterlassene Lücke zusammen mit unserem Oberarzt Markus Heinrich gut schließen wird“, sagte Wild im Gespräch mit unserer Zeitung. Zusätzlich sei es ihm gelungen, mit Dr. Tamas Balsz und Dr. Stefan Diehl zwei neue Fachärzte an die Klinik zu holen.
Die neue personelle Besetzung bezeichnete Wild als „sehr gut“. Dies müsse auch so sein, weil er noch einiges vorhabe. Beispielsweise stehe die Etablierung eines „Endoprothetikzentrums“an der Donauwörther Klinik unter Leitung seines Stellvertreters Dr. Oliver Lembcke kurz bevor. Diese Bezeichnung dürfen Krankenhäuser nur verwenden, wenn sie im Umgang mit künstlichen Gelenken eine besondere Sachkompetenz nachweisen. Er freue sich auch über den in diesem Jahr anstehenden Umbau der Notaufnahme und die geplante Erweiterung des OP-Traktes zu einem späteren Zeitpunkt.
Trotz dieser positiven Perspektiven muss die Donau-Ries-Klinik allerdings weiter auf ein Jahrzehnte langes Tätigkeitsfeld verzichten, weil die dazugehörige Ermächtigung der Kassenärztlichen Vereinigung fehlt: die ambulante Behandlung von Kassenpatienten im Be- reich der Unfallchirurgie. Wie berichtet, besaß Dr. Koch viele Jahre eine solche Erlaubnis – bis eine Donauwörther Orthopädiepraxis Widerspruch gegen deren Verlängerung einlegte. Die Folge davon: Kassenpatienten müssen sich fortan bei niedergelassenen Orthopäden ambulant behandeln lassen. Da diese meist gut ausgebucht seien, komme es häufiger vor, dass die Patienten in Nachbarlandkreisen nach ärztlicher Betreuung suchen.
Diese Entwicklung missfällt Alexander Wild und seinem Team. Der Professor hält die Betreuung von gesetzlich versicherten Patienten, beispielsweise nach einem chirurgischen Eingriff, am Ort der jeweiligen OP für wichtig und geboten.
Deswegen hätte auch er gerne eine entsprechende Ermächtigung für einen Arzt in seiner Abteilung. Doch derzeit führt kein Weg dort hin, weil Medizinerkollegen aus dem Fachbereich der Orthopädie sich dagegen sperren. Die Fronten scheinen verhärtet. Einem, dem die Situation auch ebenfalls nicht gefällt, ist der Donau-Rieser Landrat und Vorsitzende des gKU-Verwaltungsrates, Stefan Rößle.
Er könne das Ganze nur schwer nachvollziehen, sagte der Landkreischef auf Anfrage unserer Zeitung. „Der Kuchen ist doch groß genug. Die Orthopäden mit eigener Praxis hätten meiner Einschätzung nach weiterhin ihr gutes Auskommen, auch wenn in der Donauwörther Klinik wieder Kassenpatienten ambulant behandelt würden.“Er hoffe, dass die Blockade bald aufgelöst werde und es zu einer Verständigung zwischen den beiden Parteien komme. Er werde jedenfalls versuchen, seinen Beitrag dazu zu leisten. Ein vereinbartes Konsensgespräch mit Dr. Wild und Dr. Helmut Fredrich kurz vor Weihnachten in seinem Büro sei leider nicht zustande gekommen.
Landrat Rößle vertritt zudem die Auffassung, dass den Krankenhäusern eine notwendige ambulante Versorgung grundsätzlich erlaubt werden sollte.
Privatpatienten können weiter in die Klinik gehen