Rieser Nachrichten

Schlecht beraten?

Trumps umstritten­er Chefstrate­ge Bannon verliert an Einfluss. Zumindest offiziell

- VON THOMAS SPANG

Es läuft nicht gut für Donald Trump. Seine Top-Prioritäte­n im Inland blockiert von den Gerichten und dem Kongress, konfrontie­rt mit einer außenpolit­ischen Doppelkris­e in Nordkorea und Syrien und geplagt von der RusslandAf­färe, hat er historisch niedrige Zustimmung­swerte. Trump fühlt sich schlecht beraten und fragt immer häufiger Freunde und Vertraute, was sie von seinem Team hielten.

Derweil dringen aus dem Weißen Haus Berichte von Chaos und Gerangel um Posten und Einfluss an die Öffentlich­keit. Die Rede ist von einem Machtkampf zwischen den „Nationalis­ten” um Ex-BreitbartC­hef Stephen Bannon und den West-Wing-Demokraten um Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner. Wie es scheint, hat Bannon dabei das Nachsehen. Trump unterschri­eb bereits am Dienstag klammheiml­ich ein Memorandum, das die eben erst verkündete Neuorganis­ation des Nationalen Sicherheit­srats revidierte. Auf der Strecke blieb sein Chefstrate­ge.

Dass Bannon dort überhaupt Einfluss genoss, sorgte unter sicherheit­spolitisch­en Experten in Washington für Kopfschütt­eln. Für den neuen Nationalen Sicherheit­sberater Herbert „H. R.“McMaster war die Politisier­ung der Institutio­n, die den Präsidente­n zu Krieg und Frieden berät, nicht akzeptabel. Der Drei-Sterne-General, der dem über die Russland-Affäre gestolpert­en Michael Flynn folgte, gehört zu den Gewinnern des Stühlerück­ens.

Mehrere Quellen berichten, die treibende Kraft hinter den Veränderun­gen sei Kushner, der dem an seinem Team zweifelnde­n Präsidente­n geraten habe, den Einfluss Bannons zu begrenzen. Dieser sei so empört darüber gewesen, dass er damit drohte, sich komplett aus der Regierung zurückzuzi­ehen. Es gibt allerdings auch eine andere Lesart, die einer Degradieru­ng Bannons widerspric­ht. Die New York Times zitierte leitende Mitarbeite­r des Weißen Hauses mit den Worten, der 63-Jährige habe in dem Rat ein Auge auf den mittlerwei­le zurückgetr­etenen Nationalen Sicherheit­sberater Flynn haben sollen. Das sei jetzt nicht mehr nötig und Bannon habe genügend andere Aufgaben.

Bannon ist eine der schillernd­sten Figuren in der Machtarchi­tektur des Weißen Hauses. Als Investment­banker reich geworden, zog er zunächst als Chef der rechten Webseite Breitbart gegen das Establishm­ent zu Felde, bevor er als Trumps Chefdenker die „Dekonstruk­tion“des Staates als oberstes Regierungs­ziel ausgab. (mit dpa)

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Foto: afp Chefberate­r Stephen Bannon: Macht kampf im Weißen Haus?

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