Rieser Nachrichten

Hüllen in Hamlar dürfen weiter fallen

Fischer hoffen vergeblich auf Unterstütz­ung beim FKK-Verbot am See

- VON HELMUT BISSINGER

Das Treiben am Hamlarer Weiher ist mittlerwei­le deutschlan­dweit bekannt. Die dort Badenden – oftmals aus der Swingerund Homosexuel­len-Szene – sorgen für Unfrieden im Bäumenheim­er Ortsteil und darüber hinaus. Die Bäumenheim­er Fischer haben den Antrag gestellt, ein Nacktbadev­erbot zu verhängen, um dem Freiluft-Sex Einhalt zu gebieten (wir berichtete­n). Wie sich dazu die Kommune stellt, bleibt aber unklar.

Die Fischer stören sich eigentlich weniger an Menschen, die an dem See im kommunalen Naherholun­gsgebiet nackt baden wollen, als vielmehr an Leuten, die nachts oder in der Dämmerung Sex unter freiem Himmel suchen. Gerade der hintere Teil und eine kleine Insel würden dafür genutzt, sagt Oliver Gerstmair. Er ist Vorsitzend­er des 182 Mitglieder zählenden Fischereiv­ereins Bäumenheim. Gerstmair muss sich im Sommer täglich von seinen Mitglieder­n Vorhaltung­en machen lassen. Nun hat er das Thema öffentlich gemacht.

Ein Thema, wie einige Gemeinderä­te in Bäumenheim bestätigen, das durchaus schon lange bekannt gewesen sei. Überall lägen gebrauchte Kondome herum, sogar in der Badezone, die als Naherholun­gsgebiet für Familien hergericht­et ist, klagt Gerstmair. Die Fischer stolpern nach eigenen Angaben auch immer wieder über Pärchen, die teils aggressiv auf die „Störung“reagierten. Es sei, so ein weiteres Argument, insbesonde­re Familien mit Kindern nicht zuzumuten, dass sie dem hüllenlose­n Badevergnü­gen (und dessen Folgen) wehrlos ausgesetzt seien.

Nun erhofften sich die Fischer, dass ihr Antrag im Gemeindera­t Un- findet – und wurden, wie sie sagten, enttäuscht. Das Thema sei „komplizier­ter“und „schwierig“, erklärte Bürgermeis­ter Martin Paninka den Gemeinderä­ten und den Zuhörern, die zahlreich in die Sitzung am Dienstagab­end gekommen waren. Es handle sich um einen Konflikt von zwei Freizeitak­tivitäten, führte der Bürgermeis­ter aus: einerseits der Badenden, anderersei­ts der Fischer und Angler. Paninka: „Das ist in Einklang zu bringen.“

Besonders diese Aussage erzürnte Vorsitzend­en Gerstmair im Nachgang. Niemand habe bei den Fischern etwas gegen die Badenden. Es gehe einfach darum, dass die am Weiher anwesenden Nackten keinerlei Respekt gegenüber den Leuten zeigten, die dort spazieren gehen oder radeln wollten. Sie missbrauch­ten den Gedanken der Freikörper­kultur und sorgten für öffentlich­es Ärgernis.

In der Sitzung hatte der Bürgermeis­ter erklärt, dass es weiterer Geterstütz­ung spräche mit dem Sachbearbe­iter beim Landratsam­t Donau-Ries bedürfe, ebenso mit der zuständige­n Polizeiins­pektion Rain. Er verwies darauf, dass in Bayern seit Ende 2013 textilfrei­es Baden generell erlaubt sei, weil ein entspreche­ndes Nacktbadev­erbot ausgelaufe­n sei.

Paninka berichtete von einer Verordnung aus dem Jahre 2013, wonach es prinzipiel­l erlaubt sei, „dass die Flächen im Landschaft­sschutzgeb­iet betreten werden dürfen.“Abschließe­nd lasse sich das Thema nicht beurteilen. Ihm läge auch ein Bescheid des Landratsam­tes aus dem Jahre 2007 vor, den er erst noch analysiere­n wolle. Einmütig und ohne Wortmeldun­g stimmte das Gremium dem Vorschlag des Bürgermeis­ters zu, das Thema erst einmal zu vertagen. Der Bürgermeis­ter fügte an, dass er nach der Klärung der offenen Fragen einen runden Tisch einberufen wolle. Dort könne dann auch darüber gesprochen werden, wie mögliche Verbote kontrollie­rt werden können.

Dass Bäumenheim mit dem Problem nicht alleine dasteht, zeigt ein Blick in den Landkreis Neu-Ulm. Am Waldsee in Senden ist nackt baden ab sofort verboten. Auch dort hatte sich auf dem sogenannte­n „Porno-Island“eine ähnliche Szene wie in Hamlar etabliert. Der dortige Polizeiche­f hat die erst vor wenigen Tagen beschlosse­ne Satzung des Stadtrats begrüßt. Zuvor hatte die Polizei, wie wohl auch in Hamlar, wenig Möglichkei­ten.

Am Rande: Bürgermeis­ter Martin Paninka rechtferti­gte sich dafür, dass er das Thema nicht bei der Bürgervers­ammlung angesproch­en habe. Aber der Antrag der Fischer sei an den Gemeindera­t gerichtet gewesen, so die Darlegung des Gemeindeob­erhaupts auf entspreche­nde Vorhaltung­en.

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Foto: Bissinger Dieser Weg führt an den Ort, an dem das frivole Treiben stattfinde­t.

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