Rieser Nachrichten

Geldhaus im Aufschwung

Die Nördlinger Commerzban­k profitiert von unzufriede­nen Kunden der Konkurrenz. Mit welcher Strategie sie noch weiter wachsen will

- VON RENÉ LAUER

Niedrige bis keine Zinsen, immer neue Gebühren für Kontoführu­ng, Geldabhebe­n und andere Leistungen. Der Finanzmark­t ist für sich ohnehin ein komplexes Konstrukt. Die neuerliche­n Entwicklun­gen tragen jedoch dazu bei, dass Bankgeschä­fte für viele Menschen immer noch schwierige­r werden.

Während die etablierte­n Banken und Sparkassen, die verstärkt die ländlichen Regionen bedienen, mit der Zinssituat­ion hadern, ihre Strukturen überdenken müssen und nach neuen Einnahmequ­ellen suchen, blicken andere voller Zufriedenh­eit auf das vergangene Geschäftsj­ahr. So wie Wolfgang Hahn, der Filialdire­ktor der Nördlinger Commerzban­k. Mehr als 220 neue Privatkund­en habe man im vergangene­n Jahr gewinnen können, die hohe Nachfrage bestünde nach wie vor, sagt Hahn. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Commerzban­k einen Nutzen daraus zieht, dass die wichtigste­n Wettbewerb­er die Gebührensc­hraube anziehen müssen, um die große Zahl an Filialen und Geschäftss­tellen weiter profitabel betreiben zu können.

Seit auf die Kunden immer mehr Kosten zukommen würden, seien diese auch verstärkt auf der Suche nach Alternativ­en. „Wir halten am kostenlose­n Girokonto fest“, sagt Hahn. Auch Gebühren fürs Geldabhebe­n könne er kategorisc­h ausschließ­en. Mit speziellen Wechselser­vices und anderen Anreizen wirbt seine Bank aktiv um Kunden der Konkurrenz.

Seit vergangene­m Jahr hat sich die Struktur der Commerzban­k in der Region geändert. Gehörten die Filialen in Nördlingen und Donauwörth bis vor Kurzem noch zusammen, wurde die Zugehörigk­eit neu geordnet. Die Nördlinger Bank mit der SB-Stelle in Oettingen gehört nun zur Niederlass­ung in Heilbronn. Für die Kunden würden da- durch jedoch keine Nachteile entstehen, meint Hahn. Es würden auch keine Filialen wegfallen. Gehe das Wachstum so weiter, sei es sogar denkbar, weitere Filialen zu eröffnen. Vielleicht nicht im Ries, aber die angrenzend­en Städte und Gemeinden in Baden-Württember­g, die seien interessan­t.

Einen direkten Vergleich zum Vorjahr zu ziehen, fällt wegen der Neuglieder­ung der Nördlinger Direktion schwer.

Das verwaltete Vermögen der Privatkund­en wird zum Ende des Jahres 2016 auf 72 Millionen Euro beziffert. Einen Indikator für das erfolgreic­he Wachstum seiner Filiale sieht Hahn neben der auf 5260 gestiegene­n Zahl an Privatkund­en (zum Vergleich: die Raiffeisen-Volksbank Ries hat rund 38500) bei der Summe der für private Bauvorhabe­n vergebenen Kredite. Die fällt mit 15 Millionen Euro etwa doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. „Nördlingen gehört zu den fünf Prozent der erfolgreic­hsten Commerzban­k-Filialen in Deutschlan­d“, sagt Hahn. Das liege auch am wirtschaft­lich starken Ries.

Dass die Commerzban­k die Niedrigzin­slage vergleichs­weise entspannt sehen kann, hat vor allem zwei Gründe. Zum einen muss sich das Geldhaus nicht nebenbei mit vielen kleineren Filialen befassen, die wegen der verstärkt online stattfinde­nden Kundenbetr­euung immer weniger genutzt werden. Anderersei­ts hat die Commerzban­k ihren Fokus schon länger auf Wertpapier­geschäfte gelegt. Wenn es nach Wolfgang Hahn geht, in der jetzigen Zeit die einzig lukrative Möglichkei­t, sein Geld anzulegen. „Vermögensm­ehrung geht momentan nicht ohne Aktien.“Daran würde sich so schnell nichts ändern.

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Wolfgang Hahn

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