Zimmer Service
Zwei Stationen bloß mit der Tram Nummer 3 vom Hauptbahnhof bis zum Neumarkt sind es, noch ein paar Schritte, und schon steht man vor einem Ensemble wunderschöner alter Häuser, die sich wie ein Karree um eine geschützte ausladende Terrasse schließen. Die Terrasse gehört zum Hotel Florhof mit seinen gerade mal 32 schmucken Zimmern, und wer dort einkehrt oder abends speist, ist ganz für sich. Kein Auto ist zu hören, nur die Köpfe der Spazierenden und Fahrradfahrer sieht man hügelab hinter der Brüstung abtauchen. Das Hotel ist eine echte Enklave im eng bebauten Zürich. Das Schauspielhaus ist ganz nah, das Kunsthaus befindet sich in Rufweite.
Wer einmal hier war, kommt immer wieder. Man wird liebevoll empfangen, fühlt sich schnell zuhause. 1576 stand das Hotel noch außerhalb der Stadtmauern und war bis
1907 Fabrikantenvilla und Produktionsort zugleich für die Herstellung eines besonderen Seidenflors. Zürich war zu der Zeit berühmt für seine Seiden.
Heute ist das kleine und feine Hotel in dritten Generation im Besitz einer Zürcher Familie, eine Art Zufluchtsort für Menschen, die mal abtauchen wollen. Schauspieler, Schriftsteller, einfach Ruhe Suchende. Bei der Restaurierung wurde modernes Design gekonnt mit Altem gemischt. Wunderbare Betten, neue Bäder, Streifentapeten an den Wänden, Bauernleinen auf den Betten, alte Lüster und herrliche Kachelöfen. Die Atmosphäre scheint ganz und gar privat.
Die Zimmer haben Solothurner Eichenparkett oder Stuckdecken. Die Fensterflügel öffnen sich weit zu den blassblauen Außenwänden. Für mich war der Florhof eine echte Entdeckung. Am oberen Rand der so genannten Niederstadt gelegen und doch mittendrin. Ein Ort der Stille, aber auch der Kulinarik.
Inge Ahrens