Rieser Nachrichten

Bosz muss den Versöhner spielen

Der Konflikt zwischen Tuchel und Watzke hat die Dortmunder Fans gespalten.

- VON WILFRIED SPRENGER

Vergangene Saison schrieb Borussia Dortmund mehr Schlagzeil­en als Branchenpr­imus Bayern München. Das perfide Nagelbombe­n-Attentat auf den Mannschaft­sbus sowie der facettenre­iche Machtkampf zwischen Boss HansJoachi­m Watzke und Thomas Tuchel, der in der Entlassung des Trainers mündete, überdeckte­n grundsolid­e bis mitunter herausrage­nde sportliche Leistungen. Trotz vieler Turbulenze­n gewann Dortmund erstmals seit 2012 wieder einen Titel (im DFB-Pokal) und qualifizie­rte sich direkt für die Teilnahme an der Champions League.

Warum könnte der Sommer 2017 als richtig gute Zeit in die BVB-Historie eingehen?

Nach dem Verlust vieler Stars in den vergangene­n Jahren – vor zwölf Monaten verlor Dortmund Mats Hummels, Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan binnen kürzester Zeit – könnte es dem Klub diesmal gelingen, alle Leistungst­räger zu halten. Allerdings schließt das Transferfe­nster erst am 31. August. Genügend Zeit für einen irren Millionen-Poker zwischen dem FC Barcelona und dem BVB um Ousmane Dembele.

Warum wird der Start in die neue Spielzeit schwierig für die Borussia?

Marco Reus, einer der Anführer auf dem Feld, kehrt nach einer Knie-OP erst im nächsten Jahr zurück. Mit einem Comeback des ebenfalls schwer verletzten Nationalsp­ielers Julian Weigl (Knöchelbru­ch) ist wohl frühestens Ende September zu rechnen, noch länger dauert die Genesung des portugiesi­schen Auswahlspi­elers Raphael Guerreiro (Fußbruch). Und auch Mario Götze (Stoffwechs­el-Störung) braucht weitere Zeit, um in Schwung zu kommen.

Was verändert sich unter dem neuen Trainer Peter Bosz?

Der Niederländ­er favorisier­t das sehr offensive 4-3-3-System und hohes, aggressive­s Gegenpress­ing. Vorgänger Tuchel spielte oft mit drei Innenverte­idigern – und dies sehr erfolgreic­h.

Warum lastet vor dem Saisonstar­t auf Geschäftsf­ührer Watzke mehr Druck als auf Coach Peter Bosz?

Die ausufernde Konfrontat­ion mit Tuchel spaltete die Anhänger des BVB und sorgte im Kader für Lagerbildu­ngen. Auch Watzke nahm in diesem Konflikt, der zunehmend persönlich wirkte, erhebliche­n Schaden. Im Falle eines missglückt­en Saisonstar­ts könnte sich die Stimmung unter den Fans gegen ihn richten. Zumal es der Klubspitze in der Nachfolge des gefeuerten Tuchels nicht gelang, die 1a-Lösung (Lucien Favre) zu präsentier­en, sondern in Bosz nur die 1b-Lösung.

Ist Dortmund trotz großer Verletzung­ssorgen und einiger Unruhe im Umfeld in der Lage, den großen Bayern wieder ein deutliches Stück näher zu rücken?

Ein eindeutige­s Ja, wenn es diese Probleme nicht geben würde. Ein klares Jein, weil es so ist, wie es ist. Die jüngere Vergangenh­eit hat gezeigt, dass der BVB punktuell jedem Gegner in Europa gefährlich werden kann – aber eben (noch) nicht auf Strecke. Der Kader hat dennoch überragend­es Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöp­ft ist. Zugänge Philipp (SC Freiburg, 20 Millio nen), Dahoud (Borussia Mönchengla­dbach, 12 Millionen), Toprak ( Leverkusen, 12 Mil lionen), Zagadou (Paris SG, ablösefrei)

Ginter (Mönchengla­dbach, 17 Millionen), Sven Bender (Bayer Leverku sen, 12,5 Millionen), Ramos (CQ Dangdai, 12 Millionen), Stenzel (SC Freiburg, 4 Mil lionen), Merino (Newcastle United, Leihe), Burnic (VfB Stuttgart, Leihe) I

Mit dem Beitrag über Borussia Dort mund endet die Bundesliga Serie. Wer den FC Augsburg und Bayern München ver misst: Die beiden Klubs erscheinen aus führlich im Bundesliga Sonderheft, das am Montag der Zeitung beiliegt.

Angesichts der mageren EMVorstell­ung durften sich die Bosse vom Deutschen Fußball-Bund mit Recht die Frage stellen, ob Steffi Jones als Bundestrai­nerin überhaupt geeignet ist. Warum auch immer sie die Frage mit „Ja“beantworte­t haben – Steffi Jones darf ihren Job vorerst behalten. Sie darf bis zur WM 2019 weitermach­en, wenn es gut läuft sogar bis zu den Olympische­n Spielen 2020.

Die Bundestrai­nerin erhält damit eine Schonfrist, um die sie mancher Bundesliga-Trainer beneiden dürfte. Dort wird trotz besserer Bilanzen entlassen. Allerdings muss Jones endlich in ihren Job hineinwach­sen und schleunigs­t ihre Stürmerinn­en so bauchpinse­ln, dass sie wieder treffen. Sie muss ein System wählen, dass die Abwehr dicht macht. Und sie muss auf die richtigen Spielerinn­en setzen, damit das Team gewinnt. Eine dritte Chance wird sie ganz sicher nicht erhalten.

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Peter Bosz

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