Wie geht es im NSU Prozess weiter?
Das Mammutverfahren ist auf der Zielgeraden. Aber nun ist erst einmal Sommerpause. Wann wohl endlich das Urteil fällt und welche Haftstrafe Beate Zschäpe erwarten könnte
Es scheint fast so etwas wie Ferienstimmung in der Luft zu liegen an diesem 379. Verhandlungstag im NSU-Prozess, dem fünften Tag des Anklage-Plädoyers – und den letzten Stunden vor der Sommerpause. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Mammutprozess:
Der Prozess geht in seine wohl letzte Sommerpause. Aber warum mitten im Plädoyer der Bundesanwaltschaft?
Die Prozesstage werden vom Gericht schon viele Monate im Voraus festgelegt – inklusive der vierwöchigen Verhandlungspause. Kurzfristig sind keine Änderungen möglich.
Wie geht es nach den Gerichtsferien mit dem Plädoyer weiter?
Die nächsten Verhandlungstage sind der 31. August und der 1. September. Anschließend ist wieder eine kurze Pause, bevor es am 12. September weitergeht.
Wann kommt die Strafmaß-Forderung der Bundesanwaltschaft?
Erst ganz am Ende des Plädoyers. Zunächst will sich die Anklage noch den zwei verbleibenden Mitangeklagten André E. und Holger G. widmen, dann den Raubüberfällen des NSU. Danach will Bundesanwalt Herbert Diemer das Plädoyer mit den Strafmaß-Forderungen zu Ende bringen.
Und was kommt danach?
Nach der Bundesanwaltschaft ist die Nebenklage an der Reihe: die 95 Opfer oder Hinterbliebenen der Opfer der NSU-Morde und -Anschläge, die von 60 Anwälten vertreten werden. Ein Großteil der Anwälte will auch sprechen – manche nur kurz, manche mehrere Stunden. Schätzungen zufolge könnte dies in Summe mehrere Wochen dauern. Anschließend sind die Verteidiger der fünf Angeklagten an der Reihe – auch dies dürfte insgesamt mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Wann könnte ein Urteil fallen?
Schwer zu sagen. Die Erfahrung nach mehr als vier Jahren NSU-Prozess lehrt, dass jegliche Prognosen schwierig und immer mit größter Vorsicht zu genießen sind. Dennoch: Sollte der eben angesprochene Zeitplan zu halten sein, könnte im Dezember oder Januar das Urteil kommen.
Die Plädoyers der Bundesanwaltschaft dauern nun schon mehrere Tage. Gibt es so etwas wie ein Zwischenfazit?
Bundesanwalt Diemer hat schon zu Beginn des Plädoyers betont, die Vorwürfe gegen alle fünf Angeklagten hätten sich aus Sicht der Anklage in allen wesentlichen Punkten bestätigt. Insbesondere die gegen Beate Zschäpe: Die 42-Jährige sei Mittäterin an allen Morden und Anschlägen des NSU. Sie habe diese gewollt, unterstützt und anschließend dokumentiert. Sollte das Gericht am Ende dieser Argumentation folgen, droht Zschäpe lebenslange Haft.
Und was ist mit den anderen vier Angeklagten?
Auch die Vorwürfe gegen die mutmaßlichen Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben und Carsten S. sieht die Anklage „in vollem Umfang bestätigt“. Die beiden sollen genau die Waffe mit Schalldämpfer für Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Zschäpe besorgt haben, mit der der NSU neun Menschen türkischer und griechischer Herkunft erschossen hat. André E. und Holger G., die wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung angeklagt sind, sind nach den Gerichtsferien dran.
Christoph Trost und Christoph Lemmer, dpa