Wann kommt der Wolf ins Ries?
In einigen Gegenden Bayerns wurden bereits Wölfe gesehen. Wie Jäger in der Region die Lage einschätzen und was sie vorschlagen
In einigen Teilen Bayerns wurden bereits Wölfe gesichtet. Wann die ersten Tiere in Nordschwaben auftauchen könnten
Einst wurde er vom Menschen geschätzt und verehrt, als geschickter, ausdauernder und erfolgreicher Jäger bewundert: der Wolf. Nicht selten rankten sich Mythen um ihn, sogar Märchen wurden ihm gewidmet. Doch mit der zunehmenden Besiedlung und der immer stärker um sich greifenden Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen kam es zum Konflikt. Der Lebensraum für den Wolf wurde kleiner. Er tötete fortan Schafe und andere Nutztiere. Für die Menschen wurde er zum gefürchteten Feind. Zum „Isegrim“, der in der Natur keinen Platz mehr haben sollte, wie in kulturgeschichtlichen Archiven nachzulesen ist. Über ein Jahrhundert lang galt der Wolf in Bayern als ausgerottet.
Inzwischen wird wieder von und über ihn geredet. Meldungen, wonach er in den zurückliegenden Jahren in vereinzelten Gegenden des Freistaates, in Ostbayern und im Allgäu, gesehen worden sei, rücken das streng geschützte Raubtier wieder ins Bewusstsein der Menschen. Auch in Nordschwaben.
Der Vorsitzende der Kreisjägervereinigung im Landkreis Dillingen, Helmut Jaumann, schätzt, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre im nördlichen Schwaben vermehrt Wölfe auftauchen werden. Probleme würden entstehen, wenn diese sich dauerhaft niederließen und „Familien“gründeten. Sein Kollege vom Jagdverband Donauwörth, Robert Oberfrank, pflichtet ihm bei. „Es ist absehbar, dass er eines Tages auch zu uns kommt“, sagt Oberfrank, ohne allerdings besonders alarmiert zu sein. Wann und in welcher Form dies erfolge, darüber könne nur spekuliert werden.
Eines sei jedoch klar: Falls sich eines Tages Wölfe im Landkreis Donau-Ries etablierten, wäre der Wildbestand in den Wäldern nicht geringen Gefahren ausgesetzt - besonders Reh- und Schwarzwild. Letzteres tue sich dann in „Rotten“zusammen, um sich in einem solchen Verbund besser vor dem Raubtier zu schützen. Robert Oberfrank denkt aber auch an die Landwirtschaft. Besonders Schafherden oder Kühe auf den Weiden wären bevorzugte Ziele. Definitiv nicht in das Beuteschema von „Meister Isegrim“gehöre der Mensch.
Karl-Heinz Bachmann, früherer Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Nördlingen und nach dem Rücktritt von Joachim Sigg vom Vorsitz zusammen mit anderen Mitgliedern beauftragt, den Übergang auf eine neue Führungsmannschaft zu organisieren, sieht das Ganze etwas differenzierter als Robert Oberfrank. Er halte die ganze „Aufregung“um den Wolf für überzogen. „Ich bin mir relativ sicher, dass sich im Ries Wölfe in größerer Zahl nicht niederlassen werden“, sagt Bachmann. Den Tieren fehle hier nämlich der geeignete Lebensraum. „Nicht einmal unsere zwei großen Waldgebiete der beiden Fürstenhäuser reichen meines Erachtens dazu aus, dass sich Wölfe heimisch fühlen.“Viel wichtiger, als sich über Wölfe den Kopf zu zerbrechen, wäre nach Ansicht Bachmanns, alles dafür zu tun, den Wildbestand in den Wäldern der Region zu sichern. Dieser gehe ohnehin immer weiter zurück.
Im Landratsamt läuten angesichts der Meldungen über Wölfe in manchen Gegenden Bayerns noch nicht die Alarmglocken. Die bei der Kreisbehörde angesiedelte Untere Jagdbehörde habe auch keinen Masterplan, was im Fall X zu tun sei, erklärte Sprecherin Gabriele Hoidn auf Anfrage. Sollte das Thema allerdings spruchreif werden, würde das Landratsamt sich entsprechend darauf einstellen und die notwendigen Schritte in die Wege leiten.
„Es ist absehbar, dass er eines Tages auch zu uns kommt.“
Robert Oberfrank