Das große Schachern um die Superbehörden
Zwei EU-Agenturen werden London verlassen. Aber wohin? Auch Bonn und Frankfurt am Main sind im Spiel
Eines haben alle Bewerber gemeinsam: Jeder ist davon überzeugt, die beste Wahl für die Europäische Arzneimittelagentur EMA und/oder die Bankenaufsicht EBA zu sein. Dass es viele Kandidaturen um den zukünftigen Standort der beiden derzeit noch in London ansässigen EU-Agenturen geben wird, war absehbar. Doch mit einer Auswahl von 27 Bewerbern dürfte die Entscheidungsfindung der ebenfalls durchschlagende Argumente, um den Inselbewohnern das Festland schmackhaft zu machen: 1500 Sorten belgisches Bier. Und bitte, nicht zu vergessen, belgische Schokolade. Dennoch spricht durchaus mehr für die Stadt, die wegen der EU-Beamten aus vielen Ländern bereits mehrere internationale Schulen sowie unzählige in den Landessprachen der Mitgliedstaaten bietet.
Kopenhagen umgarnte die EMAAngestellten schlicht mit der eigenen Glückseligkeit: Die Mitarbeiter könnten „unter Dänen leben, die berühmt dafür sind, die glücklichsten Menschen der Welt zu sein“. Helsinki versuchte es mit praktischen Versprechen: Innerhalb eines Jahres, gerechnet ab dem gestrigen Dienstag, sollen die ersten Beschäftigten und ihre Familien der Arzneimittelagentur bereits umgesiedelt werden. Malta verkaufte sich als Feriendomizil, in dem auch noch Englisch gesprochen wird – sodass sich die Beamten aus London nicht erst umgewöhnen müssten.
So groß die Konkurrenz um die etwa 900 Mitarbeiter umfassende EMA war, so übersichtlich gestaltete sich das Bewerberfeld für die Bankenaufsicht. Frankfurt dürfte als Sitz der Europäischen Zentralbank sowie vieler internationaler Geldhäuser durchaus Gewicht in die Waagschale werfen.
Entscheiden müssen die Mitgliedstaaten nach einer Analyse der Kommission im November. Gewählt wird nach einem Punktesystem, ähnlich dem Eurovision Song Contest. Großbritannien darf übrigens nicht mitwählen. Das Verfahren stehe „außerhalb der BrexitVerhandlungen“, stellte die EUKommission zur Sicherheit klar und sei einzig und allein Sache der 27 übrigen Mitgliedstaaten. Darüber sind diese sich einig. Bei der Wahl der künftigen Standorte der EU-Agenturen dürfte dies anders sein.
Die Entscheidung fällt dann im November