Wer kümmert sich um die Kinder?
Eltern geben ihren Nachwuchs immer häufiger in die Betreuung. Nicht nur, weil sie berufstätig sind. Experten zufolge geht es auch um finanzielle und soziale Aspekte. Die Region steht gut da
Nördlingen Hinter vorgehaltener Hand scheint es, als entwickelte sich eine gängige Annahme inzwischen auch auf dem Land rückläufig: Und zwar diejenige, dass Mütter oftmals bei ihren Kleinen zu Hause bleiben würden oder zumindest Großeltern einen Teil der Betreuung übernehmen. Das hat teils gesellschaftliche Gründe, weil Frauen ihren Job nicht aufgeben wollen, teils aber auch finanzielle und soziale Ursachen. Der Bedarf an Kita-Plätzen scheint noch immer nicht zu stagnieren. Für den Landkreis gibt es allerdings gute Nachrichten: Probleme oder gar Platzmängel existieren nicht.
Nach Angaben des Landratsamtes Donau-Ries werden in der Region derzeit diverse Kitas und Horte ausgebaut. Einige Projekte sind bereits abgeschlossen. Der Kita-Zuständige für die Stadt Nördlingen, Karl Stempfle, bestätigt ebenfalls: Bei sämtlichen Sanierungen an Kindergärten oder Schulen wurde zudem vergrößert. In Fremdingen soll es ab 2018 mehr Platz für die Kleinen geben und der Anbau eröffnet werden. Im Interview mit unserer Zeitung sagte Bürgermeister FrankMarkus Merkt jüngst: „Die aktuellen Zahlen haben dazu geführt, dass wir in der ehemaligen Schulküche einen weiteren Gruppenraum einbauen. Mittlerweile haben wir auch eine Zusage für hohe Fördergelder.“Die Zahl der Erzieher werde zudem von sechs auf zwölf aufgestockt. In Maihingen wurde ebenfalls vergrößert. Nach Angaben von Bürgermeister Franz Stimpfle gebe es im Erdgeschoss nun unter anderem eine Küche und einen Essensraum und das Obergeschoss stünde vollkommen für die Schulkinder zur Verfügung. Die Förderung lag bei rund 40 Prozent. In Maihingen hätte die Gemeinde das fortgeführt, was Eltern einst initiiert hätten: die Etablierung von Krippenplätzen. Zwar gebe es vereinzelt noch die Konstellation, dass Großeltern zuhause die Betreuung übernehmen würden, doch oftmals seien auch diese berufstätig, was einen Kitaplatz schließlich notwendig macht.
Die Liste mit neuem Betreuungsangebot lässt sich noch ergänzen. Auf dem ehemaligen Kathrein-Gelände in Nördlingen wird bald die „Krümelkiste“eröffnen, eine sogenannte „Großtagespflege“. Ein ausführlicher Bericht dazu folgt in einer der nächsten Ausgaben der Rieser Nachrichten. Weitere Kommunen werden folgen oder sind mit ihrem Umbau vorerst fertig.
Karl Stempfle ist seit 1995 unter anderem für die Kinderbetreuung in Nördlingen zuständig und bestätigt das, was auch die Sprecherin des Landratsamtes, Gabriele Hoidn, bereits vermeldet hat: Die Kommunen in der Region sind für die Kinderbetreuung inzwischen gut aufgestellt. Unterschieden werden drei Gruppen: Kleinkinder von null bis drei Jahren, Regelkinder bis zum Schulalter und schließlich die Sechs- bis Zehnjährigen. Laut Gesetz haben Eltern einen Rechtsanspruch darauf, dass ihre Kinder betreut werden. Allerdings müssen sie auch im schlechtesten Fall eine Krippe wählen, die mehrere Kilometer von zuhause entfernt ist.
In Nördlingen, so betont Stem- bekomme jedes Kind einen Platz: „Alle Drei- bis Sechsjährigen sind versorgt.“Schwierigkeiten gebe es nur bei Familien, die während des Jahres zuziehen würden. Diese müssten nämlich die Einteilungsphase für ihren Wunschplatz im Januar abwarten oder eben in eine Kita oder einen Kindergarten mit freien Plätzen gehen, meist in den Stadtteilen. Grundsätzlich läuft die Platzverteilung in Nördlingen so ab: Die Eltern melden sich im Herbst für das kommende Kindergartenjahr an. Ende Januar findet dann eine Besprechung mit allen Leiterinnen und den Trägern statt. Dann werde vorgelesen, welche Regelkinder in die Schule kommen. „Für diese beispielsweise 25 Kinder werden dann ja 25 Plätze frei. Also können 25 Buben oder Mädchen nachrücken. Andere Leiterinnen streichen diese Namen dann gegebenenfalls auch von ihrer Liste. Denn Mehrfachanmeldungen kommen ebenfalls vor.“Die Ursachen darin sind nach Stempfles Meinung Angst oder Panik, dass ihre Kinder nicht aufgenommen werden könnten. Für die übrigen Kinder werde dann ein Platz gesucht.
Claudia Wernhard leitet seit 2008 die Landkreis-Fachstelle für Kindertagesbetreuung. Ihrer Ansicht nach liegt die gesteigerte Nachfrage nach Betreuungsmöglichkeiten nicht nur an dem Wunsch nach Selbstständigkeit der Mütter oder der finanziellen Unabhängigkeit von Familien. Viele Kinder würden bewusst früher in den Kindergarten gebracht, weil die Förderung dort so gut sei. Viele Eltern seien der Anpfle, sicht, dass die Gemeinschaft dort besser ist, was aber nicht heißen müsse, dass beide Eltern berufstätig seien. Manchmal wären die Kinder nur zwei oder drei Tage in den Einrichtungen. Klar scheint jedoch, dass es einen klaren Wandel in der Gesellschaft und eine spürbare Tendenz gibt, Kinder früher zu fördern. Das sieht auch Karl Stempfle so und verweist auf die „hervorragend ausgebildeten Erzieherinnen“.
Im Internet können sich Familien im Landkreis Donau-Ries über das folgende Portal über die Betreuungsmöglichkeiten informieren: www.familie-im-donau-ries.de. Auch die Einrichtung eines solchen Portals 2015 belegt, dass die Betreuung von Kindern in vielen Familien einen höheren Stellenwert erlangt hat, als noch vor wenigen Jahren.