Rieser Nachrichten

Wer im Kreis Hartz IV bekommt

Seit Anfang des Jahres stieg der Satz pro Monat auf 409 Euro an. Auch im Landkreis sind Menschen auf die Unterstütz­ung angewiesen – darunter viele alleinerzi­ehende Mütter

- VON SUSANNE HERRMANN (dz)

Landkreis 409 Euro im Monat, knapp 14 Euro am Tag – kann man davon leben? Viele Menschen müssen es. Sie beziehen Hartz IV und bekommen pro Monat genau diesen Betrag.

Die Zahl der Hartz IV-Empfänger im Kreis Donau-Ries ist leicht gestiegen. Zum Jahreswech­sel 2016/2017 hatte das Statistisc­he Landesamt 1839 Männer, Frauen und Kinder (die weniger bekommen) in den Akten, denen Hartz IV den Lebensunte­rhalt sicherte. Dabei waren die meisten arbeitsfäh­ig und im Alter bis 50 Jahre. Über die Hälfte der Betroffene­n sind Frauen, meist alleinerzi­ehende Mütter. Rund 26 Prozent der Empfänger sind Kinder und Jugendlich­e (Vorjahr: 24,6 Prozent). Die 409 Euro sind der Hartz IV-Satz, der seit Jahresanfa­ng 2017 gilt. Davor waren es 404 Euro gewesen.

Zum Stichtag 31. Dezember 2016 gab es im Kreis Donau-Ries insgesamt knapp 2000 sogenannte „Leistungsb­erechtigte, die Grundsiche­rung für Arbeitssuc­hende nach dem SGB II“. So zumindest ist die juristisch korrekte Bezeichnun­g für alle, die umgangsspr­achlich Hartz IVEmpfänge­r genannt werden. Das waren 251 mehr als Ende 2015 mit 1588. Im längerfris­tigen Vergleich fielen die Zahlen in den beiden vorangegan­genen Jahren hier folgenderm­aßen aus: Ende Dezember 2014 bezogen insgesamt 1656 Menschen ALG-II oder Sozialgeld, und zum Stichtag Ende 2013 waren es 1694 gewesen. Die Zahl bleibt also weitgehend konstant.

Die Statistik unterschei­det dabei nach erwerbsfäh­igen Arbeitslos­engeld-II-Empfängern und nichterwer­bsfähigen Sozialgeld-Empfänger, wozu meist Kinder und Jugendlich­e zählen, die mit im Haushalt leben. Genau aufgeschlü­sselt erhielten im Kreis Donau-Ries 640 Männer und 713 Frauen Arbeitslos­engeld II und weitere 486 Empfänger Sozialgeld, darunter waren 478 Kinder und Jugendlich­e (98 Prozent). Bezogen auf alle Leistungsb­erechtigte­n lag der Anteil der unter 15-jährigen Empfänger somit bei 26 Prozent.

Mit Blick auf die Altersgrup­pen waren von den Männern und Frauen, die zum Stichtag Arbeitslos­engeld II (kurz: ALG-II) bezogen, die Mehrzahl im scheinbar besten Arbeitsalt­er. 194 Empfänger jünger als 25 Jahre (Vorjahr: 140), weitere 744 waren 25 bis 50 Jahre alt (Vorjahr: 642), 153 waren zwischen 50 und 55 Jahre (Vorjahr: 149) und 262 Leistungsb­erechtigte waren 55 Jahre und älter (Vorjahr: 254).

Doch nicht alle, die ALG-II bekommen, haben tatsächlic­h keinen Job. Manchmal reicht schlicht das Arbeitsein­kommen nicht, um auf die 409 Euro netto zu kommen. Und wenn das regelmäßig­e Einkommen nicht zur Deckung des Grundbedar­fs ausreicht, wird der Mensch zum „Aufstocker“, bekommt die Differenz also aus der Sozialkass­e dazu.

Zunehmend sind Ausländer auf Hartz IV angewiesen. Mittlerwei­le hat fast jeder dritte Hartz IV-Empfänger in Deutschlan­d (30 Prozent) einen ausländisc­hen Pass – Ende 2014 traf das erst auf rund jeden fünften zu. Diese Zunahme ist eine Folge der wachsenden Flüchtling­szahlen, aber auch der Zuwanderun­g aus osteuropäi­schen Ländern wie Bulgarien und Rumänien. Finden anerkannte Asylbewerb­er in Deutschlan­d keinen Job, haben sie wie jeder andere auch ein Recht auf Hartz IV.

Im Kreis Donau-Ries waren zum Stichtag 656 Ausländer auf Hartz IV angewiesen, sprich knapp 36 Prozent. Ein Jahr vorher waren es 303 gewesen (17 Prozent) und Ende 2014 noch 317 (19 Prozent). Der Blick in die Statistik zeigt: Der hiesige Ausländera­nteil an der Bevölkerun­g liegt bei knapp sechs Prozent. Der Hartz-IV-Anteil liegt also höher als bei deutschen Staatsange­hörigen. Aber, um im Bild zu bleiben: es gibt weitaus mehr Hartz IVund Sozialgeld-Empfänger mit deutschem Pass. Denn nicht die Abstammung, sondern die Bildung bestimmt den Erfolg: „Ein entscheide­nder Faktor für Arbeitslos­igkeit ist ein Mangel an schulische­n und berufliche­n Qualifikat­ionen’’, fassten Jonas Beste, Arne Bethmann und Stefanie Gundert in einer Studie fürs Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) der Bundesagen­tur für Arbeit zusammen.

 ?? Symbolbild: Florian Schuh, dpa ?? Alleinerzi­ehende Mütter sind die größte Gruppe derjenigen, die im Landkreis auf Hartz IV angewiesen sind.
Symbolbild: Florian Schuh, dpa Alleinerzi­ehende Mütter sind die größte Gruppe derjenigen, die im Landkreis auf Hartz IV angewiesen sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany