Frauen retten Hollands Fußball-Ehre
In Klischees und Schubladen zu denken, sorgt für Entspannung zwischen den Ohren. Unwissenheit macht das Leben unbeschwerter. Frauen können besser bügeln, Männer können besser Auto fahren. Punkt. Muss man nicht groß darüber nachdenken. Glücklicherweise ist der Mensch während seiner Evolution klüger geworden. Weiß inzwischen, dass Frauen den Männern beim Einparken mindestens ebenbürtig sind, und dass Sterneköche Mamas Kochkünsten in nichts nachstehen.
Dennoch halten sich hartnäckig Vorurteile, die Mann pflegt. Im Fußball etwa. Kicken können die Frauen nicht. Die Europameisterschaft in den Niederlanden hat gezeigt: Doch, können sie sehr wohl. An dieser Stelle wurde oftmals der Niedergang des niederländischen „Football total“besungen, nun belehren die Nachbarn uns eines Besseren: mit ihren Frauen. Erfrischend trat die Elftal bei ihrer Heim-EM auf, stürzte Favoriten und krönte sich zum Titelträger.
Balsam für die geschundene, orangefarbene Fußballseele und ein Land, das bei jedem verpassten Männer-Turnier mit Hohn und Spott aus Germania überhäuft wird. Das Ländchen liegt den Balltreterinnen zu Füßen, es berauscht sich nicht mehr nur am Marihuana aus Coffeeshops, sondern an spielerischer Eleganz und Toren ihrer Frauennationalmannschaft.
Was dieser Erfolg bewirken wird? Ist doch klar. Niemand will dauerhaft als Verlierer dastehen. Und die männlichen Kicker sind das nun mal, spielten zuletzt, als hätten sie Antjes Holzschuhe an. Womöglich wird der holländische Fußballverband nun seine Nachwuchsförderung komplett überdenken. Männliche Talente werden umgeschult, spielen künftig Hockey oder setzen sich als Springreiter in den Pferdesattel. Weil: Die Frauen spielen jetzt den besseren Fußball.
Stimmt natürlich nicht. Sie spielen lediglich einen anderen Fußball. In keiner Sportart käme man auf den Gedanken, Frauen mit Männern zu vergleichen. Höchste Zeit also, dass ein Umdenken stattfindet.
Die Spielerinnen haben das allemal verdient.