Billigere Bauplätze für Familien?
In Oettingen bekommen Häuslebauer bis zu 3000 Euro pro Kind von der Stadt, wenn sie ein Grundstück kaufen. Welches System in Nördlingen diskutiert wird
Ein eigenes Häuschen ist eine feine Sache, besonders in Zeiten niedriger Zinsen. Trotzdem ist der Bau eines Eigenheims für viele Familien ein Kraftakt, gerade, wenn der Nachwuchs noch klein ist und vielleicht nur ein Elternteil in Vollzeit arbeitet. Die Stadt Oettingen will Familien beim Bau finanziell helfen. Bislang unterstützte sie Eltern, die einen Bauplatz im Gebiet Kelterfeld I gekauft hatten, pro Kind mit 3000 Euro. Kürzlich hat der Stadtrat beschlossen, diese Förderung auf ganz Oettingen auszudehnen.
Demnach erhalten Familien im Stadtgebiet 3000 Euro pro Kind, in den Stadtteilen 1000 Euro. Kommt der Nachwuchs in den fünf Jahren, nachdem das Haus fertig ist, auf die Welt, gibt es das Geld ebenfalls. Günther Schwab, Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen, erklärt die unterschiedli- Förderung mit den Preisen für die Bauplätze: Im neuen Oettinger Baugebiet Kelterfeld Nord koste der Quadratmeter 119 Euro, in den Stadtteilen bekomme man ihn für 23 bis 40 Euro. 53 Plätze habe man im Kelterfeld Nord ausgewiesen, jeder Bewerber habe drei Grundstücke angeben können. Interessieren sich mehrere Häuslebauer für einen Bauplatz, entscheidet das Los – und zwar am kommenden Freitag, unter der Aufsicht eines Notars. Schwab betont: „Bei uns bekommt aber jeder einen Bauplatz.“Es gehe lediglich um die Frage „wo?“.
In Nördlingen gibt es eine solche Förderung für Familien bislang nicht. Oberbürgermeister Hermann Faul lehnt es ab, jeder Familie 3000 Euro zu geben. Er vergleicht das System mit den Kindergartenbeiträgen: Dem einen würden die 85 Euro im Monat wehtun, der andere würde sie leicht verschmerzen. Faul gefällt ein Vorschlag, den die Nördlinger CSU kürzlich in die Debatte ein- gebracht hat. Die Christsozialen forderten in einer Pressemitteilung die Einführung eines Punktemodells. Dabei bekommen Familien mit niedrigerem Einkommen, Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen Punkte gutgeschrieben. Günstigere Bauplätze werden dann anhand dieser Punkte vergeben. Die CSU kann sich auch vorstellen, ehrenamtliches Engagement in Form von Punkten zu belohnen.
Solch ein System wäre eine Möglichkeit, meint Faul auf Nachfrage der Rieser Nachrichten – allerdings nur in der Stadt selbst. In den Ortsteilen seien die Grundstückspreise „nicht allzu hoch“, in Herkheim koste der Quadratmeter beispielsweise rund 85 Euro. Allerdings, so Faul, könne man das Punktesystem selbstverständlich nur bei den Bauplätzen anwenden, die auch von der Stadt Nördlingen selbst verkauft werden. Wie berichtet, sollen südlich des bestehenden Baugebiets Saubrunnen weitere Bauplätze ausche gewiesen werden. Man habe bereits mit Grundstückseigentümern gesprochen, sagt Faul, es gebe ein Interesse an der Eigenvermarktung. Das bedeutet: Eigentümer wollen die Bauplätze nicht der Stadt, sondern selbst an die Bauwerber verkaufen. „Die Verkaufsbereitschaft ist derzeit allgemein nicht groß“, sagt Faul.
In Alerheim kann man im Baugebiet „Westlich der Schule“bereits für 53 Euro pro Quadratmeter einen Bauplatz kaufen. Im zweiten Bauabschnitt werde der Grundstückspreis allerdings steigen, sagt Bürgermeister Christoph Schmid. Von einem Kinderbonus in Alerheim hält er persönlich nichts. Schließlich würde mancher auch dann noch einmal bauen, wenn die Kleinen schon groß sind. Viel wichtiger sei es, dass es in einer Kommune eine Kita, einen Kindergarten, eine Grundschule und einen Hort gebe. „So ein Baugebiet kostet auch Geld und muss sich refinanzieren.“