Nördlingen tanzt durch die Nacht
17 Bands an 16 Spielorten – bei der Nördlinger Kneiptour war von Folk-Musik über Didgeridoo-Klänge bis zu rockigen Gitarrensounds alles dabei. Szenen der großen Party
Das Publikum schrie „Shanti“, immer wieder. „Shanti, Shanti, Shanti.“Die Band „Shanti Powa“feuerte ihr Publikum weiter dazu an. Aus dem Sanskrit übersetzt heißt der Name „innere Stille“oder „Frieden“. Von Ruhe war im Nördlinger Klösterle allerdings keine Spur. Die 13 Mitglieder der Südtiroler Band heizten den Besuchern mit Reggae, Rap und DidgeridooKlängen ein, bevor um 23 Uhr die vier Allgäuer von „Rainer von Vielen“auf die Bühne kamen. Diese wiederum spielten Alternative Rock, Hip-Hop und Elektro-Pop.
Für die Besucher war bei der 21. Kneiptour außer im Klösterle noch an 15 anderen Orten viel geboten. Ab 20.30 Uhr begannen in den Kneipen die ersten Bands bis spät in die Nacht zu spielen. Vor das Café Radlos drängten sich die Menschen, um die Münchner Coverband „RoxxDoxx“zu hören. Drinnen war kein freier Platz. Hannes aus Huisheim ist mit einer kleinen Gruppe von Freunden im Café. Die Band sei spitze, sagte er. Dabei stimmte Sänger Willi Augustin das nächste Lied an: „Like a Rolling Stone“von Nobelpreisträger Bob Dylan. „Glaubt man noch gar nicht“, scherzt der Sänger über die Auszeichnung des Weltstars vor Kurzem. Hannes und seine Freunde zogen weiter, wohin, wussten sie noch nicht. „Da wo noch Platz ist“, sagte der 30-Jährige.
Wer es ein wenig ruhiger haben wollte, ging in Wengers Brettl. Dort spielte die Nördlinger Band „Nordilo“vor allem Folk-Musik. „Kneiptour ist einfach jedes Jahr geil“, sagte der 26-jährige Stefan aus Oettingen. Bisher sei er mit Freunden nur im Juze und im American Diner gewesen. „Da war alles voll.“
Viele Menschen wanderten von einem Konzert zum nächsten. Schnell wurde aus einem überschaubaren Publikum eine volle Hütte. Ein Sonderbus fuhr im 15-MinutenTakt durch die Stadt.
Im Pils-Club trat die Band „Sittin’ on a Carpet“auf. Die vier Musiker aus der Region gaben Unplugged-Musik zum Besten. Lieder von AC/DC oder Queen spielten sie nur mit akustischen Instrumenten. „Das Beste, was wir bisher gesehen haben“, sagte die 29-jährige Anna aus Nördlingen. Sie war mit Freundinnen unterwegs. „Und ausnahmsweise haben wir mal Glück mit dem Wetter“, ergänzte ihre Freundin Andrea. Die Gruppe Frauen zog die Straße weiter zum Restaurant Fladen-Piraten, dort war die Punkrock-Band „P.I.Y.“.
In Dschedsches Irish Pub spielte die „Rock Steady Blues Band“im Gewölbe. Sänger Lewis Glover aus Oklahoma sang stilecht mit Sonnenbrille und Hut. Songs wie „I shot the Sheriff“wurden auf acht Minuten ausgeweitet, damit Gitarrist Joe T. Aykut ein ausgefallenes Solo spielen kann.
Passend zum lateinamerikanischen Ambiente im Diablos am Marktplatz war die Band „Puente Latino“zu Gast. Auf der kleinen Tanzfläche tanzten die Besucher Salsa. Der ecuadorianische Sänger Álvaro trug ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft.
In der Cantina Cilentana gab es neben Pizzen das Musiker-Duo „Felix and Friend“zu sehen. Ihr Repertoire besteht aus Klassikern von R.E.M. oder aktuellen Hits von Max Giesinger. Um zwei Uhr leerten sich die Kneipen und ein Großteil der Teilnehmer zog es zum Living. Doch eine lange Schlange am Eingang veranlasste viele Besucher dazu, die Abschlussparty ausfallen zu lassen und heimzugehen.
Die Polizei Nördlingen sagte auf Nachfrage der Rieser Nachrichten, dass die Kneiptour bis auf eine Schlägerei auf dem Marktplatz und Ruhestörungen ruhig verlaufen ist. Gitarrist Mike Schulz von der Band „Smashed Potatoes“fand ein passendes Schlusswort nach dem letzten Song in der Cohiba Kellerbar: „Bleibt brav und bis zum nächsten Jahr.“