Das Glück der Dummen
Verlieren können ist nicht jedermanns Sache. Manch Erwachsener hat im gestandenen Alter noch nicht gelernt, dass es bei Gesellschaftsspielen um Spaß geht. Wie schwer ist es dann erst für Kinder, zu akzeptieren, dass sie nicht immer nur gewinnen können. Die siebenjährige Tochter hat sich noch nie gerne auf der Verliererstraße gesehen. Seit sie Mensch-ärger-Dichnicht begriffen hat, ärgert sie sich regelmäßig so richtig. Wenn ihre roten oder blauen Männchen nicht als erste im Ziel stehen, fließen Tränen oder besser – es wird gleich das Brett samt Würfeln und Figürchen durch die Gegend geschmissen. Sie damit beruhigen zu wollen, dass es doch nur ein Spiel sei, fruchtet überhaupt nicht. Selbes Bild beim Rommée-Spiel. Wenn nicht mindestens zwei Joker auf der Hand sind oder Papa wieder mal ein besseres Blatt hat, fliegen die Karten und es wird gejammert: „Ich gewinne nie.“
Halt! Es gibt ein Spiel, da kann niemand der Tochter das Wasser reichen. Beim Memory ist sie einsame Spitze. Da musste die Mama kürzlich ehrlich eingestehen, dass sie sich so viele Karten nicht merken kann. Die Siebenjährige freute sich nach dem ersten haushoch gewonnenen Spiel diebisch. Doch beim zweiten kam fatalerweise die Wende. Die Mama hatte einen (kurzen) Lauf, deckte Pärchen um Pärchen auf – vermutlich nur, weil die Karten schlecht gemischt waren und nebeneinander lagen. Trotzdem war die Tochter empört und kurz vor einem Wutanfall: „Das ist gemein. Du hast selbst gesagt, Du kannst nicht Memory spielen. Das ist total unfair!“Wie war das noch, das Glück ist mit den Dummen? In der Folge verlor die Mama dann doch. Sie weiß halt, was sich gehört. Oder ist einfach zu schlau ...