Über 300 Jahre Traumhochzeiten
Bei der Sonderausstellung „Fürstenhochzeiten“im Residenzschloss Oettingen können Besucher einen Einblick in die einzigartigen Feste der vergangenen Jahrhunderte gewinnen
Oettingen Wenn man sich vorstellt, dass die erste „Traumhochzeit“des Fürstenhauses zu Oettingen-Spielberg im gerade erst entstandenen Neubau des Residenzschlosses Oettingen stattgefunden hat, kann man die zeitliche Spannweite der neuen Sonderausstellung 2017 (vom 19. März bis 1. November) im Residenzschloss Oettingen erahnen.
Die Präsentation im ersten Stock des ehrwürdigen Gebäudes beginnt genau am 26. Juni 1689 und endet mit der bisher letzten Fürstenhochzeit im Jahr 2016. Die Rieser Nachrichten hatten Gelegenheit, die Schau vorab zu sehen und sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Dr. Christian Wippermann als Leiter und vor allem Roland Wiedenmann von der Spielberg’schen Domanialkanzlei führten uns durch die Räume. „Wir wollen mit dieser Ausstellung und den Führungen Geschichte im wahrsten Wortsinn spürbar machen“, so Wippermann, „wir wollen auch die Symbolik der Ereignisse zeigen.“Hatten die Hochzeiten zunächst vor allem politische Gründe, sind es heutzutage Liebesheiraten ohne auf irgendwelche „herrschaftlichen“Prämissen Rücksicht nehmen zu müssen. Während früher die durchschnittliche Lebenserwartung bei 37 Jahren lag und eine Ehe bis zu 16 Kinder hervorbringen konnte und damit – vor allem anderen – ein „Thronfolger“gesucht wurde, sind die Nachfolgeregelungen im Hier und Jetzt ganz andere.
Man erfährt bei der sehenswerten Präsentation, dass die jeweilige Hochzeit immer auch ein Spiegel ihrer Zeit ist, man sieht, wie sich die Feierlichkeiten, die Regeln, die Rituale und der Umgang miteinander geändert hat. Was geht den Festen voraus? Wie treffen Familie und Gäste zusammen, um die Begründung einer neuen Generation zu feiern? Man kann einen quadratmetergroßen Ehevertrag aus dem Jahre 1689 im Original bestaunen und erfährt, was alles geregelt wurde, falls einer der Beteiligten aus dem Leben scheidet. Man hört von der Bedeutung der Aussteuer und vom Ablauf eines Hochzeitsfestes. „Hochzeiten spiegeln die Zeit wider, in der sie stattfinden und setzen nicht zuletzt auch Trends. Das ist damals wie heute gleich, die Leute interessieren sich brennend für alles, was bei Hofe passiert(e),“erklärt Roland Wiedenmann.
Als Höhepunkt jeder Führung marschieren die Besucher zur Originalmusik der 2016er-Trauung von I.D. Erbprinzessin Cleopatra in den Speisesaal, in der ihre prächtigen Hochzeitskleider ausgestellt sind und Einblick bis hin in die persönlichen Einladungen, die in alle Welt gingen, möglich wird.
Eine wirklich gelungene und informative Präsentation. Am morgigen Sonntag beginnt sie, im Gegensatz zu den gezeigten Hochzeiten, ohne Pomp. Um 14.30 Uhr startet die erste Führung, die bestens motivierten Schlossführer sehen den geneigten Besuchern sicherlich „huldvoll“entgegen. Und sie haben, davon konnten die sich überzeugen, noch viele interessante „Geheimnisse“auf Lager.