Kriegt die Kanzlerin die Kurve?
Die Deutschen sind so zufrieden mit Angela Merkel wie lange nicht. In einer wichtigen Frage zieht sie wieder an Martin Schulz vorbei. Warum das trotzdem noch keine Trendwende ist
Für Angela Merkel war es eine gute Woche – zumindest, wenn sie an Umfragen glauben sollte. Der Wahlkampf geht in eine neue Runde, und Verfolger Martin Schulz sitzt der Titelverteidigerin immer noch im Nacken. Doch momentan sieht es so aus, als könne die Kanzlerin noch die Kurve kriegen. Sie ist jedenfalls so beliebt wie zuletzt vor Beginn der Flüchtlingskrise. Damals, im September 2015, waren laut „Deutschlandtrend“der rund 63 Prozent der Befragten zufrieden mit Merkel. Nach einem langen Sinkflug finden inzwischen wieder 60 Prozent die Arbeit der Regierungschefin gut. Und noch eine Umfrage nährt die Hoffnung der CDU-Chefin, dass sie ihren persönlichen Tiefpunkt hinter sich hat.
Im „Politbarometer“des hat die Amtsinhaberin ihren Herausforderer wieder überholt. In der Frage nach den wichtigsten Politikern des Landes liegt Merkel auf dem zweiten Platz – hinter dem Grünen Winfried Kretschmann, aber vor Schulz, der die Tabelle im Februar noch angeführt hatte. Um von einer Trendwende zu sprechen, reicht das trotzdem nicht. Denn in der Sonntagsfrage holt die SPD weiter auf. Würde an diesem Wochenende gewählt, kämen die Sozialdemokraten laut „Politbarometer“auf 32 Prozent und lägen damit nur noch zwei Prozentpunkte hinter der Union. Wenn es darum geht, wen die Deutschen lieber im Kanzleramt hätten, liegen Merkel und Schulz gleichauf.
Der SPD-Mann kann vor allem mit seiner Idee punkten, einzelne Aspekte der Agenda 2010 zu korrigieren. Fast zwei Drittel fänden es richtig, das Arbeitslosengeld I länger zu bezahlen, wenn sich die Betroffenen währenddessen weiterbilden. So würden ältere Arbeitslose statt zwei Jahren maximal vier Jahre Arbeitslosengeld beziehen, bevor sie in Hartz IV abrutschen.
Unter der Zuspitzung des Wahlkampfs auf Merkel und Schulz leiden die kleineren Parteien. Außer der Linken haben alle im Vergleich zum Februar verloren. Für das „Politbarometer“hat die For schungsgruppe in dieser Woche 1212 Wahlberechtigte telefonisch zu verschiedenen Themen befragt. Dabei geht es nicht nur um die Zu stimmung zu bestimmten politi schen Positionen oder Parteien, son dern auch um die Meinung zu ein zelnen Politikern. Die Befragten kön nen auf einer Skala von 5 (sehr niedriges Ansehen) bis +5 (sehr ho hes Ansehen) Punkte vergeben. Aus dem Durchschnittswert ergibt sich folgendes Ranking. Vier Poli tiker konnten sich im Vergleich zum Februar verbessern. Deren Namen sind hier fett gedruckt.
Winfried Kretschmann Wolfgang Schäuble Thomas de Maizière Ursula von der Leyen