Eine Diva wird niemals alt
Hannelore Elsner ist ein Star, wie es nur wenige gibt in Deutschland. Und das weiß sie auch. Wer sie einst entdeckte und warum sie erst spät ein Star wurde
Die Diskussionen um ihr Alter mag Hannelore Elsner nicht. Weil sie schon mit 24 gefragt wird, wie es sei, 25 zu werden. Bis zu ihrem 50. Geburtstag macht sie sich dann immer zwei Jahre jünger. Um sich besser ans Alter zu gewöhnen, wie sie später einmal sagt. Also feiert sie, die Grande Dame des deutschen Films, an ihrem 52. Geburtstag öffentlich den 50. – mit großem Tamtam und vielen Interviews. Das Alter ist auch egal, wenn man eine Diva ist. Denn eine Diva wird niemals alt – auch wenn sie heute ihren 75. Geburtstag feiert.
Und die Elsner ist das Paradebeispiel einer Diva, die immer ein bisschen mädchenhaft geblieben ist und sich als würdige Nachfolgerin einer Hildegard Knef oder einer Marlene Dietrich sieht. Schlagfertig, charismatisch und charmant ist sie – und manchmal auch ein bisschen zickig.
Hannelore Elsner ist ein Star, wie es nur wenige gibt in Deutschland. Und das weiß sie. Wenn man ihr im Café gegenübersitzt, sagt sie dann auch so selbstverständliche Sätze wie „Ich bin halt eine gute Schauspielerin“. Oder: „Ich hatte das Glück, dass ich immer gute Rollen in guten Filmen bekommen habe.“Sie bestellt eine Suppe – und isst nur ein paar Löffel davon; verlangt nach einer Zigarette. Ja, die Elsner, der eine Agentin mit 17 geraten hat, die Nase schmaler machen und die Zähne begradigen zu lassen, ist eine Diva. Die Schönheitskorrekturen hat sie damals übrigens abgelehnt, aber sie hat sich einen Künstlernamen zugelegt – indem sie das „t“aus ihrem Geburtsnamen „Elstner“strich.
Als Tochter eines Ingenieurs im oberbayerischen Burghausen geboren, erinnert sie sich noch heute an die Wiesen und Bäche und die bayerische Idylle. Und an den Waginger See, in dem sie als Sechsjährige mit dem Vater geschwommen ist; den Zwetschgendatschi der Oma und die Verstecke im Heuschober. Und sie erinnert sich an ihren zwei Jahre älteren Bruder Manfred, ihr großer „Anführer“, der in den letzten Kriegstagen bei einem Tieffliegerangriff getötet wird. Bald darauf stirbt ihr Vater an Tuberkulose.
Damit ist die heile Familie dahin. Sechsmal fliegt Hannelore Elsner von der Schule. Die Mutter zieht schließlich mit ihr nach München, wo sie als 14-Jährige kleinere Jobs annimmt, weil das Geld knapp ist. „Ich war nirgendwo richtig daheim“, sagt sie über ihre Jugend. Und schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust.
An den Beruf der Schauspielerin hat sie nie gedacht, sagt sie – bis sie mit 16 bei einem Spaziergang mit der Mutter in München von dem türkischen Regisseur Halit Refig angesprochen wird. Er verschafft ihr eine Schauspielausbildung, sie übernimmt kleinere Rollen in Filmen mit Hans-Joachim Kulenkampff und Freddy Quinn. Bald findet sie Dauerbeschäftigung in Film und Fernsehen, oft in seichten Rollen. Sie steht aber in den Münchner Kammerspielen und im Volkstheater auch auf der Bühne. In den Kammerspielen soll sie in „Tango“1966 die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein.
Elsner, die heute in Frankfurt lebt, bekommt Rollen in Fernsehserien wie „Der Nachtkurier meldet“oder später in „Die Schwarzwaldklinik“. Sie ist in Sexfilmchen wie „Der Bettelstudent“zu sehen oder in belanglosen Komödien wie „Herrliche Zeiten im Spessart“oder „Zum Teufel mit der Penne“. In mehr als 200 Fernseh- und Kinofilmen ist sie präsent. Ein großer Star wird erst spät aus ihr. Den größten Fernsehruhm bringt der auffällig kleinen, zierlichen Frau mit der immensen Ausstrahlung die Rolle als Ermittlerin Lea Sommer in der
ARD-Serie „Die Kommissarin“ein. In der streckt sie von 1994 bis 2006 in Minirock und schwarzer Herrenlederjacke die Verbrecher schon mal mit einem Tritt in Pumps nieder.
Ihre Rollen kann sie sich seither aussuchen. Zu ihren großen KinoErfolgen gehört ihre Rolle in Doris Dörries „Kirschblüten – Hanami“(2008) an der Seite von Elmar Wepper. Mindestens so interessant wie ihre Darstellerinnenkunst wird für das Publikum ihre Lebenskunst. Aus einer kurzen Liaison mit Regisseur Dieter Wedel entsteht 1981 ihr einziges Kind, Sohn Dominik. Produzentenlegende Bernd Eichinger findet sie als Partner „den besten“, es folgen eine Ehe mit Verlagsleiter Uwe Carstensen – und viele weitere Beziehungen.
Ihr später Erfolg als deutsche Diva hat für die Elsner auch etwas mit dem Altern zu tun. „Denn mein Leben ist mit zunehmendem Alter immer besser geworden“, sagt sie.