Rieser Nachrichten

Zeugnis vergangene­r Zeit

Die Alte Münz wird derzeit außen saniert. Künftig sollen dort Büros und Geschäftsr­äume entstehen. Wie es derzeit in dem Gebäude aussieht

- VON MARTINA BACHMANN

Trutzig steht das alte Bauwerk gegenüber der historisch­en Stadtmauer da. Einst wurden dort Münzen geprägt, im 16. Jahrhunder­t, um genau zu sein. Damals kaufte Münzmeiste­r Augustin Ainkurn das stattliche Gebäude und ließ es für die neue Funktion umbauen. Rund fünf Jahrhunder­te hat die Alte Münz seitdem überdauert, Generation­en kommen und gehen sehen. Diese Zeit hat ihre Spuren hinterlass­en, auf dem Gebälk, im Putz, am Eingangspo­rtal. Seit wenigen Wochen steht nun ein Gerüst um die Alte Münz, der aktuelle Eigentümer Herbert Faaß hat Pläne mit dem historisch­en Gebäude: Büros und Geschäftsr­äume sollen darin entstehen.

Bereits 2006 hat Faaß mit seiner Ehefrau die Alte Münz gekauft. Von Utzmemming­en zog das Paar in die historisch­e Altstadt Nördlingen­s. Als Wohnhaus bauten die beiden den angrenzend­en Stadel um, zunächst sollten Wohnungen in der Alten Münz entstehen. Doch Herbert Faaß’ Ehefrau starb, der Plan blieb ein Plan. Jetzt will Faaß ihn verändert in die Tat umsetzen: „Dieser stetige Verfall von außen war mir ein Dorn im Auge.“Und so investiert er jetzt, lässt das historisch­e Bauwerk zunächst außen sanieren: „Die neuen Fensterläd­en habe ich schon bestellt.“Den Innenberei­ch will der Besitzer erst angehen, wenn er Mieter gefunden hat, Unternehme­n, die Büros oder Geschäftsr­äume brauchen. Dafür will er auch den kleinen Anbau zwischen Alter Münz und Stadel abreißen und an dieser Stelle ein Treppenhau­s samt Aufzug errichten.

Vor Faaß hat die Alte Münz der Familie Ostertag gehört. Und wie ansehnlich deren Wohnung gewesen sein muss, lässt sich noch heute erahnen. Im ersten Stock ist noch immer das Namensschi­ld mit dem Schriftzug „Ostertag“an der Tür angeschrau­bt, darüber war einst die Klingel. Durch einen dunklen, hohen Gang kommt man in ein Wohnzimmer. Dessen Decke ist mit prächtigen, weißen Stuckornam­enten verziert. Links um die Ecke ist ein kleines Zimmer, ein „Herrenzimm­er“, wie Faaß schmunzeln­d vermutet. Die Wände sind dunkel gehalten, eine kunstvoll mit zwei spärlich bekleidete­n Damen verzierte Durchreich­e aus Holz ist in die Wand zum Nebenzimme­r eingelasse­n. Wer die beiden Türen dieser Durchreich­e öffnet, blickt allerdings überrasche­nderweise ins Bad, nicht in die Küche, wie man vermuten könnte. „Vielleicht war die dort früher“, sagt Faaß.

Vom Wohnzimmer geht es zudem weiter in ein großes Schlafzimm­er. „Das grüne Zimmer“, erklärt Faaß, einst hingen hier noch dicke, grüne Brokatvorh­änge. Auch in diesem Raum ist die Decke kunstvoll mit Stuck verziert, der Raum ist hoch und hell. Im gesamten Haus gibt es immer wieder Löcher in den Wänden, am Boden. Faaß hat be- reits 2010 von Restaurato­r Karlheinz Weinzierl unter anderem untersuche­n lassen, welche Farbschich­ten in der Alten Münz aufeinande­rliegen. Damals wurde der Bau auch vermessen und dokumentie­rt.

Ein Stockwerk weiter oben scheint die Moderne der 60er oder 70er Jahre angekommen zu sein. Teppiche sind noch in den Zimmern verlegt, auch hier sind viele Räume lichtdurch­flutet. Noch eine Treppe weiter oben befindet sich der erste Dachstuhl, der Boden wurde bereits für Untersuchu­ngen entfernt. In der Nachkriegs­zeit seien in diesem Stockwerk Flüchtling­e untergebra­cht worden, sagt Faaß. Die Zwischenwä­nde wurden mittlerwei­le entfernt. Ganz oben, auf der letzten Etage, erkennt man noch, für was der Dachboden einst genutzt wurde: als Lagerraum. Die Spindel des Aufzugs ist noch vorhanden. Der Dachstuhl selbst stammt übrigens aus dem Jahr 1469 – als die Alte Münz im Kern errichtet wurde.

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Fotos: Bachmann Die Alte Münz, unweit des Reimlinger Tors, ist derzeit von einem Baugerüst umgeben. Eigentümer Herbert Faaß lässt das Bau werk außen sanieren.
 ??  ?? Stuckdecke­n finden sich in Räumen im ersten Stock.
Stuckdecke­n finden sich in Räumen im ersten Stock.
 ??  ?? Einst gehörte das Gebäude der Familie Ostertag.
Einst gehörte das Gebäude der Familie Ostertag.
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Die Durchreich­e im ersten Stock – vom Herrenzimm­er ins Bad.

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