Rektor im Unruhestand
Günter Lemke entdeckt nach seiner Schullaufbahn literarische Talente
„Der Mann ist in der Spur geblieben“– so endete vor 20 Jahren die Würdigung des Jubilars Günter Lemke zum damaligen runden Geburtstag. Was lässt sich heute, an seinem 80. Geburtstag, dazu sagen – hat er die Spur nicht nur gehalten, hat er auch Spuren hinterlassen? Was war, was ist, was bleibt?
Der geborene Berliner kam schon in früher Kindheit mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs nach Nördlingen, wuchs hier auf, machte sein Abitur – noch im Hallgebäude am Weinmarkt –, studierte in Augsburg für das Lehramt an Volksschulen, startete seine berufliche Laufbahn. Erste Station Kempten, dann zurück ins Ries, unter anderem an die einklassige Dorfschule Hürnheim. Bald schon konnte der Schulpraktiker Günter Lemke nach der Berufung durch die Regierung von Schwaben zum Seminarleiter sein Wissen aus dem Schulalltag, nun wissenschaftlich unterlegt, an die heranwachsenden Junglehrer weitergeben. Sechs Jahre dauerte diese Tätigkeit, es folgte 1973 die Ernennung zum Schulleiter in Wallerstein und 1978 zum Rektor der Hauptschule Nördlingen. 23 Jahre lang durfte er hier seine Führungsqualitäten demonstrieren. Ein Meilenstein in seiner Amtszeit war zweifellos die Einführung der 10. Klasse mit dem Abschluss der Mitt- leren Reife. 2001 ging er in den Ruhestand.
Was dann kam, lässt sich mit Ruhestand kaum beschreiben. Schon 1999 hatte er, angeregt durch einen Vortrag von Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel beim Neujahrsempfang der Stadt Nördlingen, Kontakt mit dem Redner aufgenommen und sein Interesse an einer ehrenamtliIn chen Tätigkeit im Nördlinger Stadtarchiv bekundet. Es folgte eine intensive, tiefgründige, bis zum heutigen Tag andauernde Tätigkeit in dieser Funktion. Der erste Auftrag war die Erstellung einer umfassenden Häuserkartei der Stadt Nördlingen. Die Anfänge dieser Arbeit gingen noch auf den früheren Stadtarchivar Gustav Wulz zurück. Günter Lemke hat sie nun unter Zuhilfenahme von modernster Computertechnik während der letzten 16 Jahre zu einem guten Ende gebracht und für die Veröffentlichung vorbereitet. War der Jubilar in seiner aktiven Zeit schon als Schulbuchautor und -herausgeber tätig, so folgte nun ein intensives Engagement als Buchautor, Verfasser, Herausgeber, Lektor und redaktioneller Mitarbeiter auf ganz neuen literarischen Feldern. Bücher, Schriften und Texte wie „Vom Main zur Donau“, „Alerheim im Ries“, „Lebensbilder aus dem Ries“,“Kunstmaler Karl Schlierf“oder „Nördlinger Stadtführer“waren das Ergebnis. Dazu kommt die langjährige Tätigkeit im Arbeitskreis „Dokumentation“im Verein Rieser Kulturtage.
Nicht vergessen sollte man seine Aktivitäten während seiner Präsidentschaft beim Rotary-Club Nördlingen. Den Rest seiner freien Zeit widmet er seiner Familie, der Ehefrau, den beiden Töchtern, den Enkeln, dem geliebten täglichen Spaziergang, dem Klavierspiel.