Vorbeugen statt abschießen
Es ist eine Sensation. Erstmals seit 150 Jahren gibt es Wolfsnachwuchs in Bayern. Naturschutzverbände jubeln über die Nachricht. Und der bayerische Agrarminister? Der plädiert dafür, den Schutzstatus der Wölfe zu lockern und in Einzelfällen auch „Entnahmen“zu erlauben. Das Wort, das so steif und bürokratisch daherkommt, bedeutet in aller Regel nichts anderes als: Abschuss. Angesichts dreier Wolfswelpen die Diskussion um den Schutzstatus anzuheizen, ist eine völlig unpassende Reaktion. Dass Brunner enorme Kritik einstecken muss, verwundert nicht.
Von der Hand zu weisen ist freilich aber nicht, dass es zwischen Mensch und Tier einen Konflikt gibt. Genauer: Zwischen dem Landwirt, der sich um sein Vieh sorgt, und dem Wolf. Um diesen Konflikt zu entschärfen, braucht es aber keine Abschüsse, sondern vor allem eines: Der bestehende Präventionsfonds muss, wie von Experten immer wieder gefordert, aufgestockt werden. So könnten künftig nicht nur Forschungsprojekte, sondern auch Herdenschutzmaßnahmen – etwa der Bau von Elektrozäunen an Viehweiden – durch die öffentliche Hand gefördert werden.
Wichtig ist aber auch, nicht in Panik zu verfallen. Experten zufolge gibt es nur wenige Fälle, in denen Nutztiere von Wölfen gerissen wurden. Und auf Menschen gab es in den vergangenen Jahrzehnten in West- und Mitteleuropa nicht einen einzigen Übergriff durch einen Wolf.