Ein Nördlinger Poet, der Kinder, Schüler und Professoren erreicht
Der gebürtige Nördlinger Erich Pfefferlen berührt die Menschen mit seiner Dichtkunst. Deshalb ist er erst kürzlich von Kultusminister Spaenle geehrt worden
Seine größte Leistung ist es wohl, sich in große Höhen von Essays, Prosa und vor allem Lyrik aufzuschwingen und gleichzeitig auf dem Boden zu bleiben, um jedermann vom Kind bis zum Literaturprofessor zu faszinieren. So wurde der pensionierte Studiendirektor Erich Pfefferlen kürzlich von Kultusminister Ludwig Spaenle bei einem Empfang ausgewählter Kulturträger im Augsburger Maximilianmuseum vor allem für seine Schreibprojekte an bayerischen Schulen geehrt – als Literaturbeauftragter bringt er seit über 20 Jahren Schülern in Wahl- und Zusatzkursen Literatur als Erlebnis nahe: Er kitzelt, wie er sagt, „Lebenserfahrungen aus ihnen heraus“, lässt diese ohne stilistische Zwänge frei von der Leber weg niederschreiben und erst zum Schluss glatt schleifen. Inhaltliche Impulse gibt er unter anderem auf Spaziergängen vor, nach denen die Sinneseindrücke niedergeschrieben werden. Darüber hinaus wirkte der heute 65-jährige Pfefferlen am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung sowie einer Beurteilungs-Kommission für Lehrkräfte mit. In der „Lernwerkstatt“an der Uni Augsburg bewegte er Lehrer zu Flexibilität und fächerübergreifender Kreativität.
Beim jungen Erich Pfefferlen selbst bahnte sich der literarische Drang wenige Wochen nach dem Abitur am Nördlinger Gymnasium seinen Weg – in Form seines ersten Gedichtes „Gedanken am Abend.“Er studierte in Erlangen Germanistik, Geschichte und Sozialkunde, wählte „die Sozialgeschichte Nördlingens zwischen 1500 und 1750“als Examensarbeit. Der Erlanger Kulturreferent wurde auf seine Lyrik aufmerksam, ließ ihn vor Journalisten und Literaten lesen. In der Heimat förderte ihn Albert Schlagbauer und veröffentlichte seine Werke ab 1980 im Heimatmagazin „Nordschwaben“. 1989 finanzierte der Verein Rieser Kulturtage seinen ersten Gedichtband „Augen-Blicke“. Von nun an kam eins zum anderen: Es folgten weitere Bände, Beiträge in zahlreichen Anthologien und literarischen Zeitschriften. Vom Ries über seinen neuen Arbeitsund Lebensraum Augsburg (er lebt heute mit seiner Frau als Vater zweier Töchter in Horgau) wurde er im ganzen bayerischen Raum bekannt, bekam Einladungen und Preise in ganz Deutschland, fand Aufnahme in etliche Lexika und schließlich in der Liste der 1000 bedeutendsten deutschen Dichter seit Walther von der Vogelweide. Als einziger Süddeutscher gewann er 1996 den schleswig-holsteinischen Fedor-Malchow-Lyrikpreis zusammen mit Bodo Heimann; auch in Dänemark, England, Frankreich und Italien ist er ein Begriff in Literatenkreisen.
Bezeichnend ist für Erich Pfefferlen in jeder Hinsicht seine Spannweite: „Ich setze mich sowohl mit hoch intellektuellen Gedanken wie auch denen der ‚No-Future’-Generation auseinander“, sagt er. Die ganze Welt will er mit seiner Poesie einfangen, zwischenmenschliche Beziehungen ebenso wie gesellschaftliche Konflikte oder Naturbetrachtungen. Seine komprimierten Worte und Gedanken fanden Niederschlag bis hin zum kirchlichen Gesangbuch oder Kinderbuch. Lyrik begreift er nicht als rein akademische Angelegenheit – auch die komprimierten, schlagkräftigen Zeitungsüberschriften haben für ihn zuweilen lyrische Elemente.
Als Lehrer ist er nicht mehr aktiv, wohl aber als Literaturbeauftragter und auch der Dichter kommt nicht zur Ruhe – soeben erschien im Geest-Verlag sein Gedichtband „Nachtschwarz mit Mondschaum“. Wieder spannt er einen weiten Bogen von Gesellschaftskritik an Bankern und Karrieremenschen bis zu phantasievoller Hoffnungs- und Traumpoesie wie unter dem Titel „ein erträumtes Nest mitbringen“. Auch die Sprache selbst und lyrische Entstehungsprozesse sind Themen, nicht zuletzt an den Dichternachwuchs gerichtet: „Das schönste Gedicht ist das noch nicht entdeckte.“Der Verleger Alfred Bünge sagt in seinem Nachwort, was bereits viele Laudatoren sagten: „Pfefferlens Worte werden die Menschen erreichen.“