Alles nach Fahrplan
Über die neue Bahnbrücke rollen schon ab Dienstag die ersten Züge. Was als nächstes auf der Baustelle geplant ist und wie das neue Bauwerk aussehen soll
Der erste Teil der Brücke ist fast fertig. Er besteht aus zwei Teilstücken, von denen eines nicht an Ort und Stelle hergestellt werden konnte. Dort, wo es jetzt nur noch abgesenkt werden muss, stand bisher nämlich nur eine Hilfsbrücke. Die stellte sicher, dass die Züge der Deutschen Bahn (DB) weiterhin zwischen Donauwörth und Aalen fahren konnten.
Gestern nahmen die Verantwortlichen die Fortschritte auf der Baustelle gemeinsam in Augenschein. Stellvertretend für die Deutsche Bahn führte der Projektleiter der DB Netz, Gerald Morak, durch die Baustelle. Technische Hintergründe erläuterte der Projektleiter der beauftragten Spezialfirma B+H Bau aus Karlsruhe, Marc Weißgräber. Michael Bauhammer, Leiter der Abteilung Tiefbau, vertrat den „Bauherren“, die Stadt Nördlingen.
Derzeit steht der Zugverkehr am Nördlinger Bahnhof still: Am Dienstag wurde die Hilfsbrücke abmontiert. Um sie so lange wie möglich benutzen zu können, wurde das Einschubelement aus Beton, über das zukünftig die Gleise vier und fünf führen, 20 Meter versetzt hergestellt (wir berichteten). Einen Monat lang trocknete der Beton nun – jetzt war es an der Zeit, das Bauteil an seinen Standort zu bewegen. Am Dienstag, 8. August, werden schon die Gleise auf der neuen Brücke liegen und wieder Züge fahren.
Wie bereits berichtet, wurde das Einschubelement auf einem teflonbeschichteten Träger bewegt. Eigentlich wiegt das Bauteil aus Beton und Stahl etwa 700 Tonnen. „Dadurch, dass wir die Reibung so stark verringern, müssen wir rechnerisch nur 24 Tonnen bewegen“, erklärt Weißgräber. Eine Hydraulikanlage drückt das Bauwerk so in drei Stunden an den Zielort – also etwa sechs Meter pro Stunde oder anders ausgedrückt zehn Zentimeter pro Minute, sagt Weißgräber. Das sei für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar. Wichtig ist, dass das hunderte Tonnen schwere Bauteil später genau dort steht, wo es sein soll – davor wurden nämlich 16 bis 25 Meter lange Bohrpfähle vorbereitet, die mit den neuen Betonteilen verbunden werden und es stabilisieren.
Morak, Projektleiter der DB Netz, fasst die grundlegenden Änderungen durch die neue Brücke noch einmal zusammen: Der Tunnel wird insgesamt 73 Meter lang sein, also knapp 20 Meter kürzer als vorher. Davon seien aber gut zwölf Meter nach oben hin geöffnet, sodass Sonnenlicht in den Tunnel fällt. Vom Untergrund wird man kommendes Jahr noch einige Meter abtragen – zwischen Straße und Decke werden dann 4,5 Meter Platz sein. Die Geh- und Fahrradwege werden etwa zwei Meter höher liegen und von einem Geländer abgegrenzt sein.
Die bessere Sicherheitslage durch die breitere Straße und Gehwege sei neben der größeren Durchfahrtshöhe das Hauptanliegen der Stadt gewesen. Diese Anliegen seien nach dem „Eisenbahnkreuzungsgesetz“grundlegend für die Finanzierung solcher Projekte. Die Stadt Nördlingen trage die Projektkosten von mehr als 18 Millionen Euro deshalb selbst. Für den Zugverkehr hätte man die alte Bahnbrücke nämlich noch etwa 30 Jahre nutzen können. Die DB Netz zahle aber einen „Vorteilsausgleich“dafür, dass sie eine neue Brücke nutzen könne, erklärt Morak. Außerdem erhalte die Stadt Fördermittel vom Bund.
Bis zum kommenden Dienstag wird auch nachts gearbeitet. „Da hört keiner was von“, glaubt WeißGerald gräber. Die lauten Arbeiten im März seien glücklicherweise vorbei, sagt Morak. Die Bohrarbeiten seien ein „hartes Stück für die Anwohner“gewesen. Der Lärmpegel sei, sagt Morak und zögert kurz, „ganz ordentlich“gewesen.
Vom 16. August bis 23. August wird das Einschubelement auf der Ost-Seite bewegt. Darüber werden dann zukünftig wieder die Bayernbahn beziehungsweise das Nördlinger Eisenbahnmuseum fahren. Die Brücke selbst wird noch dieses Jahr fertiggestellt, kündigt Morak an. Bis April kommenden Jahres soll die Grundwasserwanne intakt sein. Danach beginne die Stadt Nördlingen mit dem Straßenbau.