Rieser Nachrichten

Wird er der Bullenwelt­meister?

Angusbulle Proud Tyler aus Gundelfing­en könnte Anfang Mai in den USA zum Besten seiner Zunft gekürt werden. Am 29. April ist das Tier bei einer Auktion im Donaumoos zu sehen

- VON KATHARINA INDRICH

Das Leben von Proud Tyler, es begann auf dem nordamerik­anischen Kontinent. Im weitesten Sinne. Nach Kanada reiste Bernhard Delle aus Gundelfing­en vor einigen Jahren, um für seine Aberdeen-Anguszucht neue Spitzentie­re zu finden. Bei einer Züchterin wurde er fündig. Und kaufte Proud Tyler, der damals noch ein winziger Embryo war. Drei Tage später dann gewannen sowohl Tylers Vater als auch seine Mutter bei einer großen Zuchtshow in Calgary. „Da habe ich die Züchterin zum Sieg beglückwün­scht und sie mich für mein gutes Auge.“

Gut möglich, dass sie Bernhard Delle, Landwirt, Züchter und Metzger aus Gundelfing­en, bald wieder beglückwün­schen darf. Denn aus dem Embryo, der von einer Fleckviehl­eihmutter in Deutschlan­d ausgetrage­n wurde, ist ein stattliche­r Bulle geworden. Fünf Jahre ist Tyler mittlerwei­le alt. Und könnte am 5. Mai in den USA den Weltmeiste­rtitel für sich erringen. Dabei konkurrier­t der Star aus dem Donaumoos als europäisch­er Champion gegen die besten Tiere von drei anderen Kontinente­n – aus Argentinie­n, Botswana und Kanada. Dafür muss Delle seinen Prachtbull­en aber nicht in ein Flugzeug stecken. Die internatio­nalen Preisricht­er bewerten die Tiere, deren Genom komplett durchgetes­tet ist, anhand ihrer Zuchtwerte. Viele Dinge spielen dabei eine Rolle. Wie leicht kalben die Töchter der Bullen? Welche Marmorieru­ng des Fleisches vererben sie oder welche Zuwachslei­stung? Anhand dieser Merkmale werden die Besten ihrer Zunft miteinande­r verglichen, um den Weltmeiste­r zu küren. Das Ergebnis, weiß Bernhard Delle, steht lange fest, wenn er am 4. Mai in den Flieger steigt und nach Texas fliegt. Am 5. Mai findet dann die Preisverle­ihung statt.

Ob es Tyler wirklich geschafft hat? Bernhard Delle hofft darauf und hat schon versucht, etwas rauszukrie­gen. Doch die Jury hüllt sich in Schweigen. Aber ist es vielleicht ein Zeichen, dass die Amerikaner schon mal nach seiner Konfektion­sgröße gefragt haben? Immerhin bekommt der Besitzer des Gewinners eine Jacke und auch eine Gürtelschn­alle.

Doch auch wenn schließlic­h ein anderer den Weltmeiste­rtitel holen sollte, ist Bernhard Delle stolz darauf, wie weit er mit dem stolzen Tyler aus dem Donaumoos gekommen ist. „Das ist schon toll, dabei zu Wir konkurrier­en da mit den größten Züchtern aus Argentinie­n und Kanada. Da sind wir nur ein kleines Licht.“So ganz kann er die Entwicklun­g immer noch nicht fassen. Schließlic­h hat Delle erst 2006 von Deutschem Angus auf Aberdeen-Angus umgestellt. Dafür hat er Embryonen aus aller Herren Länder geholt. Auch aus Australien. „Und jetzt kommen die internatio­nalen Käufer zu uns.“

Am 29. April veranstalt­et Delle auf seinem Hof im Donaumoos, eine Angus-Auktion. Aus 15 Ländern kommen die Züchter, um hier Rinder aus dem Donaumoos aber auch von namhaften schottisch­en Züchtern kaufen zu können. Und selbstvers­tändlich, um Tyler einmal live zu sehen. Der wird natürlich da sein. Und sich vermutlich wieder cken, da im Freistaat Blauzungen­krankheit und der Schmallenb­ergVirus aufgetrete­n sind.

So wird Tyler in nächster Zukunft vermutlich nach Irland reisen, um dort sein Tagwerk zu verrichten, damit die riesige Nachfrage gestillt werden kann. Sich von seinem Paradebull­en zu trennen, das wird ihm nicht leichtfall­en, gibt Bernhard Delle zu. Aber Abschied gehört zum Geschäft dazu. Jetzt, mit fünf Jahren, ist Tyler auf seinem Höhepunkt und so sei das sein guter Zeitpunkt, langsam über einen Verkauf an einen Kollegen nachzudenk­en.

Denn in der Herde im Donaumoos hat der Bulle seine genetische­n Spuren schon hinterlass­en. Gut möglich, dass ihm da bald seine Söhne den Rang ablaufen.

Noch aber grast er im Donaumoos vor sich hin. Wer Tyler einmal selbst sehen möchte, der kann ihn bei der Aberdeen-Angus-Auktion am 29. April treffen. Die Versteiger­ung der Tiere beginnt um 12 Uhr auf dem Hof an der B 16 zwischen Gundelfing­en und Günzburg beim Emmausheim. Nach der Auktion können die Herden im Donaumoos besichtigt werden und es gibt Informatio­nen rund um das Markenflei­schprogram­m – Partnersch­aftsprogra­mme von Angus Group Deutschlan­d.

Auf dem Hof hat Bernhard Delle vor Kurzem auch eine ganz neuartige Anlage installier­t, eine sogenannte „Cattle Handling“-Anlage. Mit der können Tiere leichter selektiert und fixiert werden, etwa für die Schur oder zum Wiegen. Gesehen hat er das auf einer seiner vielen Reisen auf anderen Farmen rund um die Welt. Jetzt gibt es das auch bei ihm in Gundelfing­en, wo es sich bei der Auktion wiederum andere Kollegen anschauen können. Denn innerhalb von nur zehn Jahren ist Gundelfing­en zu einem Nabel der weltweiten Aberdeen-Anguszucht geworden.

 ?? Fotos: Catherine MacGregor ?? Proud Tyler ist, wie der Name schon sagt, ein stolzer Vertreter der Rasse Aberdeen Angus. Das Tier, das Züchter Bernhard Delle aus Gundelfing­en gehört, hat die Chance, im Mai in den USA zum Weltmeiste­r gekürt zu werden.
Fotos: Catherine MacGregor Proud Tyler ist, wie der Name schon sagt, ein stolzer Vertreter der Rasse Aberdeen Angus. Das Tier, das Züchter Bernhard Delle aus Gundelfing­en gehört, hat die Chance, im Mai in den USA zum Weltmeiste­r gekürt zu werden.
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Bernhard Delle

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