Neue Kita eröffnet im alten Kathrein Gebäude
Die „Krümelkiste“ist die einzige Großtagespflege im Landkreis. Was die Gründerinnen vorhaben
Nördlingen „Kathrein Mobilcom“steht noch über dem Portal. Im Eingangsbereich weiße Wände, grauer Linoleumboden und eine Stechuhr an der Wand. Vieles erinnert noch an die frühere Nutzung des Industriegebäudes in der Nürnberger Straße. Kinderlachen und bunte Wände gab es bisher nicht. Das ändert sich. Denn Jasmin Albert und Sandra Feldmeier gehören zu den neuen Mietern im Gewerbepark Ritter in Nördlingen (so der neue Name des Komplexes).
Albert ist Erzieherin und Feldmeier Tagesmutter. Zusammen mit den Kindern, die Sandra Feldmeier bisher in ihrer Privatwohnung betreut, werden die beiden Unternehmerinnen in das ehemalige Kathrein-Gebäude einziehen. „Die Krümelkiste ist ein Mini-Kindergarten“, sagt Jasmin Albert. Bis zu 16 Kinder, maximal zehn zur selben Zeit, im Alter zwischen null und zehn Jahren dürfen die beiden Frauen dort betreuen. Im Amtsdeutsch heißt das „Großtagespflege“. Claudia Wernhard, die beim Landratsamt Donau-Ries für die Kinderbetreuung und Kindertagesstätten zuständig ist, bestätigt: „Das ist derzeit die einzige Einrichtung dieser Art im Landkreis.“Also ein privates Unternehmen für Kinderbetreuung ohne einen übergeordneten Träger, das aber von den Behörden begleitet und überprüft wird.
„Wir werden uns nicht von anderen Kindereinrichtungen unterscheiden“, sagt Erzieherin Albert. Sie hat viele Jahre in Krippen, Kindergärten, in Horten und Behinderteneinrichtungen gearbeitet. „Bei uns wird es vielleicht etwas familiärer, weil wir kleiner sind“, sagt sie. „Wir sind sehr dicht an den Kindern dran, und der Kontakt zu den Familien ist sehr eng.“Grundsätzlich hat die Erzieherin eine Konzeption ausgearbeitet, die vom Landratsamt genehmigt wurde. Der Bedarf an Betreuungsplätzen in Nördlingen sei auf jeden Fall gegeben, sind sich die beiden Existenzgründerinnen sicher, die das unternehmerische Risiko tragen. Obwohl sie bisher kaum Werbung gemacht haben, gab es schon viele Anfragen. „Vor allem für ganz Kleine und für Schulkinder“, sagt Sandra Feldmeier.
Der Vorteil der „Krümelkiste“ist dabei wohl, dass sie flexibler reagieren können als die anderen Kitas. Und dass auch Kinder aus Nachbargemeinden ganz unkompliziert aufgenommen werden können. Wer sein Grundschulkind in den Ferien versorgt wissen will, oder wer bis zum Start in der Krippe oder im Kindergarten noch überbrücken will, kann in der Krümelkiste anfragen. Genauso jemand, der zwei Stunden ins Fitnessstudio gehen möchte, das auch in den neuen Gewerbepark einzieht. FachstellenLeiterin Claudia Wernhard wünscht sich, dass eine gewisse Konstanz bei der Belegung erreicht wird. Das ist auch das Ziel der Krümelkiste-Chefinnen.
Erst einmal haben Albert und Feldmeier Geld in die Hand genommen und die Umbaukosten in dem 140 Quadratmeter großen Raum gestemmt. Ein Schlafraum mit bunten Betten, Möbel, Regale, Raumteiler, ein Wickelplatz, eine Küchenzeile, Spiele und Material wurden angeschafft. Mit dem Ergebnis sind die beiden sehr zufrieden, der Raum ist hell und freundlich geworden. Keine Spur mehr von Lagerraumund Büroatmosphäre. Nur der Außenbereich macht den Frauen noch Sorgen. „Wir dürfen die Wiesen nutzen, aber Geräte haben wir noch nicht“, sagt Albert. Ganz dringend ist ein Zaun notwendig. Um einen Außenbereich gestalten zu können, haben die Chefinnen die umliegenden Firmen angeschrieben und um Spenden gebeten. „Von der Stadt Nördlingen kommt leider kein Zuschuss für Spielgeräte“, sagt Albert.
Karl Stempfle vom Liegenschaftsamt der Stadt Nördlingen bestätigt, dass sich die Stadt nicht an den Investitionskosten der „Krümelkiste“beteiligt, wohl aber an den Betreuungskosten, wie bei anderen Kitas auch. Er begrüßt die private Initiative und glaubt, dass „gerade Spitzen“abgefangen werden können. Im Kindergartenbereich sei Nördlingen gut aufgestellt, bei Krippe und Hort gebe es immer wieder mehr Nachfrage. Als Konkurrenz zu den anderen Einrichtungen in Nördlingen sieht Stempfle die Krümelkiste nicht. Bisher sei es immer gelungen, alle Kindereinrichtungen an einen Tisch zu bekommen und mit den Trägern einheitliche Gebühren für die Eltern festzulegen. Da sei die Krümelkiste jetzt eben noch nicht dabei und könne eigene Gebühren erheben. „Die Stadt will auf jeden Fall Dumpingpreise vermeiden“, sagt Stempfle.