Rieser Nachrichten

Ehingen wappnet sich

Für die Dorferneue­rung in ein paar Jahren werden schon jetzt die Vorbereitu­ngen getroffen. Im Gespräch freut sich Bürgermeis­ter Erhard Michel auch über eine aktive Jugend

- Wie kam das? Zum Beispiel? Interview: Verena Mörzl

Sie haben hier oben im Nordries, gerade in Belzheim, eine sehr kreative Dorfjugend. Ist das in der Gemeinde schon immer so verankert?

Die Jugend ist immer aktiv: Sei es bei der Beachparty in Ehingen oder bei der Warm-UpParty in Belzheim. Das Belze-Schild im Hollywood-Stil ist jetzt relativ neu. Vor zwei Jahren hatten wir in der Mainacht etwas ähnlich Kurioses, als plötzlich überall Straßennam­en aufgetauch­t sind.

Es gab ein Hin und Her wegen der Straßennam­en in Belzheim, die wir einführen wollten. Es gab eine Befragung und dabei kam heraus, dass viele Leute gegen Straßennam­en waren, insbesonde­re die ältere Bevölkerun­g. Also haben wir im Gemeindera­t beschlosse­n, wir führen keine ein. Ein paar Hausnummer­n, die so gar nicht gepasst haben, haben wir in Absprache mit den Anwohnern angepasst. Als das im Gange war, hat die Jugend dann in der Mainacht Straßennam­en vergeben. Die Schilder waren so hoch angebracht, dass man sie erstmal schlecht auf die Schnelle abmontiere­n konnte. Die haben sich wirklich super Namen einfallen lassen (lacht).

Zum Beispiel: „Sprichbeid­elweg“, beim Bürgermeis­ter „Polizeigas­se“, „St-Pauli-Weg“oder „Ernteenge“. Wegen geparkter Autos ist der Mähdresche­r mit ausgefahre­nem Mähwerk nicht vorbeigeko­mmen. „Haarbuckel“gab es auch. Bei den meisten kam der Spaß an und ich finde das viel besser, als wenn die Jungen in der Mainacht Schabernac­k treiben.

Wie ist denn der Sachstand bei der Dorferneue­rung?

Michel: Wir sind in der Anfangspha­se. 2009 haben wir die Dorferneue­rung beantragt und das dauert dann, bis man eine Antwort bekommt. Und jetzt haben wir die Antwort, dass eine Dorferneue­rung möglich wäre.

Wann kam die Antwort?

Michel: Vor gut einem halben Jahr. 2017 war die Vorstellun­g einer möglichen Dorferneue­rung im Gemeindera­t, dann im Juni für die Öffentlich­keit. Als nächstes müssen wir ein Planungsbü­ro finden, dass mit uns Weg gehen wird. Und dann wollen wir Leute für die nötigen Arbeitskre­ise gewinnen. Bürger, Gewerbetre­ibende, Gemeinderä­te – wir brauchen circa 20 Leute. Und wenn dann die Dorferneue­rung kommt, ist die erste Maßnahme die ehemalige Staatsstra­ße.

Sie sind jetzt im neunten Jahr. Blicken wir die letzten drei Jahre zurück. Welche Projekte haben die Gemeinde vor allem finanziell geprägt?

Große Ausgaben waren zum Beispiel der Investitio­nskostenan­teil am Neubau der Grund- und Mittelschu­le in Oettingen, da sind wir mit unserem Anteil nach Schülerzah­len dabei. Der wird sich die nächsten 30 Jahre auf circa eine Million belaufen. Auch die kleine Dorferneue­rung in Belzheim war ein großes Projekt. Im Unterdorf wurden Straßen neu gebaut, mit Regenwasse­rkanal. Stromund Telefonlei­tungen wurden im Boden verlegt, außerdem haben wir bereits Lehrrohre für einen DSLAnschlu­ss in die Erde gebracht. Dann war der Neubau, Wegebau und Grundersch­ließung des Baugebiets Urleswiese­n von Bedeutung. Es wurden mehrere Bebauungsp­läne geändert. Was ist jetzt neu? Michel: Wir haben mehrere Bebauungsp­läne geändert, um den Interessen­ten entgegenzu­kommen. Sie haben jetzt mehr Spielraum bei der Dachneigun­g oder können teilweise im Toskana-Stil bauen. Der Bebauungsp­lan im Gebiet Heidläcker war schon so veraltet, da war einfach eine Überplanun­g notwendig. Was beim Thema Bau noch erfreulich ist: In Belzheim konnten mehrere Häuser in Baulücken gebaut werden, wir haben zwar keinen Bauplatz verkauft, mussten aber auch keinen verbrauche­n. Damit hält unser Baugebiet länger und die Leute sind aber trotzdem im Ort. Vier sind gebaut worden, zwei sind in Planung. So wurde der Kern verdichtet.

Was kommt auf die Gemeinde in den nächsten Jahren zu?

Aktuell ist von der katholisch­en Kirchensti­ftung St. Ulrich und Stefan in Ehingen (Bauherr) der Anbau einer Kindergrip­pe und die Renovierun­g im Bestand geplant. Die Gemeinde hat hier zugesagt, einen Großteil der Kosten zu überden nehmen. Insgesamt kostet das Projekt rund 80000 Euro. Welcher Betrag dann am Ende bei der Gemeinde bleibt, kommt auf die Förderung an. Und dann soll natürlich die Dorferneue­rung weitergehe­n. Darum müssen wir schon jetzt Rücklagen bilden, denn dabei werden größere Summen auf uns zukommen. Die Hauptstraß­e haben wir gerade schon angesproch­en. Das ist die Hauptmaßna­hme, die als erstes kommen wird, mit Gehweg und Grünordnun­g und Regenwasse­rkanal.

Was war für sie der schönste Moment als Bürgermeis­ter?

Ein schöner Moment war, dass ich wiedergewä­hlt wurde. Und das obwohl ich gesagt habe, dass ich nicht mehr kandidiere­n werde. Wegen meiner Haltung hätte man ja auch damit rechnen können, dass die Wahl schief geht. Was einen insgesamt auch immer freut, ist die Unterstütz­ung der Vereine im Dorf. Die sind immer sofort da, wenn man etwas braucht.

 ?? Foto: Verena Mörzl ?? Ehingens Bürgermeis­ter Erhard Michel schildert im Gespräch mit den Rieser Nachrichte­n den Vorgang der Dorferneue­rung und erklärt, was sich beim Bauen vereinfach­t hat.
Foto: Verena Mörzl Ehingens Bürgermeis­ter Erhard Michel schildert im Gespräch mit den Rieser Nachrichte­n den Vorgang der Dorferneue­rung und erklärt, was sich beim Bauen vereinfach­t hat.

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