Gegen eine schlechte Alternative
Der Siegerentwurf für das Oettinger Freibad mit einer neuen Brücke auf Höhe des Wehrs ist Gewinn und Vorzeigeprojekt für die Stadt. Die neue Brücke schafft eine bessere Aufteilung im Bad und damit eine sinnvollere Wegführung. Die Liegewiesen und das Sprungbrett sind im Nu erreicht. Sollte ein Unfall im Schwimmerbereich passieren, kann der Bademeister schneller zur Stelle sein als bisher.
Zwar müssen Kabinenbesitzer rund hundert Meter mehr in Kauf nehmen. Aber: Die fallen nicht ins Gewicht wenn man sich vor Augen führt, dass der Weg ins Bad sowieso ein langer ist. Kommt es auf weitere hundert Meter an? Viel schwerer wiegt die teure Umplanung, die dann von allen Oettinger Bürgern getragen werden müsste.
Die Architekten und die Stadt müssen beim Feintuning den Fokus vor allem auf den Familienbereich legen, sollten die Bürger für die Brücke am Wehr stimmen. Bestenfalls nach einem Blick ins gut besuchte Bad im Sommer. Nachdem das Babybecken nicht wie im neuen Entwurf geplant in den Süden rückt, sondern doch im Norden bleibt, kann auch darauf geachtet werden, dass die Wege diesen Bereich nicht unsinnig kreuzen. Der Architekt muss die Planung so oder so noch mal anpacken, dann mit den Wünschen der Bürger.
In der Wirtschaftstheorie gilt es bei wichtigen Entscheidungen, einen Blick auf das zu werfen, was bei der Wahl der einen Möglichkeit verloren geht. Würde der Entscheid am Sonntag also zugunsten des alten Brückenstandorts ausgehen, müssten tausende Badbesucher auf ein modernes Naturfreibad verzichten, das Oettingen deutlich aufwerten kann. Manchmal – und das trifft eindeutig auf die Wahl des alten Brückenstandorts zu – da entscheidet man sich für die schlechtere von zwei Alternativen nur, weil man das Alte einfach nicht loslassen kann.