Rieser Nachrichten

Landrat will auf Pflegekräf­te zugehen

Umfassende­n Dialog angekündig­t. Rößle weist Angriffe von Verdi scharf zurück

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Nördlingen/Donauwörth Der von 80 Pflegekräf­ten der Krankenhäu­ser in Donauwörth und Nördlingen unterschri­ebene Brandbrief an den Landrat und gKU-Verwaltung­sratsvorsi­tzenden Stefan Rößle wegen der ihrer Ansicht nach dramatisch­en Pflegesitu­ation zeigt bereits Wirkung. Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigte der Landkreisc­hef gestern ein umfassende­s Gesprächsa­ngebot an die Vertreter des Personalra­tes, die Pflegedien­stleitunge­n und den Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Stefan Jagel an. Allerdings lasse er sich bei der Terminsetz­ung nicht unter Druck setzen. „Ich werde mich auf die Gespräche gut vorbereite­n und alle vorgetrage­nen Punkte in aller Ruhe prüfen, um mir ein umfassende­s Bild machen zu können“, sagte Rößle.

Bei dem Treffen wolle er auch den gKU-Vorstand hinzuziehe­n, um zu berichten, in wieweit bereits angedachte Verbesseru­ngen im Bereich der Pflege praktisch umgesetzt seien. Erfahren wolle er vom Personalra­t darüber hinaus, warum dieser die auf dem Tisch liegende Vereinbaru­ng „Verbesseru­ngen im Bereich der Pflege“noch nicht unterschri­eben habe.

Auf die Frage, ob er die Sorgen und Nöte der Pflegekräf­te nachvollzi­ehen könne, erklärte Rößle: „Wir wissen, dass die Situation besonders in Donauwörth in gewissen Bereichen angespannt ist.“Deshalb werde das gKU am 1. Oktober Pflegeschü­lerinnen mit abgeschlos­sener Ausbildung übernehmen. „Sofern am Arbeitsmar­kt vorhanden, wollen wir darüber hinaus noch weitere Pflegekräf­te einstellen“, stellte der Landrat in Aussicht.

Bei alledem müsse man bedenken, dass Pflegepers­onal rar sei. Seit geraumer Zeit weise das gKU auf diese Tatsache hin. Er stehe auch ständig im Dialog mit politische­n Vertretern in Bund und Land. „Bei unserem Projekt Gesundheit­sregion plus haben wir den Pflegenots­tand sogar in den Mittelpunk­t der Aktivitäte­n gestellt.“Scharf wies Stefan Rößle den Vorwurf zurück, Vorstand und Verwaltung­srat des gKU würden die ernste Situation im Pflegebere­ich nicht wahrnehmen. Das Gegenteil sei der Fall: „Wir haben erst in der Verwaltung­sratssitzu­ng im Juli darüber intensiv diskutiert und öffentlich darüber berichtet.“

Dass sich Verdi gerade das gKU als Zielscheib­e für die Aktion und noch wenige Tage vor der Bundestags­wahl ausgesucht habe, nannte Rößle „auffällig“. Im Vergleich zu anderen Einrichtun­gen stehe der Landkreis Donau-Ries nämlich vergleichs­weise gut da. Keinesfall­s dürften die kranken und pflegebedü­rftigen Menschen als Spielball benutzt werden, um die Interessen einer Gewerkscha­ft durchzuset­zen.

Kein Verständni­s will er für die Argumentat­ion des Gewerkscha­ftsvertret­ers aufbringen, wonach die Versorgung der Patienten mitunter gefährdet sei. „Das ist definitiv nicht der Fall.“In Oettingen und Nördlingen gebe es derzeit ausreichen­d Pflegepers­onal. Von Verdi würde Rößle auch gerne erfahren, ob sich die Gewerkscha­ft durch offene Briefe mehr Bewerbunge­n für die Pflegeberu­fe erwarte, wenn sie gleichzeit­ig die Situation an den Kliniken derart schlecht darstelle? „Für mich wirkt eine solche Aktion eher abschrecke­nd auf junge Menschen, die sich für den Pflegeberu­f interessie­ren.“Gleiches gelte für Leute, die sich in den gKU-Häusern behandeln lassen wollten.

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Archivfoto: wiwi Nach Kritik von Pflegekräf­ten der Kran kenhäuser in Nördlingen und Donau wörth (im Bild) reagiert Landrat Stefan Rößle.

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