Hüllen in Hamlar dürfen weiter fallen
Fischer hoffen vergeblich auf Unterstützung beim FKK-Verbot am See
Das Treiben am Hamlarer Weiher ist mittlerweile deutschlandweit bekannt. Die dort Badenden – oftmals aus der Swingerund Homosexuellen-Szene – sorgen für Unfrieden im Bäumenheimer Ortsteil und darüber hinaus. Die Bäumenheimer Fischer haben den Antrag gestellt, ein Nacktbadeverbot zu verhängen, um dem Freiluft-Sex Einhalt zu gebieten (wir berichteten). Wie sich dazu die Kommune stellt, bleibt aber unklar.
Die Fischer stören sich eigentlich weniger an Menschen, die an dem See im kommunalen Naherholungsgebiet nackt baden wollen, als vielmehr an Leuten, die nachts oder in der Dämmerung Sex unter freiem Himmel suchen. Gerade der hintere Teil und eine kleine Insel würden dafür genutzt, sagt Oliver Gerstmair. Er ist Vorsitzender des 182 Mitglieder zählenden Fischereivereins Bäumenheim. Gerstmair muss sich im Sommer täglich von seinen Mitgliedern Vorhaltungen machen lassen. Nun hat er das Thema öffentlich gemacht.
Ein Thema, wie einige Gemeinderäte in Bäumenheim bestätigen, das durchaus schon lange bekannt gewesen sei. Überall lägen gebrauchte Kondome herum, sogar in der Badezone, die als Naherholungsgebiet für Familien hergerichtet ist, klagt Gerstmair. Die Fischer stolpern nach eigenen Angaben auch immer wieder über Pärchen, die teils aggressiv auf die „Störung“reagierten. Es sei, so ein weiteres Argument, insbesondere Familien mit Kindern nicht zuzumuten, dass sie dem hüllenlosen Badevergnügen (und dessen Folgen) wehrlos ausgesetzt seien.
Nun erhofften sich die Fischer, dass ihr Antrag im Gemeinderat Un- findet – und wurden, wie sie sagten, enttäuscht. Das Thema sei „komplizierter“und „schwierig“, erklärte Bürgermeister Martin Paninka den Gemeinderäten und den Zuhörern, die zahlreich in die Sitzung am Dienstagabend gekommen waren. Es handle sich um einen Konflikt von zwei Freizeitaktivitäten, führte der Bürgermeister aus: einerseits der Badenden, andererseits der Fischer und Angler. Paninka: „Das ist in Einklang zu bringen.“
Besonders diese Aussage erzürnte Vorsitzenden Gerstmair im Nachgang. Niemand habe bei den Fischern etwas gegen die Badenden. Es gehe einfach darum, dass die am Weiher anwesenden Nackten keinerlei Respekt gegenüber den Leuten zeigten, die dort spazieren gehen oder radeln wollten. Sie missbrauchten den Gedanken der Freikörperkultur und sorgten für öffentliches Ärgernis.
In der Sitzung hatte der Bürgermeister erklärt, dass es weiterer Geterstützung spräche mit dem Sachbearbeiter beim Landratsamt Donau-Ries bedürfe, ebenso mit der zuständigen Polizeiinspektion Rain. Er verwies darauf, dass in Bayern seit Ende 2013 textilfreies Baden generell erlaubt sei, weil ein entsprechendes Nacktbadeverbot ausgelaufen sei.
Paninka berichtete von einer Verordnung aus dem Jahre 2013, wonach es prinzipiell erlaubt sei, „dass die Flächen im Landschaftsschutzgebiet betreten werden dürfen.“Abschließend lasse sich das Thema nicht beurteilen. Ihm läge auch ein Bescheid des Landratsamtes aus dem Jahre 2007 vor, den er erst noch analysieren wolle. Einmütig und ohne Wortmeldung stimmte das Gremium dem Vorschlag des Bürgermeisters zu, das Thema erst einmal zu vertagen. Der Bürgermeister fügte an, dass er nach der Klärung der offenen Fragen einen runden Tisch einberufen wolle. Dort könne dann auch darüber gesprochen werden, wie mögliche Verbote kontrolliert werden können.
Dass Bäumenheim mit dem Problem nicht alleine dasteht, zeigt ein Blick in den Landkreis Neu-Ulm. Am Waldsee in Senden ist nackt baden ab sofort verboten. Auch dort hatte sich auf dem sogenannten „Porno-Island“eine ähnliche Szene wie in Hamlar etabliert. Der dortige Polizeichef hat die erst vor wenigen Tagen beschlossene Satzung des Stadtrats begrüßt. Zuvor hatte die Polizei, wie wohl auch in Hamlar, wenig Möglichkeiten.
Am Rande: Bürgermeister Martin Paninka rechtfertigte sich dafür, dass er das Thema nicht bei der Bürgerversammlung angesprochen habe. Aber der Antrag der Fischer sei an den Gemeinderat gerichtet gewesen, so die Darlegung des Gemeindeoberhaupts auf entsprechende Vorhaltungen.