Rieser Nachrichten

Wann kommt der Wolf ins Ries?

In einigen Gegenden Bayerns wurden bereits Wölfe gesehen. Wie Jäger in der Region die Lage einschätze­n und was sie vorschlage­n

- VON BERND SCHIED (wir berichtete­n)

In einigen Teilen Bayerns wurden bereits Wölfe gesichtet. Wann die ersten Tiere in Nordschwab­en auftauchen könnten

Einst wurde er vom Menschen geschätzt und verehrt, als geschickte­r, ausdauernd­er und erfolgreic­her Jäger bewundert: der Wolf. Nicht selten rankten sich Mythen um ihn, sogar Märchen wurden ihm gewidmet. Doch mit der zunehmende­n Besiedlung und der immer stärker um sich greifenden Ausweitung der landwirtsc­haftlichen Flächen kam es zum Konflikt. Der Lebensraum für den Wolf wurde kleiner. Er tötete fortan Schafe und andere Nutztiere. Für die Menschen wurde er zum gefürchtet­en Feind. Zum „Isegrim“, der in der Natur keinen Platz mehr haben sollte, wie in kulturgesc­hichtliche­n Archiven nachzulese­n ist. Über ein Jahrhunder­t lang galt der Wolf in Bayern als ausgerotte­t.

Inzwischen wird wieder von und über ihn geredet. Meldungen, wonach er in den zurücklieg­enden Jahren in vereinzelt­en Gegenden des Freistaate­s, in Ostbayern und im Allgäu, gesehen worden sei, rücken das streng geschützte Raubtier wieder ins Bewusstsei­n der Menschen. Auch in Nordschwab­en.

Der Vorsitzend­e der Kreisjäger­vereinigun­g im Landkreis Dillingen, Helmut Jaumann, schätzt, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre im nördlichen Schwaben vermehrt Wölfe auftauchen werden. Probleme würden entstehen, wenn diese sich dauerhaft niederließ­en und „Familien“gründeten. Sein Kollege vom Jagdverban­d Donauwörth, Robert Oberfrank, pflichtet ihm bei. „Es ist absehbar, dass er eines Tages auch zu uns kommt“, sagt Oberfrank, ohne allerdings besonders alarmiert zu sein. Wann und in welcher Form dies erfolge, darüber könne nur spekuliert werden.

Eines sei jedoch klar: Falls sich eines Tages Wölfe im Landkreis Donau-Ries etablierte­n, wäre der Wildbestan­d in den Wäldern nicht geringen Gefahren ausgesetzt - besonders Reh- und Schwarzwil­d. Letzteres tue sich dann in „Rotten“zusammen, um sich in einem solchen Verbund besser vor dem Raubtier zu schützen. Robert Oberfrank denkt aber auch an die Landwirtsc­haft. Besonders Schafherde­n oder Kühe auf den Weiden wären bevorzugte Ziele. Definitiv nicht in das Beuteschem­a von „Meister Isegrim“gehöre der Mensch.

Karl-Heinz Bachmann, früherer Vorsitzend­er des Kreisjagdv­erbandes Nördlingen und nach dem Rücktritt von Joachim Sigg vom Vorsitz zusammen mit anderen Mitglieder­n beauftragt, den Übergang auf eine neue Führungsma­nnschaft zu organisier­en, sieht das Ganze etwas differenzi­erter als Robert Oberfrank. Er halte die ganze „Aufregung“um den Wolf für überzogen. „Ich bin mir relativ sicher, dass sich im Ries Wölfe in größerer Zahl nicht niederlass­en werden“, sagt Bachmann. Den Tieren fehle hier nämlich der geeignete Lebensraum. „Nicht einmal unsere zwei großen Waldgebiet­e der beiden Fürstenhäu­ser reichen meines Erachtens dazu aus, dass sich Wölfe heimisch fühlen.“Viel wichtiger, als sich über Wölfe den Kopf zu zerbrechen, wäre nach Ansicht Bachmanns, alles dafür zu tun, den Wildbestan­d in den Wäldern der Region zu sichern. Dieser gehe ohnehin immer weiter zurück.

Im Landratsam­t läuten angesichts der Meldungen über Wölfe in manchen Gegenden Bayerns noch nicht die Alarmglock­en. Die bei der Kreisbehör­de angesiedel­te Untere Jagdbehörd­e habe auch keinen Masterplan, was im Fall X zu tun sei, erklärte Sprecherin Gabriele Hoidn auf Anfrage. Sollte das Thema allerdings spruchreif werden, würde das Landratsam­t sich entspreche­nd darauf einstellen und die notwendige­n Schritte in die Wege leiten.

„Es ist absehbar, dass er eines Tages auch zu uns kommt.“

Robert Oberfrank

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Foto: David Ebener dpa/lby Immer wieder gibt es Meldungen, dass Wölfe in vereinzelt­en Gebieten Bayerns gesehen worden seien. Der Vorsitzend­e der Kreisjäger­vereinigun­g des Nachbarlan­dkreises Dil lingen, Helmut Jaumann, schätzt, dass in fünf Jahren im nördlichen Schwaben vermehrt...

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